ByteDance-Aktie: TikTok-Chef will mit Appell an Nutzer US-Verbot abwenden - hier ist die chinesische Kurzvideo-App verboten
Zwei Tage vor einer Anhörung im Kongress startet TikTok eine Kampagne gegen ein drohendes Verbot der vor allem bei Jugendlichen beliebte App in den USA.
"Einige Politiker diskutieren ein Verbot von TikTok", sagte Firmenchef Shou Zi Chew in einem am Dienstag auf seiner Videoplattform veröffentlichten Beitrag, bei dem das US-Kapitol im Hintergrund zu sehen war. "Damit könnte TikTok allen 150 Millionen von Euch weggenommen werden." Er rief die Nutzer dazu auf, in der Kommentarspalte den US-Parlamentariern zu erläutern "was Ihr an TikTok liebt." Denn sein Unternehmen stehe an einem Scheideweg.
Parallel dazu gab TikTok neue Geschäftsbedingungen bekannt und bot weitere Details zur geplanten Verbesserung des Schutzes für US-Nutzerdaten an. Die Ausgaben für Datenschutz-Bemühungen bezifferte die Firma auf mehr als 1,5 Milliarden Dollar. Die vor allem für seine kurzen Tanzvideos bekannte App hat nach eigenen Angaben die Zahl ihrer US-Nutzer zwischen 2020 und 2023 von 100 auf 150 Millionen gesteigert. Bei gut 330 Millionen US-Bürgern entspricht das etwa 45 Prozent der Bevölkerung. Darüber hinaus nutzten fünf Millionen Firmen des Landes die Plattform für den Kontakt mit Kunden.
TikTok und die chinesische Mutter ByteDance stehen wegen einer möglichen Weitergabe von Nutzerdaten an die Regierung in Peking unter verschärfter Beobachtung der Sicherheitsbehörden in zahlreichen Staaten. Die Unternehmen und die Volksrepublik haben diesen Vorwurf stets zurückgewiesen. Am Donnerstag soll Chew einem US-Kongressausschuss zu diesen und anderen Themen Rede und Antwort stehen. Eine wachsende Anzahl von US-Parlamentariern unterstützt eine Initiative zum kompletten Verbot von TikTok. Von Diensthandys der US-Bundesregierung und des Repräsentantenhauses wurde die App bereits verbannt. Die USA fordern außerdem eine Abspaltung von TikTok von ByteDance.
Niederlande wollen TikTok von Diensthandys verbannen
Die Niederlande wollen TikTok von den Diensthandys aller Regierungsbeamten verbannen. Die Regierung rief am Dienstag dazu auf, die Kurzvideo-App der Online-Plattform auf allen mobilen Apparaten sofort zu löschen. Es gebe ein erhöhtes Spionagerisiko, begründete die zuständige Staatssekretärin Alexandra van Huffelen die Anordnung. Über TikTok könnten möglicherweise Daten der Nutzer in die Hände des chinesischen Staates gelangen. Der Dienst gehört zum aus China stammenden Bytedance-Konzern. China habe eine "offensives Cyberprogramm gegen die Niederlande", hieß es in einer Mitteilung.
Die Behörden wollen nun technisch verhindern, dass auf Diensttelefonen oder Laptops Apps auch aus anderen Ländern mit einer ähnlichen aggressiven Cyberstrategie wie Iran oder Russland installiert werden können.
Hier ist die chinesische Kurzvideo-App TikTok verboten
Wegen der Nähe zur chinesischen Regierung steht die Kurzvideo-App TikTok weltweit in der Kritik. Zahlreiche Staaten befürchten, dass die Volksrepublik persönliche Daten der häufig jugendlichen Nutzer unter ihre Kontrolle bringen und die öffentliche Meinung manipulieren kann. Aus diesem Grund haben sie die Nutzung von TikTok verboten oder planen einen solchen Schritt. Nachfolgend eine Auswahl:
DEUTSCHLAND
Bediensteten des Bundespresseamts ist die Nutzung von TikTok auf ihren dienstlichen Geräten untersagt. Einem Medienbericht zufolge prüfte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) mögliche Risiken der App. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden zunächst nicht öffentlich gemacht. Der Beauftragte für Datenschutz (BfDI), Ulrich Kelber, hat nach eigenen Aussagen bereits 2021 sämtlichen Bundesministerien und -behörden von einer Installation der App auf Diensthandys abgeraten.
