Handelsstreit 2.0

Trump verärgert über China: Will im Moment nicht mit Xi sprechen

15.05.20 11:33 Uhr

Trump verärgert über China: Will im Moment nicht mit Xi sprechen | finanzen.net

Die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China sorgen nun auch für Kommunikationsprobleme auf höchster Ebene.

US-Präsident Donald Trump sagte dem Sender Fox Business in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview, "im Moment" wolle er mit Staats- und Parteichef Xi Jinping nicht sprechen. Trump beklagte sich generell: "Ich bin sehr enttäuscht von China." Er schob sogar nach: "Wir könnten die Beziehungen komplett abbrechen." Im Detail äußerte er sich zu dieser ungewöhnlichen Drohung nicht.

China reagierte am Freitag zurückhaltend. Die Aufrechterhaltung stabiler Beziehungen liege im Grundinteresse beider Völker und sei auch dem Weltfrieden förderlich, zitierte die staatliche Zeitung "Global Times" Außenamtssprecher Zhao Lijian. "Derzeit sollten China und die Vereinigten Staaten die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der (Corona-)Epidemie weiter verstärken", so der Sprecher. Dies erfordere jedoch, dass sich beide Seiten aufeinander zubewegen.

Erneut warf Trump den Chinesen vor, sie hätten die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie nicht gleich an der Quelle gestoppt und dadurch enormen Schaden angerichtet. "Es war entweder Dummheit, Inkompetenz oder es war absichtlich." Trump beklagte sich auch erneut über eine jahrelange Ungerechtigkeit beim Handel zwischen beiden Ländern. Erst Mitte Januar hatten die USA und China nach einer zähen und erbitterten Auseinandersetzung ein vorläufiges Handelsabkommen unterzeichnet.

Der US-Präsident bekräftigte, er sei nicht zu Nachverhandlungen bereit. Auf Nachfrage erklärte Trump, seine Regierung erwäge, dass chinesische Konzerne künftig amerikanische Bilanzregeln befolgen müssten, wenn sie an US-Börsen gehandelt würden. Trump beklagte zudem Versuche, geistiges Eigentum in den USA zu stehlen. US-Behörden hatten am Mittwoch öffentlich davor gewarnt, dass chinesische Hacker Forschungsarbeit im Kampf gegen das Coronavirus ausspähen.

Neben Trump holte auch sein Handelsberater Peter Navarro zum Rundumschlag aus. China habe das Coronavirus im November "wahrscheinlich in diesem Waffenlabor in Wuhan" erschaffen, sagte Navarro dem Sender Fox News. Anschließend habe es das Virus "zwei Monate lang hinter dem Schutzschild der Weltgesundheitsorganisation versteckt", Schutzausrüstung aus aller Welt "aufgesaugt", Menschen getötet und schließlich Profit aus der Krise geschlagen. "Jetzt versuchen Hacker der chinesischen Regierung, Informationen über die Impfung zu stehlen, damit sie sie zuerst herstellen können."

Die Beziehung zwischen Washington und Peking ist ohnehin angespannt - Navarro verschärfte den Ton mit der geballten Ladung an Vorwürfen. Er hatte China schon früher beschuldigt, das Virus "wahrscheinlich" in einem Labor für Biowaffen erschaffen zu haben. Dafür gibt es keine Beweise - genauso wenig wie für den immer wieder geäußerten Vorwurf, das Virus stamme womöglich aus einem Forschungslabor in Wuhan. Wissenschaftler halten es für viel wahrscheinlicher, dass Sars-CoV-2 natürlichen Ursprungs ist und von Tieren auf den Menschen übertragen wurde.

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WASHINGTON/PEKING (dpa-AFX)

Bildquellen: Spencer Platt/Getty Images