E-Autos bedrohen zehntausende Jobs allein in Bayern
Der Wandel in der Mobilität bringt zugleich auch einen Wandel bei den Arbeitsplätzen mit sich. Es werden bei Weitem nicht nur neue Stellen geschaffen, sondern vor allem Stellen gestrichen. Allein in Bayern sollen 55.000 Jobs betroffen sein.
• 55.000 Stellen in Bayern von Wandel zur Elektromobilität betroffen
• Nachfrage nach Bauteilen für Verbrenner wird sinken
• Wandel wird sich nach und nach vollziehen
Eine Studie des ifo-Instituts hat die Einflüsse des Wandels in der Automobilbranche im Bundesland Bayern im Auftrag des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages untersucht. Die Ergebnisse sind erschreckend: Allein in Bayern sollen aufgrund des Mobilitätswandels mehr als 55.000 Arbeitsplätze wegfallen. Die Stellenstreichungen betreffen vor allem Zuliefererbetriebe aber auch bei den Herstellern selbst könnten einige Tausend Stellen subtrahiert werden.
Wandel der Mobilität kann Industrie nachhaltig verändern
In der Studie beleuchtet ifo die vier CASE-Aspekte. Das Akronym CASE steht in der Automobilbranche für die aktuellen Megatrends "connected cars" (vernetzte Fahrzeuge), "autonomous vehicles" (autonomes Fahren), "shared mobility" (alternative Mobilitätskonzepte) und "electric vehicles" (Elektrofahrzeuge).
Zusammengenommen haben die Trends das Potenzial, ein Disruptor in der Branche zu werden. Die Arbeit im Automobilbau wird sich durch sie grundlegend verändern. Neben neuen Stellen, die vor allem im Forschungs- und Entwicklungsbereich, beispielsweise bei der Künstlichen Intelligenz, geschaffen werden, leiden vor allem die althergebrachten, auf den Verbrenner spezialisierten Berufe.
Komponenten für Verbrenner nicht mehr gefragt
Die Studie nimmt an, dass die Nachfrage nach Elektro- und Hybridfahrzeugen in Zukunft immer stärker ansteigen wird, und die herkömmlichen Antriebsarten (Diesel und Benzin) auf lange Sicht nahezu vertreiben könnte. Durch die verringerte Nachfrage nach Verbrennern fallen hierbei einige Jobs weg.
Viele Komponenten, die bei Verbrennerfahrzeugen essenziell sind, werden bei E-Autos nicht mehr benötigt. Dazu zählt das ifo-Institut den Verbrennungsmotor, die Auspuff- und Abgasanlage, die Lichtmaschine und die Kraftstoffpumpen und -filter. Ein Getriebe wird zwar immer noch gebraucht, allerdings mit deutlich geringerer Komplexität, denn E-Autos fahren sich allesamt in Automatik, Schaltgetriebe werden bei der elektrischen Antriebsart nicht realisiert. Auch die Komponenten Bremsen und Bremsbeläge werden weniger benötigt, denn der Verschleiß derselben verringert sich bei Elektrofahrzeugen.
55.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern fallen in diesen Bereich
Vor allem Zulieferer, die diese Komponenten bisher vorrangig herstellen, geraten dadurch unter Druck und werden kaum mehr benötigt. Das Forschungsinstitut ermittelte, dass rund 137.000 Arbeitsplätze in Bayern "grundsätzlich vom Technologiewandel weg vom Verbrennungsmotor betroffen" seien. Davon würden 55.000 Arbeitnehmer in ebenjenen Zuliefererbetrieben arbeiten, die dann kaum mehr benötigt würden, weil sie sich vor allem mit dem Antriebsstrang für Motoren und Getrieben beschäftigten.
Allerdings gibt es - so drastisch die Zahl auch klingen mag - auch Grund zum Aufatmen. Die 55.000 bezifferten Arbeitsplätze werden nicht auf jeden Fall gestrichen, sondern sind von einem Abbau bedroht, denn die Verbrennermotoren werden nicht von jetzt auf gleich allesamt verschwinden. Laut Annahmen, die auch andere Studien teilen, wären somit "bis 2030 etwa 15.000-31.000 gut bezahlte Arbeitsplätze betroffen", schreiben die Studienerheber.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Zapp2Photo / Shutterstock.com, UBS