Höhere Gebühren

Just Eat Takeaway-Aktie zündet den Turbo: Just Eat Takeaway schreibt schwarze Zahlen - Auch Delivery-Aktie beflügelt

18.01.23 16:02 Uhr

Just Eat Takeaway-Aktie zündet den Turbo: Just Eat Takeaway schreibt schwarze Zahlen - Auch Delivery-Aktie beflügelt | finanzen.net

Der Essenslieferdienst Just Eat Takeaway hat im Jahr 2022 nach der Einführung von höheren Gebühren zulasten seiner Partner und Kunden operativ wieder schwarze Zahlen geschrieben.

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Allerdings drosseln gestiegene Servicegebühren und Lieferkosten zusätzlich zur Inflation die Bestelllust. Im abgeschlossenen Jahr dürfte ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 16 Millionen Euro erreicht worden sein nach einem Fehlbetrag von rund 350 Millionen Euro im Vorjahr, wie die Lieferando-Mutter am Mittwoch in Amsterdam mitteilte. Für das laufende Jahr dürfte sogar ein dreistelliger Millionenbetrag zusammenkommen. An der Börse beflügelten die Nachrichten die Aktie des Konzerns: Sie stieg im EURONEXT-Handel in Amsterdam zuletzt deutlich um 7,59 Prozent auf 25,95 Euro.

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Seit dem Ende 2021 hat die Aktie damit aber immer noch fast 40 Prozent an Wert verloren. Im Frühjahr vergangenen Jahres hatten die Papiere der Niederländer zu leiden, nachdem der Konkurrent Delivery Hero nach enttäuschenden Zahlen und Aussagen zur weiteren Geschäftsentwicklung für einen Ausverkauf gesorgt hatte. Zum Vergleich: Als einer der Gewinner in der Corona-Pandemie hatte die Just Eat Takeawaycom-Aktie im Herbst 2020 noch den Rekordwert von mehr als 110 Euro das Stück erreicht.

Wie Just Eat Takeaway am Mittwoch weiter mitteilte, rutschte die Zahl aller Bestellungen 2022 um fast ein Zehntel auf 984,5 Millionen Stück ab. Im Schlussquartal verfehlte das Unternehmen mit knapp 240 Millionen Bestellungen (Vorjahresquartal fast 274 Millionen) die durchschnittliche Erwartung von Analysten deutlich. Vor allem in der wichtigsten Region Nordamerika (USA und Kanada) sowie dem zusammengefassten Segment Südeuropa (Frankreich, Spanien, Italien, Rumänien, Bulgarien) und Australien/Neuseeland gingen deutlich weniger Bestellungen ein als noch im Vorjahreszeitraum.

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Das Bruttotransaktionsvolumen (GTV, Gross Transaction Value) des Gesamtjahres blieb mit rund 28,2 Milliarden Euro stabil. Hier inkludiert Just Eat Takeaway zu dem Einkaufsvolumen auch erhobene Gebühren, Trinkgelder und Steuern. Der höhere durchschnittliche Einkaufswert und gestiegene Dienstleistungsentgelte kompensierten dabei die zurückgegangenen Bestellzahlen. Konsumenten berücksichtigen aber auch die Preise in den Restaurants, da diese oft infolge der Inflation an der Preisschraube gedreht haben. In der Branche müssen Kunden teils zusätzlich zu den Lieferkosten noch Servicegebühren begleichen, was ebenfalls die Attraktivität am Bestellen mindert. Wer seine Mahlzeit zudem vorrangig zugestellt bekommen möchte, wird extra zur Kasse gebeten.

An dem Kurs mit Fokus auf die Profitabilität will Konzernchef Jitse Groen festhalten und nimmt dafür auch ein schwächeres Wachstum in Kauf. Für das laufende Jahr peilt die Geschäftsführung ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 225 Millionen Euro an. Der Ausblick scheine nach einem guten Wert im zweiten Halbjahr 2022 allerdings noch konservativ, kommentierte RBC-Analystin Sherri Malek.

