ifo-Umfrage: Industrie erwartet schlimmeren Einbruch der Produktion als in Weltfinanzkrise
Die deutsche Industrie steht laut einer Umfrage des Ifo-Instituts nach einem starken Jahresauftakt vor schweren Zeiten.
Ab März sei mit einem heftigen Einbruch der Fertigung in wichtigen Bereichen der Industrie zu rechnen, wie aus einer am Dienstag in München veröffentlichten Umfrage des Forschungsinstituts hervorgeht. Im Februar zeigte sich noch ein überraschend positives Bild. Im verarbeitenden Gewerbe legte die Produktion im Monatsvergleich um 0,3 Prozent zu, wie aus Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht, die ebenfalls am Dienstag in Wiesbaden veröffentlicht wurden.
Analysten wurden von der Entwicklung im Februar überrascht. Sie hatten einen Rückgang um 0,8 Prozent im Monatsvergleich erwartet. Darüber hinaus war der Anstieg der Produktion zum Jahresauftakt noch stärker als bisher bekannt. Demnach sei die Fertigung im Januar um 3,2 Prozent gestiegen, nachdem zunächst nur ein Zuwachs um 3,0 Prozent gemeldet worden war. Der Januar-Anstieg war damit der stärkste seit November 2017.
Allerdings hatte die Corona-Pandemie im Februar noch keine eindeutigen Effekte auf die Industrieproduktion in Deutschland, wie es weiter in der Mitteilung des Bundesamts hieß. Jedoch zeigte die Krise erste Auswirkungen auf die Erhebung der Daten. Die Produktionswerte der Betriebe in Rheinland-Pfalz konnten im Februar wegen des derzeit eingeschränkten Dienstbetriebs im Statistischen Landesamt Rheinland-Pfalz nicht einbezogen werden.
Wie stark die Industrie in der führenden europäischen Volkswirtschaft in den kommenden Monaten durch die Corona-Krise getroffen wird, machte eine Umfrage des Ifo-Instituts deutlich. Der von den Forschern nach einer Umfrage ermittelte Index der Produktionserwartungen im März fiel um 22,8 Punkte auf minus 20,8 Zähler. Dies ist der schärfste Einbruch seit Beginn der Umfrage im Jahr 1991.
Selbst in der Weltfinanzkrise habe der Index im November 2008 nur um 13,3 Punkte nachgegeben, hieß es weiter. Nach Ansicht der Wirtschaftsforscher könnte die tatsächliche Produktion der nächsten Monate noch stärker einbrechen, als der Index-Wert erwarten lasse. "Vermutlich ist die Entwicklung noch unterzeichnet, weil die meisten Antworten bis Mitte des Monats März eingingen", sagt der Leiter der Befragungen, Klaus Wohlrabe.
Obwohl den Umfrageergebnissen zufolge alle Branchen die Folgen der Corona-Krise im März zu spüren bekamen, blickten die Autobauer besonders pessimistisch in die Zukunft. Gleiches gilt für die Gummi- und Kunststoffindustrie, sowie den Maschinenbau. Die Unternehmen sind in der Corona-Krise von einem starken Ausfall der Nachfrage und der Störung der weltweiten Lieferketten betroffen.
Lichtblicke erkannten die Ifo-Forscher in der Chemie-Branche. Diese sei laut Wohlrabe weniger von den Folgen der Corona-Epidemie betroffen. In der Lebensmittel- und Getränkeindustrie habe sich der Index, trotz leichter Rückgänge, sogar noch im positiven Bereich halten können.
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MÜNCHEN (dpa-AFX)
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