Tickt die Uhr?
Respekt vor dem Faktor Zeit
Geraten die Aktienmärkte unter Zeitdruck? Der Bullenmarkt läuft mittlerweile seit gut fünf Jahren. Die Entwicklung in 2014 verläuft für den Geschmack zahlreicher Investoren und Analysten viel zu unspektakulär und der DAX will die Hürde von 10.000 Punkten nicht überspringen. Der Respekt vor einer Abwärtsbewegung steigt beständig. Die Medien tragen zuverlässig dazu bei, dass die "Höhenangst" bestehen bleibt. Willkürlich wird versucht, kleinste Kursbewegungen zu interpretieren, unzählige Grundsatzdiskussionen werden geführt und kurzfristige Störfeuer werden dramatisiert. Auch wenn Korrekturen und volatile Seitwärtsphasen den aktuellen Bullenmarkt immer wieder prägen, so hat er vor allem eins: Zeit!
Fünf Jahre im Bullenmarkt?
Je länger der durchschnittlich betrachtete Zeitraum, desto ausgeprägter der Renditevorteil der Aktienmärkte gegenüber alternativen Anlageklassen. Nachgewiesen durch historische Daten und ein allgemein bekannter Zusammenhang. Dennoch wird der Faktor Zeit primär zur Stützung pessimistischer Thesen verwendet: Je länger die Aufwärtsbewegung schon andauert, desto näher rückt unweigerlich der Tag X, an dem ein neuer Bärenmarkt beginnt. Diese Einschätzung ist sicherlich richtig, aber für vernünftig agierende Investoren absolut unbrauchbar.
Denken Sie zurück an das Jahr 2011! Speziell deutsche Anleger können getrost von einem Bärenmarkt sprechen. Der DAX verlor vom 02. Mai bis zum 12. September exakt 34,66%! Alleine der August 2011 brachte ein Minus von ca. 20%. Per Saldo der schlechteste Monat der letzten 10 Jahre! Schon wieder vergessen?
Der Anlageerfolg wird nicht dadurch definiert, die Abwärtsphasen allesamt vollständig auszuklammern, sondern vor allem durch die Partizipation an den nachhaltigen Aufwärtsbewegungen. Wichtig ist dabei zu sehen, dass die Bullenmärkte seit jeher die Bärenmärkte dominieren! Die Bewegung der Aktienmärkte ist kein Münzwurf - die statistischen Vorteile liegen bei den Bullen. Kurse steigen langfristig viel häufiger als sie fallen!
Im Nachgang wird der Anlageerfolg der letzten Jahre auch tatsächlich folgendermaßen gemessen: DAX, S&P 500 und weitere wichtige Indizes haben seit 2009 rund 170 % und mehr zugelegt. Die große Korrektur (oder auch Bärenmarkt - je nach Definition) 2011 ist inklusive und vergessen! Wobei die korrekte Berücksichtigung dieses Jahres auch Vorteile hätte: Laut Definition läuft der aktuelle Bullenmarkt damit erst seit nicht einmal drei Jahren.
2014 nicht unterschätzen
Zudem hätten es die Märkte verdient, dass das Fazit für den bisherigen Jahresverlauf weitaus positiver ausfällt! DAX, EuroStoxx 50 und der S&P 500 liegen seit Jahresanfang rund 4 % im Plus, und das bei minimaler Schwankungsbreite! Gold verliert dagegen in den letzten 3 Monaten über 10 % und es interessiert niemanden. Gold darf das! Auch die Zinsen sind weiter signifikant gefallen - fernab von allen Prognosen zu Jahresbeginn. Die deutsche Umlaufrendite rentierte zu Beginn des Jahres 2014 noch bei rund 1,6 %, aktuell bei rund 1,1 % - das sind prozentual betrachtet tatsächlich dramatische Kursbewegungen, während Medien und Experten heiß diskutieren, ob der DAX nun von 9.900 auf 9.700 Punkte "stürzen" wird oder nicht.
Fazit
Die Medien diskutieren stets die Frage, wann denn der nächste große Crash kommt. "Experten" heben den warnenden Zeigefinger mittlerweile seit Jahren - manche auch permanent. Die Uhr tickt immer, die Zeit läuft immer ab. So funktionieren Medien! Langfristig orientierte Investoren wissen dagegen, dass der Faktor Zeit ein wichtiger Baustein für den nachhaltigen Anlageerfolg ist. Die Zeit läuft für Sie!
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen/Disclaimer unter www.gruener-fisher.de.
Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Seine oft dem allgemeinen Marktkonsens entgegen stehenden Prognosen sorgten schon mehrfach für großes Aufsehen. Weitere Informationen unter http://www.gruener-fisher.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.