Im Interview

"Renzirendum" gescheitert: Droht jetzt die nächste Finanzkrise, Herr Dr. Krämer?

05.12.16 08:26 Uhr

"Renzirendum" gescheitert: Droht jetzt die nächste Finanzkrise, Herr Dr. Krämer? | finanzen.net

Nach dem gescheiterten Referendum in Italien und dem Rücktritt von Ministerpräsident Renzi steigt unter Investoren erneut die Nervosität.

BÖRSE ONLINE fragte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, wie groß jetzt die Gefahren für Anleger sind, was die EZB am Donnerstag beschließen könnte - und ob die Jahresend-Rallye 2016 nun endgültig ins Wasser fällt.

Herr Dr. Krämer, die Italiener haben der geplanten Reform von Ministerpräsident Renzi gestern die Rote Karte gezeigt. Renzi tritt zurück. Kommt nun die Diskussion um die Zukunft der EU mit Macht zurück?

Jörg Krämer: Im asiatischen Handel haben die Märkte gefasst reagiert. Der EUR-USD-Wechselkurs sank um knapp 1 US-Cent auf 1,057. Natürlich ist es tragisch, dass die Italiener die Chance vertan haben, sich einen effizienteren parlamentarischen Entscheidungsprozess zu geben, der sicherlich die Voraussetzung für dringend benötigte Wirtschaftsreformen ist. Aber die Ablehnung der Reform bedeutet nicht automatisch den Durchmarsch der euro-kritischen Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) und eine Rückkehr der Staatsschuldenkrise. Schließlich will Präsident Mattarella eine Übergangsregierung einsetzen, die das Wahlrecht zu Lasten der Fünf-Sterne-Bewegung ändern könnte. Trotzdem ist das Risiko einer Fünf-Sterne-Regierung und einer Rückkehr der Staatsschuldenkrise nicht vom Tisch.

Manche Beobachter befürchten gar, dass Italien dem Beispiel Großbritanniens folgen könnte und aus der EU austreten könnte. Für wie wahrscheinlich halten Sie ein solches Szenario?

Zwar ist die Fünf-Sterne-Bewegung (M5S)mittlerweile für einen Verbleib Italiens in der Währungsunion. Aber sie will sie "von innen heraus verändern". Dabei hat sie vor allem die Haushaltsregeln der EU im Blick, die Italien angeblich davon abhalten, seine Wirtschaft durch mehr Staatsausgaben auf Trab zu bringen. Eine von der M5S maßgeblich beeinflusste Regierung würde eine sehr expansive Finanzpolitik verfolgen und die Staatsschulden weiter in die Höhe treiben. In diesem Falle könnten die privaten Anleger in einen Käuferstreik treten und eine Rückkehr der Staatsschuldenkrise auslösen. Die Fünf-Sterne-Bewegung bleibt ein Risiko für die Währungsunion.

Die italienischen Banken sitzen auf faulen Krediten in Milliardenhöhe. Wie groß ist jetzt die Gefahr einer neuen Finanzkrise in Italien und in der Eurozone?

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Bildquellen: Alexandra Lechner/Commerzbank AG