Wie geht es weiter?
Wir hatten zuletzt immer wieder auf das Thema Saisonalität hingewiesen.
Während man mit der alten Börsenregel „sell in may“ im vergangenen Jahr durchaus gut gefahren war, sieht die Situation in diesem Jahr etwas anders aus. So war ein extrem starkes erstes Quartal zu beobachten, was den Schluss zuließ, dass in diesem Jahr „sell in may“, also der Ausstieg im Mai, bereits im April beginnt. Bislang hat sich dies als richtig erwiesen. Da der April nun aber zu Ende ist, stellt sich die Frage, wie es weitergeht!
Quartalszahlen geben gute Impulse
Die Quartalszahlen sind bislang im Durchschnitt gut gewesen, allerdings konnte der Aktienmarkt aufgrund des Geschehens in Europa noch nicht richtig an die Ende März unterbrochene Aufwärtstendenz anknüpfen. Am kommenden Wochenende richtet sich hier der Blick nach Frankreich zur Stichwahl um das französische Präsidentenamt. Amtsinhaber Sarkozy versucht dabei, die Wähler am rechten Rand für sich zu gewinnen, Herausforderer Hollande will hingegen mit einer etwas europa-kritischeren Haltung punkten. Dabei hat Hollande jüngst noch einmal bekräftigt, dass er den Fiskalpakt neu verhandeln möchte. Da die Börse Unsicherheit nicht sehr mag, dürfte ein Wahlsieg Hollandes keinen Begeisterungssturm der Anleger hervorrufen, womit zu Beginn der kommenden Woche eine ernüchternde Reaktion „dezent“ einkalkuliert werden sollte. Dezent insofern, als dass Hollande in Umfragen vorne liegt und die Überraschung über einen Wahlsieg des Sozialisten nur bedingt vorhanden sein sollte. Wägt man daher ab, wie eine Reaktion erfolgen dürfte, so lässt sich zumindest ein Freudensprung der Börsenakteure nahezu ausschließen.
Schwierig aber nicht schlecht
In den vergangenen Wochen ist aufgefallen, dass der DAX den US-Indizes etwas hinterherhinkt. So befindet sich der Dow Jones beispielsweise wieder fast an seinem Hoch vom März bzw. von Anfang April. Der DAX ist aber vom Hoch vom März bei rund 7.200 Punkten noch weit entfernt. Solange diese Tendenz der Underperformance im DAX gegenüber den „großen US-Brüdern“ anhält, dürfte auch der „Geldfluss“ in die DAX-Werte noch keine neuen Kaufimpulse setzen. Mit dem Abflachen der Quartalszahlensaison fehlen dann in Kürze auch die positiven Impulse von Unternehmensseite, so dass sich die Marktteilnehmer wieder vermehrt auf die Konjunkturindikatoren stürzen.
Keine Kaufimpulse, kein Abwärtsdruck
Insgesamt scheint daher eine schwankungsfreudige Seitwärtstendenz in den kommenden Wochen kein unwahrscheinliches Szenario zu sein. Letztendlich ist nach wie vor eine atemberaubende Menge an Liquidität vorhanden, die irgendwann den Weg an die Aktienmärkte finden wird. Aktuell wird dieser Punkt aber eher eine Stabilisierung der jüngst eingeschlagenen Seitwärtstendenz begünstigen.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.