ASML-Aktie zieht schlussendlich kräftig an: ASML mit prall gefüllten Auftragsbüchern
Der Chipausrüster ASML kämpft angesichts hoher Nachfrage weiter mit Engpässen in der Produktion.
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Für das zweite Quartal stellte der Hersteller von Chip-Belichtungsmaschinen weniger Geschäft in Aussicht als von Experten geschätzt. Allerdings liefern die Niederländer den Kunden weiter Maschinen vorzeitig aus, damit diese die Geräte schon vor der finalen Abnahme nutzen können. Denn die weltweite Halbleiterknappheit setzt die gesamte Branche unter Druck. So prüft das ASML-Management, die Produktionskapazitäten in den kommenden Jahren noch einmal deutlich stärker hochzuschrauben als bisher geplant.
Die Bestellungen beliefen sich in den ersten drei Monaten wie im Vorquartal auf rund 7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Veldhoven mitteilte. Dies habe den Auftragsbestand Ende März auf 29 Milliarden Euro hochgetrieben, sagte ASML-Finanzchef Roger Dassen. Dies zeige im Vergleich mit den für 2022 geplanten Umsätzen bei ausgelieferten Maschinen von 17 Milliarden Euro, wie stark der Konzern auch schon für das nächste Jahr ausgelastet sei. Für das zweite Quartal geht der Konzern von einem "gesunden" Auftragseingang aus, sagte Dassen.
Anleger befürchten zunehmend, dass ASML die hohe Nachfrage wegen Problemen auf der Lieferantenseite nicht wie erhofft in Gewinne ummünzen kann. ASML ist mit einem Marktwert von mehr als 230 Milliarden Euro aber noch immer einer der wertvollsten Börsenkonzerne der Eurozone: Im Eurostoxx 50 ist nur der Luxusgüterkonzern LVMH mit 320 Milliarden Euro höher bewertet.
Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Jefferies sieht wegen der erhöhten Produktionsplanungen ein Aufwärtspotenzial für die mittelfristigen Schätzungen am Markt. Die voraussichtlich schwache Marge im zweiten Quartal und die gesenkten Erwartungen an die Profitabilität im Gesamtjahr seien jedoch negativ zu werten.
Die Niederländer stellten für das laufende zweite Quartal einen Umsatz von 5,1 bis 5,3 Milliarden Euro in Aussicht. Analysten hatten hingegen im Schnitt fast 6 Milliarden Euro geschätzt. In der Prognose seien aber rund 800 Millionen Euro Umsatz für auszuliefernde Maschinen nicht einbezogen, die in einem beschleunigten Verfahren an die Kunden gingen, sagte Dassen. Die Chipfertiger brauchen in ihrem laufenden Kapazitätsaufbau möglichst schnell die sogenannten Lithografie-Maschinen von ASML. Die Endabnahme nach den branchenüblichen Tests findet in diesem Fall erst später bei den Kunden statt. Dadurch verzögert sich die Umsatzbuchung.
"Wir sehen, dass die Nachfrage nach unseren Systemen weiter höher ist als unsere derzeitige Produktionskapazität", sagte ASML-Chef Peter Wennink. Das Management beließ seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr bei rund 20 Prozent Wachstum.
Allerdings kündigte der Konzern eine Überprüfung seiner mittelfristigen Wachstumsperspektiven für 2025 und darüber hinaus an, weil es zusammen mit Lieferanten stark in den Aufbau neuer Kapazitäten investieren will. Eigentlich wollte ASML die Produktionskapazität für sogenannte DUV-Maschinen (Deep Ultraviolet) bis 2025 auf 375 Maschinen pro Jahr ausweiten. Das wären anderthalbmal so viele wie 2020. Bei den neueren EUV-Geräten (Extreme Ultraviolet) war bisher eine Verdopplung auf 70 Maschinen geplant.
