Halvers Kapitalmarkt-Monitor Robert Halver

Showdown in Zypern als Aufbruch für Euroland

25.03.13 14:17 Uhr

Showdown in Zypern als Aufbruch für Euroland | finanzen.net

Das Hilfspaket für Zypern gerät zum euro-politischen Rettungs-Krimi.

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Im Rahmen der Lösungsfindung hat die zyprische Regierung offenbar kein Interesse, dass zyprische Geschäftsmodell von lukrativen, steuerlich günstigen Anlagemöglichkeiten aufzugeben und damit vor allem das Milliardenvermögen wohlhabender Steuerflüchtlinge - als Dunkelziffer an außereuropäischen Bankeinlagen werden bis zu einer halben Billion Euro genannt - abzuschrecken. Nach offiziellen Angaben der Central Bank of Cyprus stammen 31 Prozent der Bankeinlagen von außerhalb der Eurozone.

Die EZB setzt Zypern unter Zeitdruck

Der Zeitdruck für eine Lösungsfindung ist hoch. Kommt es bis kommenden Montag zu keiner politischen Aktion, kommt es seitens der EZB zu einer geldpolitischen Reaktion: Die Nothilfen für zyprische Banken werden eingestellt. Gleichzeitig bereitet die EZB Kapitalverkehrskontrollen vor, um einem kolossalen Bank Run - einer schnellen und massiven Kapitalflucht - entgegenzuwirken.

Eine Kompromissfindung ist schwierig, da die Euro-Politik kaum Nachbesserungen gewähren kann, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Der IWF hat seine Zustimmung zu einer höheren Hilfssumme als 10 Mrd. Euro bereits abgelehnt. In Zypern prüft man derzeit andere Möglichkeiten, den fehlenden Eigenbetrag von 5,8 Mrd. Euro bereitzustellen. Der Griff in die Rentenkassen, Finanzmittel von der Kirche und auch sogar die Anzapfung der Goldreserven der zyprischen Notenbank werden geprüft. Dieser so zu etablierende „Solidaritätsfonds“ soll von einer Reform des zyprischen Bankensektors mit Etablierung einer Bad Bank für faule Kredite flankiert werden. Auf Finanzhilfen von außen - insbesondere aus Russland - kann man derzeit nicht mehr hoffen, bietet sich doch im Ernstfall einer zyprischen Staatspleite für Investoren wesentlich günstigere Kaufmöglichkeiten für Vermögenswerte.

Die Unsicherheit über eine endgültige Lösungsfindung ist an den Finanzmärkten klar zu spüren. Der Bund Future - ein valider Indikator für die Nachfrage nach Sicherheit in Form deutscher Staatsanleihen - notiert weiterhin auf hohem Niveau. Und auch die Volatilität am euroländischen Aktienmarkt auf Basis des Euro Stoxx 50 hat im Trend angezogen.

Letztlich wird die EU die zyprische Staatspleite oder gar den Euro-Austritt des Landes nach Möglichkeit zwar verhindern. Und ein gewisses Entgegenkommen der Euro-Politik ist auch nicht auszuschließen. Als Gegenleistung ist hinter vorgehaltener Hand die Hinterlegung weiterer Hilfskredite mit zukünftigen, allerdings unsicheren Erträgen aus der Gasförderung im Gespräch.

Aber auch dieses eigentliche No-Go einer Staatspleite Zyperns muss ins Auge gefasst werden, falls die zyprische Politik sich weiter renitent zeigt. Berechnungen gehen davon aus, dass diese Maßnahme für die Europäische Union und deren Finanzwirtschaft grundsätzlich zu stemmen wäre. Und auch die weiter verhaltenen Risikoaufschläge italienischer und spanischer Anleihen zu deutschen deuten nicht auf gravierende Überschwappeffekte nach einem Austritt Zyperns aus der Eurozone hin. Es geht auch um Signalwirkung: Für so manchen Euro-Politiker würde eine kontrollierte Staatspleite die vielfachen Absurditäten von Euro-Rettungsmaßnahmen gerade rücken und der finanzwirtschaftlichen Vernunft wieder Priorität einräumen.

Das Vertrauen der Sparer darf nicht riskiert werden

Mit dem Vorschlag die Sparer an dem zyprischen Rettungspaket zu beteiligen, hat die Euro-Politik einen Präzedenzfall geschaffen, der auch in anderen prekären Euro-Ländern auf der psychologischen Ebene Bedenken vor einem Bank Run schürt. Die Furcht vor ähnlichen Maßnahmen auch in diesen Staaten lässt durchaus auf eine zukünftig erhöhte Kassenhaltung schließen, die der allmählichen Erholung der Bankeinlagen in Italien und selbst Spanien ein abruptes Ende setzen könnte.

Grundsätzlich wird einem erneuten politischen Unsicherheitsschock für die Euro-Wirtschaft mit einer wachstumsfreundlichen Geldpolitik entgegengewirkt. Im Ernstfall würde die EZB den tatsächlichen Aufkauf von Staatsanleihen starten.

Dieses Rettungsversprechen ist auch dringend nötig, denn die Euro-Konjunkturerholung steht noch nicht auf stabilen Beinen. So hat sich der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in der Eurozone zuletzt auf 46,6 eingetrübt und liegt damit noch unter der Expansion anzeigenden Schwelle von 50. Insbesondere die Wirtschaft in Frankreich lahmt.

