Grüner Fisher: Misstrauen ist modern
Wirtschaft, Politik, Gesellschaft - die Welt wird im Jahr 2016 von einer neuen Welle des Misstrauens erfasst.
Obwohl der globale Bullenmarkt seit über sieben Jahren intakt ist und die globale Weltwirtschaft wächst, werden konjunkturelle Treiber gnadenlos kleingeredet und wirtschaftliche Problemstellungen in den Vordergrund gestellt. Der wohl unbeliebteste wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahre lässt weiterhin kaum Platz für Optimismus.
Großes Misstrauen herrscht auch in der Politik. Nicht nur in Deutschland sind Wähler empfänglicher für Protestgedanken denn je. Die AfD etabliert sich mit Nachdruck auf der politischen Landkarte und es hat den Anschein, als müsste die SPD gar keine konstruktiven Oppositionspläne mehr entwerfen, um die Gunst der Wähler zurückzugewinnen - die Uneinigkeit der Union in der Flüchtlingsfrage erzeugt ausreichenden Rückenwind.
In Großbritannien äußert sich das Misstrauen der Gesellschaft gegenüber dem Status Quo in Form des Brexit-Referendums, in den USA durch die Tatsache, dass es Donald Trump tatsächlich zum Anwärter auf das Amt des US-Präsidenten geschafft hat. Würde eine neutrale Stimmungslage vorherrschen, frei von Emotionen und Misstrauen gegenüber dem "Establishment", hätte Trump mit seinen Comic-Held-Eigenschaften wohl allenfalls die Frühphase des Wahlkampfs beleben können. In der aktuellen Welt voller Misstrauen hat er es nun allerdings bis auf die Zielgerade geschafft. Alles erstaunlich?
Es wird nicht einfacher
Anleger fragen sich: Wem kann ich noch trauen in diesen "unsicheren Zeiten"? Welche Informationsquellen sind verlässlich? Selbst hochgradig etablierten und seriösen Formaten wird das Prädikat "Lügenpresse" verliehen. Welche Form der Geldanlage bietet Schutz, Sicherheit und Wertzuwachs? Man könnte vermuten, dass der einfachere Zugang zu Informationen jeglicher Art die Situation für Geldanleger deutlich verbessert hat. Doch in der Realität ist durch die Digitalisierung der Weg zum nachhaltigen Anlageerfolg nicht gerade einfacher geworden. Im Gegenteil!
Noch vor gut 20 Jahren bestand die Hauptaufgabe der Analysten und Anlagestrategen darin, Marktinformationen zu beschaffen und zu verarbeiten. Heute besteht die Hauptaufgabe darin, das "Überangebot" auf Marktrelevanz hin zu untersuchen. Faktenbasierte Informationen sind sehr wertvoll, als vermeintliche Fakten getarnte Meinungsäußerungen müssen herausgefiltert werden. Ist es somit einfacher geworden, sich den Herausforderungen des Marktes zu stellen? Keineswegs!
Für den Markt gerüstet sein
Der funktionierende Kapitalismus und die zunehmende Globalisierung der Welt schaffen ein ideales Umfeld für langfristige Wachstumschancen. Eine misstrauische Grundhaltung war jedoch für den langfristigen Anlageerfolg an den Kapitalmärkten schon immer ein erheblicher Bremsklotz. Scharfe Korrekturen und katastrophale Bärenmärkte wurden schon immer von den Aufwärtsphasen dominiert. Wie soll ein Dauerpessimist innerhalb dieses Setups langfristig profitieren können? Das tatsächliche Rüstzeug für erfolgreiche Anleger besteht aus Rationalität, Disziplin und Emotionslosigkeit - eine sorgfältige Marktanalyse hilft dabei, diese Eigenschaften gewinnbringend einzusetzen.
Fazit
Selten war die Welt misstrauischer als heute. Für die Aktienmärkte spricht dennoch fundamentale Stärke, globales Wachstum und eine überragende relative Attraktivität. Die Zeit wird kommen, in der eine gesunde Portion Skepsis wieder angebracht ist - wenn die Welt euphorisch wird! Bis dahin sind Anleger gut beraten, eine gesunde Portion Optimismus zu wagen.
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Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Seine oft dem allgemeinen Marktkonsens entgegen stehenden Prognosen sorgten schon mehrfach für großes Aufsehen. Weitere Informationen unter http://www.gruener-fisher.de.
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