In der Kritik

Kommt Shein-Aktie doch nicht an die Börse? US-IPO könnte platzen

28.06.24 21:03 Uhr

Platzt der Börsengang der Shein-Aktie? Experten skeptisch | finanzen.net

Der chinesische Billig-Anbieter von Kleidung, Shein, hat im November letzten Jahres einen vertraulichen Antrag auf Börsengang in den USA eingereicht. Seither ist es still um die möglichen Börsenpläne des Unternehmens geworden. Die Chancen, dass es zu einem US-IPO kommt, werden laut Experten immer geringer.

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• Shein stellt vertraulichen Antrag auf US-IPO
• Seither keine weiteren Infos zu möglichen Börsengang
• Weicht Shein von der NYSE nach London aus?

Noch Ende November 2023 sorgte die Nachricht für Schlagzeilen, der Fast-Fashion-Anbieter Shein plane ein IPO in den USA. Wie der US-Nachrichtensender CNBC damals berichtete, habe das Unternehmen aus China einen vertraulichen Antrag auf einen Börsengang in den USA bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Mit der Sache vertraute Personen hatten dabei durchblicken lassen, dass ein IPO noch in 2024 über die Bühne gehen solle. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg zuvor berichtet hatte, habe sich Shein dabei eine Bewertung von bis zu 90 Milliarden US-Dollar erhofft.

Shein hat in den letzten Jahren mit seinem Geschäftsmodell, Kleidung zu extrem niedrigen Preisen anzubieten, immer größere Beliebtheit erfahren. Auf der anderen Seite sieht sich der Konzern aus China auch zunehmend mehr Kritik wegen schlechter Arbeitsbedingungen in seinen Fabriken sowie dem Vorwurf einer Überproduktion von Kleidung gegenüber.

Trotz dessen scheint der Aufstieg des Unternehmens ungebrochen. So expandierte Shein mit Vertriebszentren in den USA, Europa sowie Kanada, damit die Lieferzeiten weiter verringert werden konnten. Auch die Fertigung in Indien, der Türkei und Brasilien wurde ausgebaut.

Shein auch in Deutschland immer beliebter

Auch in Deutschland kaufen immer mehr Verbraucher bei Billig-Shopping-Portalen wie Shein und Temu ein, wie eine Konsumenten-Befragung des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH im Mai ergab. Aus dieser geht hervor, dass der Kleidungsanbieter seine Bestellhäufigkeit verglichen mit 2023 mehr als verdoppeln konnte. So kommentiert IFH-Geschäftsführer Kai Hudetz gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Immer mehr Menschen greifen auf Temu und Shein zurück. Das liegt vor allem an den niedrigen Preisen. Die Menschen in Deutschland sind sehr auf Preise fokussiert. Ohne die Inflation und die Verunsicherung wären Temu und Shein hierzulande nicht so schnell gewachsen."

Doch auch die Behörden sind mittlerweile auf den Billig-Anbieter aus China aufmerksam geworden. So reichte das Land Nordrhein-Westfalen erst kürzlich bei der Jahres-Finanzministerkonferenz einen Antrag auf strengere Zollvorschriften sowie Kontrollen für chinesische Onlinehändler wie Temu und Shein ein. "Die massive Flut von teilweise gesundheitsgefährdender Billigware aus Fernost trifft an unseren Grenzen auf einen Zoll, der darauf nicht vorbereitet ist. Eine effektive Kontrolle, was auf unseren Markt gelangt und ob es fair besteuert ist, findet de facto nicht statt", so NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk laut der Deutschen Presse-Agentur. Dies müsse sich ändern, auch um heimische Kleidungshersteller zu schützen: "Die chinesischen E-Commerce-Riesen machen Kasse auf Kosten des deutschen Steuerstaats und verzerren den hiesigen Wettbewerb so drastisch, dass ehrliche Gewerbetreibende innerhalb der EU ihm kaum noch standhalten können." Auch auf europäischer Ebene soll gehandelt werden.

Sino-US-amerikanischer Konflikt belastet

Zu dem Gegenwind seitens internationaler Behörden gesellt sich ein sich verschärfender Handelskonflikt zwischen den USA und China hinzu. Umso schwieriger ist es für Shein, seinen noch neuen Platz auf dem US-amerikanischen Markt zu sichern. Wie CNBC berichtet, habe das Unternehmen bereits viele Male versucht, dem größten Handelsverband des Landes, der National Retail Federation, beizutreten - ohne Erfolg.

Doch ein London-IPO der Shein-Aktie?

Wie es vonseiten der Nachrichtenagentur Reuters hieß, habe der Fast-Fashion-Anbieter daher nun den Versuch unternommen, sein IPO von den USA auf London zu verlegen. So habe Shein hier einen vertraulichen Antrag für die Vorbereitung eines IPOs eingereicht, der laut Sky News eine Bewertung von rund 50 Milliarden Pfund und damit etwa 63,7 Milliarden US-Dollar nahelege.

Wie IPO-Experte Angelo Bochanis von Renaissance Capital gegenüber CNBC kommentiert, könne ein IPO in London für Shein leichter als eines in den USA zu erreichen sein: "Die Überprüfung von Unternehmen mit hohem Bekanntheitsgrad und Wurzeln in China ist derzeit in den Vereinigten Staaten politisch sehr in Mode." Zudem sei der London Stock Exchange sehr daran gelegen inmitten der anhaltenden IPO-Flaute einen Börsengang über die Bühne zu bringen. Sollte es dem Kleidungshersteller gelingen ein IPO in London zu vollziehen, sei es laut Finanzprofessor Jay Ritter von der University of Florida jedoch unwahrscheinlich, dass Shein danach noch ein US-IPO anstrebe, wie CNBC schreibt.

Gleichzeitig gibt es jedoch auch chinesische Unternehmen, die trotz der aktuell schwierigen sino-amerikanischen Beziehungen erfolgreich in den USA debütieren. So feierte erst am 10. Mai der chinesische Elektroautobauer ZEEKR sein Börsendebüt an der New York Stock Exchange. Wie Reuters damals berichtete, sei dies der erste große Börsengang eines in China ansässigen Unternehmens in den USA seit mehr als zwei Jahren gewesen. Es wird sich also erst noch zeigen müssen, ob die Chancen für Shein in den USA tatsächlich aussichtslos sind.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: T. Schneider / Shutterstock.com

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