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Die Ausrichtung der Unternehmensstrategie auf Profitabilität anstelle von Wachstum markierte einen Wendepunkt in der Branche. Delivery Hero und Just Eat Takeaway hatten zuvor stets auf die größtmögliche Verbreitung der konzerneigenen Marken und Expansionen in neue Märkte gebaut. Diesen Weg wollten Investoren aber im vergangenen Jahr nicht mehr mitgehen.

Unterdessen lotet das Management weiter eine Rückzugsstrategie in Sachen Grubhub aus. Ein Interessent für einen teilweisen oder vollständigen Verkauf des US-Lieferanten scheint bislang auch Monate nach der ersten Ankündigung noch nicht in Sicht zu sein. Die milliardenschwere Übernahme von Grubhub war Analysten übel aufgestoßen, nachdem die Bewertung für das Unternehmen zuletzt deutlich gelitten hatte.

Aktien der Essenslieferanten erhalten Auftrieb

Anleger setzen bei Essenslieferdiensten auf die Wende zur Profitabilität. Den Anstoß dazu gab zur Wochenmitte der britische Anbieter Just Eat Takeaway, der es im vergangenen Jahr voraussichtlich in die schwarzen Zahlen schaffte. Die Lieferando-Mutter vermeldete einen operativen Gewinn.

Davon wurde die Anlegerstimmung auch bei anderen Branchenwerten angehoben: Vor allem die Papiere des Konkurrenten Delivery Hero zogen mit, indem sie zuletzt 4,72 Prozent auf 52,84 Euro gewannen. Aber auch die Titel des Kochboxen-Lieferanten HelloFresh gehörten im deutschen MDAX-Index zeitweise zu den gefragten Werten. Deliveroo kamen derweil in London auf ein Kursplus von 3 Prozent.

Laut der RBC-Expertin Sherri Malek verfehlte Just Eat Takeaway mit dem Bruttotransaktionsvolumen einmal mehr die Erwartungen, die operative Entwicklung sei derweil aber überzeugend. "Die Profitabilität genießt weiterhin höheren Stellenrang als das Wachstum", resümierte daraufhin die Analystin. Im abgeschlossenen Jahr dürfte ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 16 Millionen Euro erreicht worden sein nach einem Fehlbetrag von rund 350 Millionen im Vorjahr, teilte Just Eat Takeaway mit.

Bei Anlegern überlagerte dies dann auch die kritischen Stimmen zur Entwicklung des Transaktionsvolumens im Tagesgeschäft. "Die Nachfrage bleibt schwach und so verfehlt das diesjährige Bruttotransaktionsvolumen die Erwartungen", sagte William Woods von Bernstein Research. Auch er betonte die Wichtigkeit der Profitabilität, die die wirklich große Überraschung sei. Laut Woods hatten Analysten im Durchschnitt damit gerechnet, dass noch ein operativer Fehlbetrag (Ebitda) von 100 Millionen Euro zu Buche stehen wird.

Für das laufende Jahr peilt Just Eat Takeaway nun ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 225 Millionen Euro an - auch hierzu gab es überzeugte Stimmen. Laut dem Bernstein-Experten Woods ist diese Zielmarke doppelt so hoch angesetzt wie der Analystenschnitt. Giles Thorne von Jefferies legte auch sein Augenmerk hierauf, die durchschnittlichen Erwartungen müssten deutlich steigen. Die Zielmarke mache weder Kompromisse bei den Wachstumsinvestitionen noch beim konjunkturellen Gegenwind.

Seitdem die hohe Inflation die Zinsen rasant steigen lässt, achten Anleger bei Wachstumswerten aus der Internet-Branche verstärkt auf Profitabilität. Auch bei Delivery Hero war die Kritik lange Zeit groß, dass der Essenslieferdienst zu wenig auf die Kosten achtet. Seit dem Sommer allerdings kristallisiert es sich heraus, dass die Verbesserung der Profitabilität auch hier Vorrang bekommt. Vom Rekordtief im Mai 2022 hat sich die Delivery-Hero-Kurs mehr als verdoppelt.

AMSTERDAM (dpa-AFX)

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Bildquellen: rafapress / Shutterstock.com

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Analysen zu Just Eat Takeaway.com

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