NIEDERLANDE
Wenige Tage nach dem Nachbarn Belgien verbietet das Land seinen Bediensteten die Nutzung von TikTok auf Diensthandys. Außerdem riet es davon ab, Programme aus "Staaten mit einem aggressivem, gegen die Niederlande oder niederländische Interessen gerichteten Cyber-Programm" zu nutzen. Hierzu zählen die Niederlande neben China auch Russland, Iran und Nordkorea.
EUROPÄISCHE UNION
Beschäftigte der EU-Kommission dürfen TikTok auf dienstlichen Geräten nicht nutzen. Dies gelte auch für private Geräte, die bei der Kommission angemeldet seien. Die Maßnahme ziele darauf ab, die Kommission vor Cyber-Bedrohungen zu schützen. Auf Smartphones des Europäischen Parlaments ist die Video-App ebenfalls tabu.
NEUSEELAND
Die Insel-Republik blockiert den Zugang zu TikTok über das Regierungsnetzwerk. Für diejenigen Bediensteten der neuseeländischen Regierung, die die App für ihre Arbeit bräuchten, könnten Sonderregelungen getroffen werden.
USA
Mitarbeiter sämtlicher US-Bundesbehörden müssen die Video-App von ihren Diensthandys löschen. Zuvor hatten bereits das US-Repräsentantenhaus, das Weiße Haus und das Außenamt sowie die Ministerien für Verteidigung und Heimatschutz die Nutzung untersagt.
Über die Hälfte der US-Bundesstaaten hat TikTok auf Diensthandys ebenfalls verboten. Zahlreiche Universitäten des Landes blockieren zudem den Zugang zur Videoplattform über ihre WLAN-Netze. Außerdem fordert die Regierung den Verkauf von TikTok durch die Muttergesellschaft ByteDance. Ansonsten werde die App komplett verboten.
GROSSBRITANNIEN
Die Regierung in London verbannt TikTok von sämtlichen Diensthandys. Darüber hinaus dürfen britische Staatsbedienstete nur noch Programme nutzten, die auf einer genehmigten Liste stehen. Sie dürfen die Video-App auf ihren privaten Smartphones aber weiter nutzen. Einem TV-Bericht zufolge soll TikTok auch von Smartphones des schottischen Regional-Parlaments verschwinden.
BELGIEN
In Belgien dürfen Beschäftigte der Bundesregierung TikTok nicht auf ihren Diensthandys nutzen. Die flämische Regionalregierung hatte zuvor den Zugang zu der Kurzvideo-Plattform über ihre Diensthandys und -computer gesperrt.
KANADA
Die kanadische Regierung verbannt TikTok wegen "inakzeptabler Risiken" von sämtlichen Diensthandys, obwohl es bislang keine konkreten Anhaltspunkte für den Abfluss von Daten gebe. Ministerpräsident Justin Trudeau schloss dennoch weitere Schritte gegen die App nicht aus.
INDIEN
Indien verbot bereits 2020 TikTok und Dutzende andere Apps chinesischer Firmen landesweit, als die Spannungen mit dem Nachbarstaat wegen des umstrittenen Grenzverlaufs in der Himalaya-Region wieder zugenommen hatten. Es begründete die Entscheidung mit Risiken für die nationale Sicherheit. Die Regierung in Peking sieht darin einen Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) und fordert die Aufhebung des Banns.
TAIWAN
Der Inselstaat verbannte TikTok und einige andere chinesische Apps Ende 2022 von staatlichen Smartphones. Außerdem leitete die Regierung eine Untersuchung wegen mutmaßlicher illegaler Aktionen ein. Die Regierung in Peking betrachtet Taiwan als Teil des chinesischen Staatsgebiets.
AFGHANISTAN
In Afghanistan wird ein Verbot von TikTok und des Video-Kampfspiels PUBG des chinesischen Konzerns Tencent diskutiert. Den regierenden Taliban zufolge bringen diese Programme die Jugend des Landes "vom Weg ab".
PAKISTAN
Pakistans Regierung hat TikTok mindestens vier Mal vorübergehend verboten. Der bislang letzte Bann wegen angeblich unmoralischer und anstößiger Inhalte endete im November 2022.
(Reuters)
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