Nun überlege der Konzern, wie er bis zur Mitte des Jahrzehnts auf 600 DUV-Maschinen und 90 EUV-Geräte kommen könne, sagte Dassen. Mittelfristig sollen noch 20 Maschinen besonders moderner EUV-Gerätetypen (High-NA) hinzukommen. Gemeinsam mit Lieferanten befinde man sich derzeit in den Planungen dafür, sagte Dassen. Ergebnisse soll es im zweiten Halbjahr geben.
Dieses Jahr bleibe geprägt von Engpässen in der Lieferkette, schränkte Dassen jedoch ein. Das sorge auch für erhöhte Frachtkosten, weil die Routen unter anderem wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine umgeplant werden müssten. Zusammen mit Zusatzkosten für die Sicherung von Rohstoffen und Kosten für den Personalaufbau dürfte die Bruttomarge in diesem Jahr sich eher auf 52 Prozent zubewegen als bisher geplant bei 53 Prozent liegen.
In den Monaten Januar bis März verbuchte ASML wie erwartet einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro, rund 19 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Bruttomarge lag wie in Aussicht gestellt bei 49 Prozent. Sie gibt an, wie viel vom Verkaufspreis nach Herstellungskosten übrigbleibt und soll im zweiten Quartal bei 49 bis 50 Prozent liegen. Unter dem Strich verdiente ASML in den ersten drei Monaten des Jahres 695 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch gut 1,3 Milliarden Euro gewesen.
So reagiert die ASML-Aktie
Prall gefüllte Auftragsbücher des Halbleiterausrüsters ASML haben am Mittwoch die Aktien angetrieben. An der Euronext zogen ASML bis Handelsende um 5,31 Prozent auf 591,40 Euro an. Zeitweise stieg das Papier sogar über die Marke von 600 Euro.
Die Bestellungen beim weltweit größten Anbieter von Lithografiesystemen für die Halbleiterproduzenten beliefen sich in den ersten drei Monaten wie im Vorquartal auf rund 7 Milliarden Euro. Sie liegen damit nach Einschätzung von Experte Sandeep Deshpande von JPMorgan um rund 60 Prozent über der Markterwartung. In der Folge habe das Unternehmen klare Signale gesendet, dass es die Zielvorgaben für das Jahr 2025 anheben wird.
Analyst Jürgen Wagner vom Investmenthaus Stifel verwies auf einen starken Anstieg der Aufträge für Fertigungsanlagen für Speicherchips. Im Vergleich zum Schlussquartal 2021 seien diese um fast die Hälfte auf knapp 2,4 Milliarden Euro gestiegen. Die Bestellungen von Lithografieanlagen mit extrem ultravioletten Licht (EUV) hätten derweil das hohe Niveau des vierten Quartals 2021 nahezu gehalten.
Im laufenden Jahr hatten die Aktionäre des Konzerns wenig Anlass zur Freude. Vom Rekordhoch Mitte November 2021 bei knapp 780 Euro - damals war der Konzern mehr als 300 Milliarden Euro wert - brachen die Papiere bis Anfang März um ein Drittel ein. Mit den Bewegungen des Gesamtmarktes erholten sie sich im März etwas, um im April erneut zurückzufallen. Ganz ähnlich sehen die Kurs-Charts großer Chip-Hersteller wie STMicroelectronics und Infineon aus.
ASML will angesichts der großen Nachfrage die Produktionskapazitäten ausweiten. Bis 2025 sollen die Kapazitäten für die Fertigung der technisch komplexen EUV-Anlagen von zuvor 70 auf mindestens 90 Maschinen pro Jahr steigen, für herkömmlichere DUV-Maschinen (Deep Ultraviolet) von 375 auf 600 Anlagen jährlich. Damit liege ASML am oberen Rand der Annahmen von Analysten, schrieb Francois-Xavier Bouvignies von UBS. Details hierzu dürfte es auf einer Kapitalmarktveranstaltung in der zweiten Jahreshälfte geben. Die Marktschätzungen hätten nun jedenfalls Luft nach oben.
/men/stw/jha/
VELDHOVEN (dpa-AFX)
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