Hier stimmt was nicht!

Euromicron: Die Krux zu hoher Ziele

08.04.14 03:00 Uhr

Ziele sind sicherlich wichtig im Geschäftsleben. Sie können aber auch vom Alltagsgeschäft ablenken, es vielleicht sogar behindern.

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von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Auf dem Geschäftsbericht von Euromicron prangt groß eine 500. Das soll signalisieren: Bis 2016 will der Netzwerkspezialist seinen Umsatz auf 500 Millionen Euro steigern. Weil die Erlöse vergangenes Jahr 329 Millionen Euro betrugen, klingt das nach einer ambitionierten Wachstumsfirma. Dem Realitätscheck hält die pompöse Aufmachung jedoch nicht stand. Es sieht vielmehr danach aus, als ob Euromicron schon mit dem aktuellen Geschäftsvolumen operativ, aber auch organisatorisch überfordert sein könnte.

Seit dem Börsengang 1998 will Euromicron die Kompetenz im Netzwerkgeschäft ausbauen. Aber die Akquisitionen - vor allem der vergangenen Jahre - waren nicht immer glücklich und die Kaufpreise in vielen Fällen wohl zu hoch. Nun schreibt das Unternehmen rote Zahlen, die Dividende wurde komplett gestrichen, nachdem sie für 2012 bereits gesenkt worden war. Das Geld brauche man, so heißt es, um die Umsatzziele zu erreichen. Aus Sicht der Aktionäre wäre eine "Agenda 200" besser als ein Umsatzziel von 500 Millionen Euro. Schließlich verdiente Euromicron im Jahr 2010 bei einem Umsatz von 205 Millionen netto 11,5 Millionen, die Dividende betrug 1,10 Euro pro Aktie.

Natürlich sind Rückschläge immer möglich. Und Euromicron will im laufenden Jahr wieder Margen von mehr als sechs Prozent erwirtschaften. Angesichts früherer Fehlprognosen sollten Anteilseigner diesen Aussagen aber mit Zurückhaltung begegnen. Die steigenden Umsätze seit 2010 brachten neben schwindenden Margen auch eine Verschlechterung der Bilanz. Der Geschäfts- und Firmenwert beträgt demnach mehr als 113 Millionen Euro. Ob diese als Goodwill bezeichnete Bilanzposition wirklich werthaltig ist? Angesichts einer seit zwei Jahren fallenden Rentabilität muss das bezweifelt werden. Weil der Goodwill fast so hoch ist wie das ausgewiesene Eigenkapital würden Abschreibungen die Stabilität gefährden.

Kaufen, integrieren, kaufen, lautet das Motto von Vorstandschef Willibald Späth. Offensichtlich ist das Kaufen der bevorzugte Teil seiner Managementaufgaben. Das fördert die Analyse der beiden letzten Abschlüsse zutage. Obwohl der Umsatz 2013 auf Vorjahreshöhe liegt, sind die Material- und Personalkosten um je fünf Millionen Euro gestiegen. Sind das Vorleistungen für die "großen 500" oder Vorboten eines großen Knalls? Klar ist: Mit der Kostenstruktur wird Euromicron nicht aus der Misere kommen. Und um höhere Umsätze zu erzielen, müssen weiter Firmen gekauft werden. Die kosten Geld, das Euromicron nicht hat. Schon im Dezember 2013 führte Euromicron eine Kapitalerhöhung durch. Bleibt die 500 stehen, müssen sich Aktionäre auf weitere Kapitalmaßnahmen einstellen. Und: Der Dividendenausfall könnte sich als Dauerzustand entpuppen.

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