Handelskonflikt

George Soros sieht zwischen USA und China "heißen Krieg" entflammen

30.01.19 20:03 Uhr

George Soros sieht zwischen USA und China "heißen Krieg" entflammen | finanzen.net

US-Milliardär George Soros betrachtet den Handelsstreit zwischen den USA und China mit großer Sorge. Er befürchtet sogar, dass der Konflikt zu einem "heißen Krieg" eskalieren könnte.

Die Investmentlegende George Soros hat sich im Rahmen eines privaten Abendessens am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos besorgt über die Spannungen zwischen den beiden weltweit größten Volkswirtschaften gezeigt. Ursprünglich hatten Marktteilnehmer gehofft, dass es in Davos zu einer Annäherung der Konfliktparteien kommen könnte. Doch dann hat Washington überraschend keine Delegation in die Schweiz geschickt und dies mit dem "Government Shutdown" - dem teilweisen Stilstand der Regierungsbehörden - infolge des Haushaltsstreits begründet.

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Trumps falscher Ansatz

Ende 2017 hatte US-Präsident Donald Trump China als "strategischen" Konkurrenten der USA bezeichnet. Diesen Ansatz findet Soros jedoch "zu simpel". "Eine effektive Haltung gegenüber China kann nicht auf einen Slogan reduziert werden. Sie muss viel durchdachter, detaillierter und praktischer sein; und sie muss eine wirtschaftliche Antwort Amerikas auf die 'Gürtel und Straße'-Strategie beinhalten", meint der Investmentguru.

Beim geopolitischen Entwurf "One Belt, One Road" (im deutschen auch "Gürtel und Straße" genannt) handelt es sich um Chinas Masterplan, mit dem es die Weltwirtschaft neu ordnen will. Mittels zahlreicher Bauprojekte soll das Reich der Mitte mit dem Rest der Welt verbunden werden, unter anderem mittels eines eurasischen Landgürtels (Belt - englisch für Gürtel) sowie über ein maritimes Straßennetz (Road - englisch für Straße).

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Während ursprünglich nur das wirtschaftlich starke Ostasien mit Westeuropa und der Küstenregion Ostafrikas verbunden werden sollte, hat Xi Jinping inzwischen fast die ganze Welt in den Blick genommen - von Asien über Europa, Afrika und sogar Amerika. Dazu hat er das größte Infrastrukturprogramm aller Zeiten aufgelegt: Bis zu einer Billion US-Dollar sollen in neue Handelsrouten und Verkehrswege investiert werden. Während Trump also auf Abschottung setzt, investiert sein chinesischer Amtskollege Xi Milliardensummen in den Traum einer neuen Seidenstraße.

"Bedauerlicherweise scheint Präsident Trump einen anderen Kurs zu verfolgen: Er macht China Zugeständnisse und verkündet Siege, während er die Verbündeten der USA attackiert. Dies untergräbt aber das US-Ziel, Chinas Missbräuche und Exzesse zu dämpfen", kritisiert Soros. Seine Einschätzung der Lage ist ziemlich düster: "Die Realität sieht so aus, dass wir uns in einem kalten Krieg befinden, der zu einem heißen zu werden droht".

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Neue Führung - neue Chance

Die Chance auf eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und China sieht Soros vor allem unter einer neuen Führung: "Wenn Xi und Trump nicht mehr länger an der Macht wären, würde sich die Möglichkeit eröffnen, eine bessere Zusammenarbeit zwischen den beiden Cyber-Supermächten zu entwickeln", meinte Soros.

Der US-Milliardär scheint von beiden Staatslenkern nicht viel zu halten: Xi Jinping bezeichnete er im Laufe des Abendessens als den "gefährlichsten" Widersacher für alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten. Gegen Donald Trump hatte sich Soros schon von Anfang an positioniert: Im US-Wahlkampf 2016 hatte er dessen demokratische Gegenkandidatin Hillary Clinton unterstützt.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: ERIC PIERMONT/AFP/Getty Images, VCG/VCG via Getty Images