UBS: Chinesische Aktienbewertungen sehr attraktiv - dennoch keine schnelle Trendwende erwartet
Laut Kelvin Tay, Regional Chief Investment Officer bei UBS Global Wealth Management, sehen chinesische Aktien derzeit "sehr, sehr attraktiv" aus, allerdings werden sie seiner Meinung nach in den nächsten Monaten wahrscheinlich keine schnelle Trendwende erleben.
Werte in diesem Artikel
• Chinesische Aktien laut UBS derzeit "sehr, sehr attraktiv"
• In den nächsten Monaten dennoch keine schnelle Trendwende erwartet
• Chinas Immobiliensektor muss sich zunächst beruhigen
Kelvin Tay erklärte Ende Dezember gegenüber CNBCs "Squawk Box Asia": "Ich denke, China ist billig. Wenn man sich die Performance von China in diesem Jahr auf relativer Basis ansieht, hat es sich sowohl gegenüber den europäischen als auch gegenüber den amerikanischen Indizes um etwa 40 % unterdurchschnittlich entwickelt". Daher sehe China "aus Bewertungssicht und Positionierungsperspektive […] sicherlich sehr, sehr attraktiv aus", so Tay.
Evergrande & Co. belasten
Allerdings warnte Tay davor, dass sich der chinesische Markt aufgrund eines "deutlichen Mangels an Katalysatoren" nicht so schnell erholen werde. Seiner Meinung nach müsse sich Chinas Immobiliensektor zunächst beruhigen, bevor der Markt umkehren könne. Dieser litt im vergangenen Jahr unter den Zahlungsausfällen aufgrund einer Kreditklemme für Bauträger. Zunächst warnte der chinesische Immobilienkonzern Evergrande vor Liquiditätsengpässen. Doch die Evergrande-Krise zieht weitere Kreise: Wie Reuters berichtete, schränkte der chinesische Immobilien-Entwickler Fantasia im Oktober den Handel mit seinen Anleihen in Shanghai nach einer Bonitätsherabstufung zeitweise ein und der Immobilien-Entwickler Modern Land teilte mit, um die Verschiebung eines Rückzahlungsdatums für ausstehende Anleiheschulden bitten. Anfang November erklärte dann auch die chinesische Immobilienfirma Kaisa, mit einem beispielslosen Liquiditätsengpass konfrontiert zu sein.
Und so haben Investoren den chinesischen Immobiliensektor im vergangenen Jahr weitgehend gemieden. Die Evergrande-Aktie war 2021 um fast 90 Prozent eingebrochen und auch der Umsatz des hoch verschuldeten Immobilienentwicklers ist im vergangenen Jahr abgesackt: Die Erlöse sind im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent zurückgegangen. Der Konzern hat inzwischen Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 300 Milliarden Dollar angehäuft. Zuletzt stufte nach Fitch auch Standard & Poor's, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, die Kreditwürdigkeit von Evergrande herunter und erst am Montag wurde die Evergrande-Aktie erneut vom Handel ausgesetzt.
"Wir denken, dass sich die Dinge tatsächlich umkehren, aber es ist nur so, dass Sie an der Front der Emittenten, an der Front der chinesischen Hochzinsanleihen wahrscheinlich immer noch einige Nachrichten erhalten werden, einige negative Nachrichten über ein paar Bauträger, die hochgehen, Zahlungsverzug anmelden, Insolvenz anmelden", gibt CNBC Tay wieder. Solche Negativ-Nachrichten würden die Stimmung wahrscheinlich verletzen: "Wenn die Stimmung auf dem chinesischen Markt derzeit fragil ist, werden sich wahrscheinlich alle kleinen negativen Nachrichten verstärken und groß werden, und dies wird sich wiederum auf den gesamten Markt auswirken.", so Tay.
Mit Blick auf die Zukunft dürften laut Tay die in Hongkong gelisteten chinesischen Unternehmen, die sich in 2021 sehr schlecht geschlagen haben, im Vergleich zu ihren Konkurrenten auf dem Festland "wahrscheinlich weitaus attraktiver" sein. "Wir denken, dass die Verschärfung des geldpolitischen Risikos größtenteils tatsächlich vorbei ist", so Tay gegenüber CNBC.
Entwicklung des Yuan im Fokus
Was den in Hongkong notierten chinesischen Aktien in diesem Jahr zudem einen Schub geben dürfte, sei eine erwartete Abwertung des Yuan. "Der Renminbi war sehr, sehr stark" und die Regierung habe "bei einigen Gelegenheiten betont, dass sie mit der Outperformance des Renminbi gegenüber den anderen Währungen in den letzten sechs Monaten nicht ganz zufrieden ist.", verlautete Tay gegenüber CNBC. Der Experte geht deshalb davon aus, dass der Renminbi im Jahr 2022 schwächer wird. Die sehr enge Korrelation mit dem Yuan dürfte seiner Meinung nach dann wahrscheinlich auch die Wertentwicklung der börsennotierten chinesischen Aktien beeinflussen.
Redaktion finanzen.net
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