Höhere Arbeitslosenquote

Investor Jeffrey Gundlach prophezeit den Beginn einer US-Rezession in wenigen Monaten

17.04.23 23:09 Uhr

Investor Jeffrey Gundlach prophezeit den Beginn einer US-Rezession in wenigen Monaten | finanzen.net

Die USA sind derzeit geprägt von einer hohen Inflation. Hinzu kommen enorme Bankturbulenzen. Investor und Geschäftsmann Jeffrey Gundlach ist sich sicher: In wenigen Monaten kommt in den USA eine Rezession.

• US-Inflation bei 5 Prozent
• Erneute Zinserhöhung Anfang Mai der Federal Reserve oder Pause
• Jeffrey Gundlach: "Wir brauchen höhere Arbeitslosenquote"

Insgesamt neunmal in Folge hat die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) seit dem letzten Jahr im Kampf gegen die hohe Inflation den Leitzins erhöht. Inzwischen liegt dieser bei fünf Prozent, eine erneute Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte Anfang Mai ist nicht ausgeschlossen. Doch die amerikanische Wirtschaft leidet - Kredite werden teurer und die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, die mit Krediten finanziert werden, sinkt.

Hinzu kommen die Turbulenzen im Bankenbereich. Ein Grund für die Pleite der Silicon Valley Bank sind die stark gestiegenen Zinsen bei Krediten. Investor und Geschäftsmann Jeffrey Gundlach äußert in einem Interview gegenüber CNBC, dass Verbraucher erkannt haben, dass Banken nicht die vom Markt vorgeschlagenen vier Prozent Zinsen für ihre Einlagen zahlen, weshalb diese in andere Investitionen fließen. Er prophezeit zudem eine bevorstehende Rezession in wenigen Monaten.

US-Inflation sinkt - dennoch fernab von Fed-Ziel

Das Arbeitsministerium in Washington gab vor wenigen Tagen bekannt, dass die US-Teuerungsrate im März fünf Prozent betrage. Damit ist sie im Gegensatz zum Februar, als diese noch sechs Prozent ausmachte, weiter gesunken, liegt damit aber immer noch weit entfernt vom angestrebten 2-Prozent-Ziel der Notenbank.

Fraglich ist deshalb, wie die Fed Anfang Mai entscheiden wird: erneute Zinserhöhung oder Pause. "Die Chancen stehen 50 zu 50", sagt Gundlach gegenüber CNBC. Er sei sich sicher, dass die Notenbank nur deshalb eventuell eine Pause einlegen werde, aufgrund der Besorgnis gegenüber Kreditvergaben. Denn eines ist klar: Wird der Leitzins um weitere 0,25 Basispunkte erhöht, steigen auch die Zinsen bei Krediten.

US-Notenbanker sehen "leichte Rezession"

Kurz nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank waren sich die Banker der Fed auf ihrer Sitzung am 21. und 22. März einig, dass sich das US-amerikanische Wirtschaftswachstum verlangsamen werde. Das zeigt das vor wenigen Tagen veröffentlichte Protokoll. Aufgrund der Bankturbulenzen sehen die Mitglieder eine leichte Rezession kommen, weswegen eine Zinserhöhungspause in Erwägung gezogen wird. Auch Analysten und Marktteilnehmer spekulieren auf eine Pause.

Bond-Experte Gundlach äußert sich diesbezüglich gegenüber CNBC: "Die Fed muss entweder die Inflation oder die Rezession bekämpfen. Beides können sie nicht tun". Er geht fest davon aus, dass die Rezession in ein paar Monaten die USA erreicht haben wird. "Alles, was wir brauchen, ist eine höhere Arbeitslosenquote", sagt der Anleihekönig gegenüber Bloomberg.

Inverse Zinskurve als Indikator für Rezession

Die inverse Zinskurve kommt zustande, wenn kurzfristige Anleihen mehr Rendite abwerfen als langfristige. In den USA bekommt man derzeit durch 2-jährige US-Staatsanleihen zirka 0,5 Prozent mehr Rendite als bei 10-jährigen Anleihen. Anleger rechnen also mit fallenden Zinsen. Gilt dies als sicheres Zeichen für eine Rezession?

Der Finanzredakteur vom Handelsblatt, Leonidas Exuzidis, erläutert in einer Podcastfolge, dass die inverse Zinskurve in der Vergangenheit als sicheres Indiz für einen bevorstehenden Wirtschaftsabschwung galt. Denn bei jeder Rezession seit 1960 gab es zuvor eine Umkehr der Zinskurve, worauf innerhalb 24 Monaten eine Rezession folgte. Lediglich 1967 war eine Ausnahme.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: B Calkins / Shutterstock.com, Claudio Divizia / Shutterstock.com