Zwischen Handelskrieg und Brexit - Anleger müssen sich auf eine ereignisreiche Phase einstellen
In den kommenden Wochen und Monaten stehen einige Ereignisse auf dem Plan, die nervenaufreibend werden dürften - darunter tummeln sich Dauerbrennerthemen wie Brexit und Handelsstreit. Doch es gibt noch mehr, was die Märkte in naher Zukunft auf Trab halten wird.
• Turbulente Phase wartet auf Börsianer
• Der nahende Herbst bringt jedoch gute Aussichten
• US-Wirtschaftswachstum wird anhalten
Anleger sollten sich vorsichtshalber anschnallen, denn eine turbulente Achterbahnfahrt steht bevor: Einige Dauerbrennerthemen werden die Börsen durchschütteln und die Verunsicherung unter Anlegern wieder aufwühlen. Doch es gibt trotzdem Gründe, investiert zu bleiben - man muss sich eben nur warm anziehen.
Stichtag für die Zollerhöhung - Handelsstreit als Belastungsfaktor
Erst am vergangenen Freitag wurde wieder einmal deutlich, wie sehr der Zollstreit zwischen China und den USA die Aktienmärkte im Griff hat: Der erneute Schlagabtausch zwischen den beiden Volkswirtschaften vertrieb zahlreiche Anleger und ließ die bedeutendsten Indizes merklich einknicken. Und schon steht der nächste Meilenstein im lange währenden Handelskonflikt auf der Agenda: Am ersten September soll die nächste Zollerhöhung in Kraft treten. China wird zusätzliche Zölle von fünf Prozent auf Sojabohnen und Erdölimporte zum 1. September erheben. Ursprünglich sollten auch US-Zollmaßnahmen von 10 Prozent auf chinesische Importe an diesem Stichtag in Kraft treten, diese wurden jedoch auf Mitte Dezember vertagt. Allerdings ist eine weitere Eskalation nicht unwahrscheinlich, wendete sich doch bereits mehrfach nach Entspannungssignalen das Blatt und ein neuer Zollwechsel folgte. Der Senior-Ökonom von Oxford Economics schrieb in einer Notiz am 23. August, dass es deutliche Probleme für das Wirtschaftswachstum geben könnte, sollte sich der Konflikt erneut verschärfen: Sollte "Trump die 10-Prozent-Zölle auf 300 Milliarden US-Dollar schwere zusätzliche chinesische Importe ab dem 1. September durchführen, dürfte sich der Wachstumsmotor der Wirtschaft erheblich verschlechtern".
Harter oder weicher Brexit?
Gleichzeitig hält der Brexit die Börsenwelt seit geraumer Zeit in Atem. Dabei scheint die Hoffnung auf einen geregelten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union schwindend gering zu werden - dabei will keiner der beiden Vertragspartner für ein Auseinandergehen ohne Abkommen verantwortlich sein. Doch die Deadline naht: Am 31. Oktober 2019 wird das Vereinigte Königreich die EU verlassen. Dieses Ereignis dürfte die Märkte kräftig durchschütteln. Einerseits wird davon ausgegangen, dass der Pfund Sterling seine Talfahrt beschleunigen wird, andererseits nehmen Experten an, dass durch einen harten Brexit einer Rezession die Türen geöffnet werden.
Schwächeres drittes Quartal - dennoch Grund für Optimismus?
Während den Märkten einige große Events bevorstehen, welche das Potenzial haben, die Stimmung deutlich zu drücken, scheint es jedoch ausreichende Argumente für Optimismus zu geben. Wie Peter Berezin, der Chefstratege bei BCA Research ist, gegenüber MarketWatch äußerte, stelle er sich auf eine zweite Jahreshälfte geprägt von einer "sehr lockeren Geldpolitik und beschleunigtem Wachstum" ein. Das derzeitige Umfeld sei gut für die Aktienmärkte, was insbesondere den Notenbanken zu verdanken sei: "Die Zentralbanken reagieren normalerweise auf die gestrigen Nachrichten, und die Geldpolitik ist mit Verzögerungen verbunden". Dabei gehen einige Experten, wie beispielsweise Hedgefonds-Manager Kyle Bass, davon aus, dass unter anderem die US-Notenbank weitere Zinssenkungen vornehmen könnte. Und so soll die wirtschaftliche Expansion auch nach zehn Jahren noch nicht abbrechen. Dec Mullarkey, Geschäftsführer für Anlagestrategie bei SLC Management, verlautet gegenüber der US-Nachrichtenseite, dass er mit einem Wirtschaftswachstum von zwei Prozent in den kommenden eineinhalb Jahren rechnet. Berezins weist zwar darauf hin, dass die Produktionstätigkeit im Jahr 2018 sich zu verlangsam begann, dies dürfte sich jedoch wieder ändern - allerdings sei dies von positiven Meldungen zum Handelskonflikt abhängig, meint er gegenüber MarketWatch. Der BCA Research-Chefstratege meint zwar, dass das dritte Quartal nicht so rosig ausfallen dürfte, für das vierte Quartal wäre jedoch mehr Optimismus angebracht.
Kleine Korrektur als gesundes Durchatmen
Die turbulente Phase, geprägt von einigen ungewissen Ereignissen, könnte durchaus eine Korrektur für die Märkte bereithalten. Marco Pirondini, Leiter der Aktienabteilung bei Amundi Pioneer`s, äußerte gegenüber MarketWatch, dass es derzeit zahlreiche Faktoren gibt, welche "einen bedeutungsträchtigen Einfluss" nehmen können. "Ich denke, eine kleine Korrektur wäre möglicherweise gesund für den Markt, einfach, um besser vorbereitet zu sein, wenn sich die Gewinne im letzten Teil des Jahres nicht als so stark erweisen", so der Experte. Wie MarketWatch die Meinungen mehrerer Quellen zusammenfasst: "Vermeide Schlagzeilen und gewöhne dich daran".
Redaktion finanzen.net
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