Deutsche Post schockt mit deutlicher Gewinnwarnung für 2015 - Aktie unter Druck
Ein Fehlgriff beim neuen Computersystem droht die Deutsche Post im Frachtgeschäft um Jahre zurückzuwerfen.
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Am Mittwochabend strich Deutsche Post-Vorstandschef Frank Appel erneut das Gewinnziel für 2015 zusammen. Die DHL-Frachtsparte macht die begonnene Umstellung ihrer IT-Systeme rückgängig, bis eine neue Lösung komplett läuft, kann es laut Finanzchef Larry Rosen "ein paar Jahre" dauern. Für mögliche Regressforderungen aus den Verträgen mit den IT-Partnern IBM und SAP sei es aber zu früh.
An der Börse wurden die Nachrichten mit Enttäuschung aufgenommen. Die Post-Aktie sackte am Donnerstag zeitweise um mehr als 3 Prozent ab und gehörte damit zu den Verlierern im DAX. Manche Analysten hatten zwar mit Abschreibungen auf die IT-Systeme gerechnet. Die Post überraschte aber mit weiteren Sonderbelastungen von 200 Millionen Euro in anderen Bereichen.
GEWINNZIEL GEKAPPT
Für das laufende Jahr rechnet die Post-Führung daher mit gut einer halben Milliarde Euro weniger Gewinn als zuletzt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll jetzt statt 2,95 bis 3,1 Milliarden nur noch mindestens 2,4 Milliarden Euro erreichen. Die ursprüngliche Prognose hatte Appel wegen der wochenlangen Streiks bereits im August kassiert.
Für 2016 geht der Vorstand aber weiterhin von einem Ebit von 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro aus. "Nächstes Jahr werden sich einige Sondereffekte nicht wiederholen", begründete Rosen den Optimismus. Auch operativ werde die Entwicklung nach oben gehen.
AUF DER SUCHE NACH NEUEM KONZEPT
Für die Umstellung der DHL-Frachtsparte auf neue Computersysteme und Geschäftsabläufe muss sich die Post-Spitze jedoch voraussichtlich etwas Neues überlegen. Die bisherigen Pläne haben nach Ansicht des Managements kaum Aussicht auf Erfolg. "Das grundlegende Ziel ist nicht, die IT zu verbessern, sondern die Verbesserung unserer Profitabilität", sagte Rosen. Die neuen Systeme seien kein Selbstzweck.
Dem Finanzvorstand zufolge verspricht das bisher vorgesehene System mit dem Namen NFE kaum positive Ergebniseffekte. Daher denkt die Post-Spitze nun über eine "flexible IT-Architektur" nach, die bestehende Systeme verbessert und zusammenführt. Sie soll auch bereits verfügbare Systeme integrieren, die sich in der Speditionsbranche bewährt hätten.
NACHVERHANDELN MIT IBM UND SAP
Endgültig entschieden ist das aber noch nicht. "Wir arbeiten noch mit IBM und SAP an einer möglichen Korrektur der Probleme, die wir mit NFE haben", sagte Rosen. Möglicherweise ließen sich diese doch noch beheben. In der Bilanz räumt die Post dennoch auf: Die Abschreibung der bisherigen IT-Investitionen und die Rolle rückwärts bei der Systemumstellung kosten den Konzern in diesem Jahr 345 Millionen Euro. Wie teuer die neuen Systeme die Post bislang insgesamt gekommen sind, ließ Rosen offen.
Bei dieser Gelegenheit räumte die Konzernführung an anderen Stellen der Bilanz auf. So rechnet der Vorstand vor allem wegen der "Neubeurteilung rechtlicher und regulatorischer Sachverhalte" jetzt mit Sonderbelastungen von rund 200 Millionen Euro. Betroffen seien neben dem Frachtgeschäft auch der Gewinnbringer DHL Express und die Stammsparte PeP, in der neben dem heimischen Briefgeschäft auch der Paketversand in Deutschland und Nachbarländern sowie das Internetgeschäft mit dem E-Postbrief sowie der Postbus gebündelt sind.
In der Gesamtsumme sind der Post zufolge eine ganze Reihe Einzelposten jeweils in Millionenhöhe enthalten. Diese reichten von der Abschreibung auf nicht mehr verwendete Flugzeuge über Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in den USA bis hin zu gestiegenen Pensionslasten für ehemalige Postbeamte.
BONN (dpa-AFX)
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