Eurogruppenchef Dijsselbloem: Brexit ist eine "Lose-Lose"-Situation
Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem kann in der Brexit-Entscheidung der Briten keinerlei Vorteile erkennen.
Der Brexit sei eine "Lose-Lose"-Situation für die EU und Großbritannien gleichermaßen, die er "sehr bedauere", sagte Dijsselbloem bei einer Konferenz der Großbank UBS in London.
Der niederländische Finanzminister, der die gemeinsamen Sitzungen mit seinen Amtskollegen aus dem Euroraum leitet, rief London und die Europäer dazu auf, eng zusammenzuarbeiten, um den Schaden zu begrenzen.
"Mein persönlicher Wunsch wäre, das ganze Referendum zurückzudrehen aber ich glaube nicht, dass das passieren wird", meinte Dijsselbloem. "Mein zweiter Wunsch ist, dass der Handel so frei wie möglich bleibt", ergänzte er.
Die britische Premierministerin Theresa May legt für die kommenden Austrittsverhandlungen ihres Landes ihr Augenmerk aber stärker auf die Kontrolle der Zuwanderung aus EU-Ländern. Die Europäische Union und ihre verbleibenden 27 Mitglieder pochen aber darauf, dass es ohne die volle Freizügigkeit der Arbeitnehmer, sich in allen Staaten frei niederlassen zu können, keinen Zugang zum EU-Binnenmarkt geben werde.
Der Niederländer kritisierte, dass Großbritannien vor Jahren die Möglichkeit besessen habe, die Zuwanderung zu begrenzen, dies aber unterlassen habe. "Das Vereinigte Königreich kämpft einen alten Krieg", behauptete er. Für die Scheidungsgespräche erwartet er, dass diese eine "lange Zeit dauern werden". Im EU-Vertrag sind dafür 2 Jahre vorgesehen.
Das Klima zwischen Großbritannien und dem Staatenklub hält Dijsselbloem für angespannt: "Britannien und der Kontinent schauen mit Argwohn aufeinander".
Wie britische Medien berichten, hat die Premierministerin große Schwierigkeiten, die eigene Position für die Austrittsverhandlungen festzulegen. Die Ministerien arbeiteten nicht Hand in Hand, wird aus einem internen Papier zitiert.
Anfang Dezember wird sich darüber hinaus das höchste britische Gericht damit befassen, ob May das Beitrittsgesuch eigenmächtig bei der EU einreichen darf oder zuvor das Parlament befragen muss. Sollte May die Abgeordneten abstimmen lassen müssen, droht ihr Zeitplan durcheinander zu geraten. Bis spätestens März will sie den Antrag auf Austritt stellen.
Von Georgi Kantchev
LONDON (Dow Jones)
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