Konjunkturlokomotive Deutschland mit etwas weniger Dampf

Die März-Daten des ifo Instituts haben gezeigt, dass selbst Deutschland vor euro-politischen Verunsicherungen wie z.B. der Hängepartie in Italien nach der Parlamentswahl nicht gefeit ist. Daten zur Geschäftslage und den -erwartungen sind zuletzt überraschend gefallen. Setzt man beide Daten gemäß den vier Phasen eines Wirtschaftszyklus zueinander in Beziehung, befindet sich die deutsche Wirtschaft jedoch weiterhin auf Boom-Kurs.

Trotz des aktuellen Knicks bei den Geschäftserwartungen ist der deutsche Aktienmarkt aus fundamentaler Sicht gut unterfüttert. Das liegt nicht zuletzt daran, dass andere Regionen ihre Wirtschaftskraft auch über eine üppige Geldpolitik stärken.

Aus charttechnischer Sicht hält die überkaufte Lage des deutschen Leitindex an. Im Falle einer Konsolidierung bietet die Marke bei 7978 ersten Halt. Darunter dient die Kurslücke zwischen 7898 und 7883 sowie die wichtige Marke bei 7872 Punkten als Unterstützung. Das gilt auch für den mittelfristigen Aufwärtstrend bei 7805 Punkten. Auf der Oberseite liegen signifikante Widerstände an der Marke von 8074 und im Bereich zwischen 8100 und dem Allzeithoch bei 8151 Punkten.

Weltweit bleiben die Notenbanken expansiv

Auch die US-Notenbank stellt weiter klar, dass ein Ende ihres geldpolitischen Doppelschlags aus Liquiditätsflut und Niedrigzinsen nicht in Sicht ist. Zum einen bleiben die Inflationserwartungen der Fed mit knapp unter zwei Prozent weit vom Schwellenwert von 2,5 Prozent entfernt, ab dem die Fed nach eigenen Angaben über Leitzinsanhebungen nachdenkt. Ohnehin steht der US-Geldpolitik mit den geschönten amerikanischen Inflationsausweisen ein dehnbarer Gummiparagraph zur Verfügung, um eine Zinswende noch lange hinauszuzögern.

Zum anderen ist trotz verbesserter Aussichten auf dem US-Arbeitsmarkt - statt einer Arbeitslosenquote von 7,4 bis 7,7 Prozent geht die Fed bis Jahresende nun von einer zwischen 7,3 und 7,5 aus - auch hier der für eine Zinswende kritische Schwellenwert einer Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent nicht in Sicht.

Wieso sollte man auch die geldpolitische Offensive beenden, wenn die US-Fed selbst von deren positiver realwirtschaftlicher Wirkung überzeugt ist? Vor dem Hintergrund konjunktureller Bremsspuren angesichts der Zwangskürzungen im US-Haushalt ist eine Rechtfertigung für eine restriktivere Geldpolitik ohnehin nicht gegeben. Um ihre geldpolitischen Absichten zu unterstreichen, hat die US-Notenbank ihre Wachstumsprojektionen für das aktuelle Jahr leicht von zuvor 2,3 bis 3 auf aktuell 2,3 bis 2,8 Prozent revidiert.

Auch in Japan hat der neue Zentralbank-Gouverneur Kuroda bei seinem Amtsantritt deutlich hervorgehoben, dass ein frühzeitiger unbegrenzter Aufkauf von Staatsanleihen zur geldpolitischen Stimulierung der Wirtschaft schnellstmöglich in die Tat umgesetzt werden soll.

Die weltweit anhaltend üppige Liquiditätspolitik bleibt damit auch weiterhin ein wichtiges Argument für Edelmetalle. Edelmetalle als Anlageklasse mit inflationsschützender Wirkung sind weiter zu empfehlen.

Und das passiert in der nächsten Woche

Die Anleger befinden sich angesichts der neuen euro-politischen Turbulenzen weiterhin in Hab Acht-Stellung.

In Amerika weist der Einkaufsmanagerindex für die Region Chicago auf den anhaltenden Erholungskurs der US-Wirtschaft hin. Das unterstreichen die Daten der Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter, die auf eine zunehmende Investitionsneigung hindeuten. Ein steigendes Verbrauchervertrauen des Conference Board weist zudem auf einen robusten US-Konsum hin.

In Deutschland verdeutlicht das GfK Konsumklima, dass die deutschen Verbraucher zu einem wichtigen Standbein der deutschen Wirtschaft avanciert sind.

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Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Dr. Horst Schiessl. Die Mitglieder des Vorstands sind Uto Baader (Vorsitzender), Nico Baader, Dieter Brichmann und Dieter Silmen.

Nach Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums begann Robert Halver seinen beruflichen Werdegang zunächst als Wertpapieranalyst bei der Sparkasse Essen. Anschließend arbeitete er als Analyst und Aktienstratege bei der Privatbank Delbrück & Co in Frankfurt.

2001 wechselte Robert Halver zur Schweizer Privatbank Vontobel. Sein Aufgabenschwerpunkt war die Formulierung der Anlagestrategie der Vontobel Gruppe in Deutschland.

Seit 2008 leitet Herr Halver die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG in Frankfurt. In dieser Funktion ist er auch für die Außendarstellung der Baader Bank tätig.
Robert Halver ist durch regelmäßige Medienauftritte, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie durch Fachpublikationen und als Kolumnist präsent.

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