Springer Nature geht an die Börse: CEO Daniel Ropers über Geschäftsmodell, Wettbewerber und Dividenden
Der Verlag Springer Nature wagt den Sprung an die Börse. Anlässlich dieses Vorhabens führte finanzen.net mit Daniel Ropers, dem CEO der Springer Nature AG Co. KGaA, ein Interview.
Springer Nature strebt, gemeinsam mit seinen indirekten Gesellschaftern Holtzbrinck Publishing Group (HPG) und BC Partners, eine Zulassung der Aktien im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard) an. Der Angebotszeitraum startet am 26. April 2018 und endet aller Voraussicht nach am 8. Mai 2018. Der Zeitraum, in dem Investoren Angebote über die Zeichnungsfunktion "Direct Place" der Frankfurter Wertpapierbörse abgeben können, beginnt am 27. April 2018 und endet am 8. Mai 2018. Die Erstnotiz der Aktien wird am 9. Mai 2018 erfolgen.
1. Wie funktioniert das Geschäftsmodell von Springer Nature genau?
Den größten Teil unseres Geschäfts macht - neben den Segmenten Professional und Education - das Segment Research aus, in dem es vorrangig um die Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse geht. In unserer Funktion als Verlag sind wir ein integraler Bestandteil des wissenschaftlichen Ökosystems und unterstützen die Verbreitung von Wissen. Angesichts der steigenden Zahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen ist es wichtiger denn je, die Integrität und Zuverlässigkeit der Ergebnisse sicherzustellen. Mit wissenschaftlichen Zeitschriften wie Nature, dem Journal, das in der Wissenschaftswelt nach Erhebungen für das Jahr 2016 etwa am häufigsten zitiert wird, bieten wir hohe Qualität und genießen zudem einen exzellenten Ruf in der Wissenschaftscommunity. Wir veröffentlichen Forschung allerdings nicht nur, sondern haben auch eine wichtige Funktion bei der Sicherung von Qualität und Effizienz - zu jedem Zeitpunkt des Veröffentlichungsprozesses: vom Zusammentragen von Forschungsergebnissen über die Einreichung bis hin zum Peer Review und der finalen Veröffentlichung. Über alle Segmente hinweg erwirtschafteten wir im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,64 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis lag 2017 bei 374 Millionen Euro, was einer operativen Marge von 22,9 Prozent entspricht.
2. Welche Rolle spielt die Digitalisierung für Springer Nature?
Wir sind mit der Digitalisierung schon sehr weit fortgeschritten. Abgesehen davon, dass wir unsere internen Arbeitsabläufe vollständig digitalisiert haben, erwirtschaften wir bei Zeitschriften, die insgesamt mehr als die Hälfte unseres Umsatzes im Research-Segment ausmachen, etwa 90 Prozent unserer Umsätze digital. Auch wenn die Nutzung unserer Inhalte fast komplett online stattfindet, verkaufen wir auch weiterhin gedruckte Zeitschriften. Eine weitere wichtige Erlösquelle, die ausschließlich digital ist, ist Open Access. Im Open Access-Modell können alle Nutzer ohne Entrichtung einer Gebühr oder Abgabe kostenfrei auf wissenschaftliche Inhalte zugreifen. Die anfallenden Kosten werden vom Autor oder der fördernden Einrichtung getragen. Das ist eine wunderbare Entwicklung, die den Zugang zu Forschung vereinfacht. Gleichzeitig ist Open Access ein starker Wachstumsmarkt, der zwischen 2012 und 2016 durchschnittlich um rund 22 Prozent pro Jahr gewachsen ist. Das liegt deutlich über dem Wachstum herkömmlicher Abonnement-Modelle. Gemessen an den veröffentlichten Open Access-Artikeln im Jahr 2017 ist Springer Nature der größte Open Access-Verlag der Welt. Damit sind wir ideal positioniert, um vom dynamischen Marktwachstum in diesem Segment zu profitieren und den Markt weiter anzuführen.
3. Wie steht Springer Nature im Vergleich zu seinen Wettbewerbern im Markt da?
Wir sind in rund 120 Märkten der Welt aktiv und damit global gut aufgestellt. 2017 haben wir rund 300.000 Artikel von einer Million Autoren in etwa 2.800 Zeitschriften sowie rund 13.000 Bücher veröffentlicht. In dem für uns wichtigen Research-Segment ist Springer Nature die Nummer Eins für englischsprachigen Zeitschriften und akademischen Büchern. Zudem sind wir, gemessen an der Anzahl der Veröffentlichungen, wie erwähnt die Nummer Eins im Markt für Open Access. Auch befinden sich einige der angesehensten Zeitschriften, wie eben etwa Nature, in unserem Portfolio. Insgesamt kamen beispielsweise im Jahr 2016, gemessen am sogenannten "Impact Factor", 21 der 50 einflussreichsten Zeitschriften aus dem Hause Springer Nature.
4. Wie hat sich der Markt in der Vergangenheit entwickelt?
Die Anzahl der Forschungsergebnisse steigt weltweit von Jahr zu Jahr und wuchs etwa zwischen 2009 und 2015 schneller als das globale Bruttoinlandsprodukt. Dies liegt daran, dass die Ausgaben für Bildung und Forschung sowie die Zahl der Wissenschaftler in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen haben. Mehr als 1,5 Millionen Zeitschriftenartikel werden von einer Community von mittlerweile über acht Millionen Wissenschaftlern jährlich veröffentlicht. Springer Nature ist dadurch sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern gewachsen. Insgesamt ist der Wissenschaftsmarkt sehr stabil, weil immer geforscht wird - auch in Wirtschaftskrisen.
5. Warum gehen Sie jetzt an die Börse?
Für Springer Nature ist ein Börsengang, auch hinsichtlich der Gesellschafterstruktur, der nächstlogische Schritt. Das Management sieht das Geschäft gut aufgestellt, um diesen Schritt jetzt zu gehen. In den letzten Wochen haben wir zudem sehr gutes Feedback von Investoren bekommen und das Interesse an Unternehmen mit ähnlichen Finanzprofilen wie Springer Nature ist vorhanden.
6. Wie werden Sie die Erlöse aus dem Börsengang verwenden?
Mit den Erlösen wollen wir die finanzielle Flexibilität von Springer Nature verbessern und Schulden abbauen. Klar ist aber auch: Wir sind dank starker Cashflows in der Lage, Investitionspläne unabhängig von unserer Kapitalstruktur zu finanzieren.
7. Wann wird es eine Dividende geben? Welche Ausschüttungspläne haben Sie?
Für das im Dezember 2018 endende Geschäftsjahr planen wir, voraussichtlich im Mai 2019 eine Dividende in Höhe von 110 Millionen Euro auszuschütten. Künftig wird Springer Nature seinen Aktionären voraussichtlich ca. 50 Prozent seines jährlichen bereinigten Nettogewinns auszahlen.
Diese Veröffentlichung stellt weder ein Angebot zum Verkauf noch eine Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren der Springer Nature AG & Co. KGaA dar. Das Angebot erfolgt ausschließlich durch und auf der Basis des veröffentlichten Wertpapierprospektes (einschließlich etwaiger Nachträge dazu). Eine Anlageentscheidung hinsichtlich der öffentlich angebotenen Wertpapiere der Springer Nature AG & Co. KGaA sollte nur auf der Grundlage des Wertpapierprospektes erfolgen. Der Wertpapierprospekt ist bei der Springer Nature AG & Co. KGaA, Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Deutschland, oder auf der Springer Nature AG & Co. KGaA Webseite unter ir.springernature.com kostenfrei erhältlich.
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