Große Investition

Wolfspeed-Aktie an der NYSE sehr gefragt: Wolfspeed will offenbar Chipwerk im Saarland bauen - Habeck spricht von "wichtigem Signal"

01.02.23 20:31 Uhr

Wolfspeed-Aktie an der NYSE sehr gefragt: Wolfspeed will offenbar Chipwerk im Saarland bauen - Habeck spricht von "wichtigem Signal" | finanzen.net

Der US-Konzern Wolfspeed will Insidern zufolge im Saarland ein Chipwerk bauen.

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Die milliardenschwere Investition soll am Mittwoch angekündigt werden, wie drei Personen mit Kenntnis der Pläne sagten. Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftminister Robert Habeck reisten dazu ins Saarland, offiziell um zusammen mit der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger "an einer Veranstaltung zu einem industriepolitischen Projekt im Bereich Mikroelektronik teilnehmen". Weitere Details wurden nicht genannt. Die neue Fabrik soll auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf entstehen. Einem Bericht des "Handelsblatt" zufolge beteiligt sich der deutsche Autozulieferer ZF mit einem Minderheitsanteil an dem Projekt. Geplant sei auch ein gemeinsames Forschungszentrum.

ZF und ein Sprecher der saarländischen Ministerpräsidentin lehnten eine Stellungnahme ab, Wolfspeed war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Habeck: Ansiedlung der Chipfabrik im Saarland "wichtiges Signal"

Für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist die geplante Ansiedlung einer Chipfabrik im Saarland von zentraler Bedeutung für den Industriestandort Deutschland. Vor seiner Abreise mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ins saarländische Ensdorf sagte Habeck, dass es sich um eine Investitionsentscheidung handle, die "durchaus groß" sei.

Das ist ein "wichtiges Signal, dass der Standort Deutschland, der in einer schwierigen Lage sich befindet, weiter attraktiv ist auch für Hochtechnologie", sagte Habeck.

In Medienberichten hatte es geheißen, dass der US-Konzerns Wolfspeed auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks im saarländischen Ensdorf eine neue Chipfabrik errichten will.

Die milliardenschwere Investition soll offiziell am Nachmittag verkündet werden. Üblicherweise werden solche Investitionen mit öffentlichen Geldern gefördert. Neben Scholz und Habeck wird auch die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) vor Ort sein. Sie werden gegen 15:30 Uhr die Öffentlichkeit unterrichten.

Das Handelsblatt hatte zuvor berichtet, dass sich der Autozulieferer ZF mit einem Minderheitsanteil an dem Projekt zur Errichtung des weltweit größten Werks für Halbleiter aus Siliziumkarbid (SiC) beteiligen werde. Demnach soll die Serienfertigung der vor allem in Elektrofahrzeugen genutzten Chips in vier Jahren beginnen. Darüber hinaus werde ein gemeinsames Forschungszentrum entstehen.

Scholz: Mit Chipwerk kehrt industrielle Revolution ins Saarland zurück

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht mit dem Bau der neuen Chipfabrik die industrielle Revolution ins Saarland zurückkehren und die wirtschaftliche Unabhängigkeit Europas gestärkt. Die milliardenschwere Investition des US-Konzerns Wolfspeed zusammen mit dem Zulieferer ZF werde Arbeitsplätze schaffen und die verlässliche Versorgung von Europa mit Halbleitern sicherstellen. Nach Angaben von Wolfspeed werden in dem Werk für Halbleiter aus Siliziumkarbid mehr als 600 Arbeitsplätze geschaffen. Die Chips werden vor allem in Elektroautos benötigt.

Im Saarland gebe es eine Umbrucherfahrung und dies helfe bei dieser Ansiedlung. "Die gute alte Zeit schafft die Grundlage für die gute neue Zeit, die vor uns liegt. Mit der Milliardeninvestition von Wolfspeed und ZF bricht diese Zeit jetzt hier in Ensdorf an", so Scholz.

Der Bundeskanzler hob hervor, dass die neue Chipfabrik einen deutlichen Beitrag dafür leisten werde, dass die europäische Industrie künftig ihre Abhängigkeit beim Import von Halbleitern reduzieren könne.

"Wie wichtig das ist, haben wir in Deutschland und Europa in den vergangenen Jahren zu spüren bekommen und auch wie ernst die Lage werden kann, wenn Lieferketten reißen und zum Beispiel die Versorgung mit Halbleitern stockt", so Scholz bei der Vorstellung des Projekts. "Gerade die Erfahrungen der Pandemie haben uns gelehrt, dass wir in Deutschland und Europa in technologischer, digitaler und logistischer Hinsicht resilienter werden müssen. Deshalb werden wir Abhängigkeiten und Verwundbarkeiten systematisch reduzieren und unserer Handlungsfähigkeit stärken."

Zuvor hatte der US-Hersteller Wolfspeed angekündigt, zusammen mit dem Autozulieferer ZF Friedrichshafen im saarländischen Ensdorf eine neue Chipfabrik zu errichten. ZF wird sich zur Finanzierung mit einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag an Wolfspeed beteiligen.

Wolfspeed will Brücke in saubere Zukunft bauen

Der Vorstandsvorsitzende von Wolfspeed, Gregg Lowe, sagte in Ensdorf, dass es sich bei dem Werk um die weltweit "modernste und größte" Anlage für 200-Millimeter-Siliziumkarbid-Halbleiterfertigung handle.

Man wolle eine "Brücke bauen, eine Brücke in eine bessere, sauberere Industrie-Zukunft", sagte Lowe laut Simultanübersetzung.

Dem Handelsblatt sagte Lowe, dass Wolfspeed mit rund einer halben Milliarde Euro Subventionen für die Ansiedlung einer Fertigungsstätte im Ensdorf rechne. Er gehe von Zuschüssen in Höhe von 20 Prozent der gesamten Investitionssumme aus, so Lowe dem Handelsblatt. Somit dürfte die Investitionssumme in das geplante Halbleiterwerk mindestens 2,4 Milliarden Euro betragen.

Für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist die Ansiedlung der Chipfabrik von zentraler Bedeutung für den Industriestandort Deutschland. Die Investition zeige, dass dieser weiter attraktiv sei auch für Hochtechnologie.

Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sprach bei der Veranstaltung davon, dass durch die Ansiedlung bis zu 1.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

An der NYSE zeigt sich die Wolfspeed-Aktie zeitweise um 5,17 Prozent höher bei 80,99 US-Dollar.

Frankfurt/Berlin (Reuters/Dow Jones Newswires)

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