Patrizia: "Eine Verdopplung des Auslandsanteils ist möglich"
Arwed Fischer, der Patrizia-Finanzchef, über die Europa-Expansion des Konzerns und die Beteiligung der Aktionäre am Unternehmenserfolg.
Werte in diesem Artikel
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Euro am Sonntag: Herr Fischer, Patrizia will bis Ende 2015 den Wert seines Portfolios jährlich um eine Milliarde Euro steigern. Was ist im zweiten Halbjahr zu erwarten?
Arwed Fischer: Zusätzlich zum geplanten Nettowachstum des verwalteten Immobilienvermögens bis Ende 2015 kommen ein bis drei Portfolio-Transaktionen mit Einzelvolumen zwischen 200 Millionen und einer Milliarde Euro dazu. Diese Entwicklung wird sich im zweiten Halbjahr fortsetzen. Der Schwerpunkt des Wachstums bis 2015 wird mit großer Wahrscheinlichkeit im gewerblichen Sektor liegen. Wachstum ist für uns jedoch kein Selbstzweck. Durch Dienstleistungen rund um die erworbenen Immobilien gelingt es uns jährlich wiederkehrende und kalkulierbare Erträge zu erwirtschaften.
Ab welcher Größe lohnen sich Portfolien für Investments mit institutionellen Investoren?
Um eine ausreichende Risikostreuung innerhalb eines Portfolios zu gewährleisten halten wir ein Eigenkapital der beteiligten Investoren von mindestens hundert Millionen Euro für notwendig.
Statt Dividenden hat Patrizia seinen Aktionären bisher Gratisaktien in die Depots gebucht. Was spricht für eine Fortsetzung dieser Strategie?
Die Strategie hat sich in den vergangenen beiden Jahren bewährt. Wir sind überzeugt, die Aktionäre so noch stärker an der positiven Entwicklung des Unternehmens zu beteiligen, als durch eine Dividende. Die einbehaltenen Mittel werden als Co-Investments bei Portfolien eingesetzt und tragen damit zum Wachstum der Patrizia bei. Ein Verwässerungseffekt des Aktienkurses war in den beiden zurückliegenden Jahren nur kurzfristig zu beobachten und wurde durch die Kursentwicklung mehr als ausgeglichen. Auch für 2014 gehen wir davon aus, dass eine mögliche Verwässerung wegen der positiven Entwicklung der Patrizia nur von kurzer Dauer sein wird.
Ab wann und bei welchen Kriterien können Aktionäre mit Dividenden rechnen?
Wenn wir in eine Situation kommen, in der wir nicht mehr ausreichend Möglichkeiten sehen, unseren starken Cashflow in renditeträchtige neue Investitionen zu platzieren, kommt die Überlegung Dividendenzahlung aufzunehmen ganz natürlich. Im Moment sehen wir das jedoch nicht.
Anfang April ist es Patrizia beim Londoner Winnersh Triangle Portfolio gelungen, mit Südkoreas Lehrerfonds erstmals einen Investor aus Asien zu gewinnen. Der Wert der Immobilien, die Patrizia gegenwärtig im Ausland verwaltet, entspricht 18 Prozent der mit knapp 13 Milliarden Euro bewertet Portfolien. Welchen Auslandanteil streben Sie mittelfristig an?
Unser Ziel sind erfolgreiche Investments, nicht die Erfüllung von Quoten. Der künftige Auslandsanteil hängt von den sich bietenden Opportunitäten ab. Mit der neuen Konzernstruktur haben wir die Möglichkeiten für europäisches Wachstum erleichtert. Wegen der versetzten Zyklen in den verschiedenen Immobilienmärkten der Ländern bringt die Präsenz an vielen europäischen Standorten mehr Flexibilität bei Investitionen und Desinvestitionen. Wir erschließen nicht nur regionale, sondern auch nach Nutzungsarten differenzierte Teilmärkte. Auch das verringert die Abhängigkeit von den zyklischen Entwicklungen in einzelnen Marktsegmenten. Mit dieser Diversifikation reduzieren wir Investitionsrisiken, sowohl bei Patrizia, als auch bei unseren Kunden.
Wäre eine Verdopplung des Anteils auf gut ein Drittel während der nächsten fünf Jahre möglich?
Das ist möglich. Es ist allerdings, wie erwähnt, stark abhängig von den sich bietenden Gelegenheiten.
In Großbritannien kooperiert Patrizia mit dem Hedgefonds Oaktree. Der Winnersh Triangle Gewerbepark bei London ist ein opportunistischer Deal, weil er zu einem Bürostandort weiterentwickelt werden soll. Welchen Anteil am Gesamtportfoliowert sollen opportunistische Projekte mittelfristig erreichen?
Sicherlich wird sich der Anteil opportunistischer Investments am Gesamtportfolio in Zukunft erhöhen. Allerdings streben wir auch hier keine festgelegten Quoten an. Grundsätzlich bieten wir unseren Kunden Investitionen in allen Immobilien-Klassen von Core-, über Value-Add bis hin zu opportunistischen Projekten.
Wie passt das höhere Risiko dieser Deals mit dem Ziel zusammen, spätestens bis Ende 2015 ein Investmentgrade-Kreditrating von einer der drei großen Ratingagenturen zu bekommen?
Der Winnersh Triangle Deal ist im Einklang mit unserem Geschäftsmodell. Wir sind daher zuversichtlich bis spätestens Ende 2015 ein Investmentgrade-Kreditrating von mindestens einer der großen Rating-Agenturen zu bekommen.
Schließt das Co-Investoren-Modell der Patrizia Zukäufe börsennotierter Immobiliengesellschaften aus?
Nein. Sollten sich hier Chancen ergeben, können wir zugreifen.
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