Umfragewerte werden knapper
Umfragewerte werden knapper.
Wie die jüngsten INSA- und Forsa-Umfragewerte zur Bundestagswahl 2017 zeigen, befindet sich die SPD mit dem neuen Kanzlerkandidaten Martin Schulz im deutlichen Aufwind.
Die Lücke zur CDU konnte in den letzten beiden Wochen durch einen sprunghaften Anstieg der prozentualen Umfragewerte geschlossen werden. Laut Forsa liegt die SPD bei 31 Prozent, die CDU/CSU bei 34 Prozent. In der jüngsten INSA-Umfrage liegt die SPD sogar mit einem Prozentpunkt vorne. Ist ein politischer Machtwechsel in Deutschland durch den "Schulz-Effekt" in greifbare Nähe gerückt?
Medien brauchen Spannung
Medien lieben knappe Rennen - Langeweile killt die Quoten - und nehmen das aktuelle Kopf-an-Kopf-Rennen daher wohlwollend zur Kenntnis. Mit entsprechender Hingabe werden die aktuellen Umfragen zu Schlagzeilen verarbeitet. Für Anleger gilt es, diese Verschiebungen in den korrekten Kontext zu setzen.
Neue Besen kehren gut
Politikverdrossenheit liegt im Trend. Gegen den Status Quo und gegen die machtbesessene Obrigkeit! Gewissermaßen hat es Donald Trump mit der Agenda "Gegen die Politik" bis zum amerikanischen Präsidenten geschafft. Kaum Rückhalt aus den eigenen Reihen, auf vollem Konfrontationskurs mit den Demokraten! "Gegen die Politik" ist dabei kein amerikanisches Phänomen: Diese Agenda ist auch in Europa maßgeblich für den Rückenwind populistischer Parteien verantwortlich. "Anti-Aufbruchstimmung" ist Trumpf!
Dementsprechend geht der gesteigerte Zuspruch für die SPD auch nicht exklusiv zu Lasten der CDU und deutet auf einen fundamentalen politischen Umbruch hin, sondern verteilt sich "gleichmäßig" auf sämtliche Parteien. CDU minus drei Prozent, GRÜNE minus zwei, FDP minus eins, Linke minus eins, AfD minus zwei, Sonstige minus eins - so setzt sich der SPD-Anstieg in den jüngsten Forsa-Umfragen zusammen.
Nicht die schlechteste Ausgangslage für Schulz
In den letzten Jahren ist die SPD immer mehr in die politische Bedeutungslosigkeit abgedriftet. Die goldenen Zeiten unter Gerhard Schröder sind längst vorbei. Was hat Martin Schulz also zu verlieren? Mit der Devise "Ärmel hochkrempeln" trifft er den Zeitgeist und den Wunsch vieler Wähler nach einer schieren Veränderung. Angesichts des kuriosen Abgangs von Sigmar Gabriel - dessen Parteispitze seine Entscheidung dem Stern-Interview entnehmen konnte - dürfte es den eingefleischten SPD-Anhängern auch nicht schwer gefallen sein, ihre Unterstützung direkt auf Martin Schulz zu übertragen. Zu sehr haftete Gabriel das Verlierer-Image an.
Trotz steigender Wählergunst für die SPD lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt feststellen, dass es für das rot-rot-grüne Bündnis immer noch nicht zu einer regierungsfähigen Mehrheit reichen würde. Unionspolitiker werden die aktuellen Umfragen aufmerksam beobachten und die notwendigen Gegenmaßnahmen ergreifen, wenn der Wahlkampf in die heiße Phase eintritt. Bereits heute proben CDU und CSU schon mal den Schulterschluss. Einigkeit soll stark machen. Wenn diese Erkenntnis mal nicht zu spät kommt.
Fazit
Messen Sie dem politischen Theater zum jetzigen Zeitpunkt keine zu große Bedeutung bei. Meinungen und Fakten prallen extrem aufeinander, Medien beschwören das "knappe Rennen" herauf, die Unsicherheit setzt sich in den Köpfen europäischer Anleger fest. Das ideale Umfeld für einen weiterhin geräuschlosen, nachhaltigen und fundamental geprägten Aufschwung. 2017 wird das Jahr der schwindenden Unsicherheit in Europa! Die aktuellen Umfragen stellen sicherlich einen interessanten Stimmungstest dar. Mehr aber auch nicht.
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Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Seine oft dem allgemeinen Marktkonsens entgegen stehenden Prognosen sorgten schon mehrfach für großes Aufsehen. Weitere Informationen unter http://www.gruener-fisher.de.
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