Greek Investments

Griechenland: Lichtblicke am Horizont

08.05.13 15:00 Uhr

Griechenland: Die Wirtschaft des südosteuropäischen Landes liegt am Boden. Die Reformen ­greifen zwar bisher nur zögerlich, Börsianer haben diese aber schon mit hohen Kursgewinnen belohnt.

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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Ein Personalausweis ist in Griechenland viel wert. Damit erhalten arme Griechen Obst und andere Lebensmittel umsonst — nicht jedoch Ausländer. Denn die Nahrungsmittel werden von Anhängern der rechtsextremen Partei Goldene Morgenröte landesweit verteilt. Mit dieser Aktion wollen die Rechten Sympathien bei der Bevölkerung sammeln und ihr nationalistisches und rassistisches Gedankengut verbreiten.

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Mit Erfolg: Da 30 Prozent der Griechen und sogar 60 Prozent der Jugendlichen arbeitslos sind, sind sie empfänglich für fremdenfeindliche und populistische Parolen. Bei Umfragen erhält die Goldene Morgenröte elf Prozent und ist damit die drittstärkste Partei des Landes.

Bald wird es noch mehr Menschen ohne Job geben. Unter dem Druck der Troika hat die griechische Regierung die Entlassung von 15.000 Beamten bis Ende 2014 angekündigt. Das musste Athen zugestehen, da es eine der Bedingungen für die Auszahlung von Tranchen des zweiten Rettungspakets von 44 Milliarden Euro ist. Ob die Griechen die Entlassungen umsetzen, ist aber zweifelhaft. Bisher wurden Maßnahmen zur Verschlankung der Verwaltung immer nur sehr zögerlich vorgenommen.
Das trifft auch auf andere Reformen zu. Die Erfolge bei der Bekämpfung von Korruption und dem Eintreiben von Steuern sind eher bescheiden. Auch die Privatisierung von Staatsbetrieben kommt nur langsam voran.

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Immerhin gibt es erste Lichtblicke. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt 2013 „nur“ noch um 4,4 Prozent, nach minus 6,4 Prozent im Vorjahr. 2014 rechnet die EU-Kommission sogar mit einem kleinen Anstieg um 0,6 Prozent. „Unterstützt von der teilweisen Umsetzung der geforderten Reformen sollte es in absehbarer Zeit wieder aufwärtsgehen. Mit positivem Wachstum rechnen wir frühestens 2015“, sagt Eva Bauer, Griechenland-Analystin der Raiff­eisen Bank International. Auch die Staatsverschuldung ist von 171 Prozent des BIP 2011 auf 162 Prozent 2012 gefallen. Das Ziel von 124 Prozent 2020 ist noch weit entfernt. „Damit Griechenland hier jemals auf einen grünen Zweig kommt, ist ein weiterer Schuldenschnitt wohl unvermeidlich“, meint Bauer.

Arbeitsmarkt wurde reformiert
Am Arbeitsmarkt hat die Regierung in Athen einschneidende Maßnahmen durchgesetzt. Der Mindestlohn wurde deutlich gesenkt, Kündigungen erleichtert und Abfindungen gekürzt. Betriebliche Lohnabschlüsse sind nun möglich, die weit unter dem Tariflohn liegen dürfen.
Das führte dazu, dass die Lohnstückkosten fielen und nun zu den niedrigsten Europas zählen. Das half den Exporten aber bisher kaum. Sie haben in den vergangenen Jahren nur leicht angezogen.

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Der deutliche Rückgang des Leistungsbilanzdefizits ist vor allem auf die stark zurückgegangenen Importe infolge des eingebrochenen Konsums und der schwachen Wirtschaftstätigkeit zurückzuführen. Hellas hat das Problem, kaum konkurrenzfähige Produkte auf dem Weltmarkt anbieten zu können. Lediglich in den Bereichen Schifffahrt, Nahrungsmittel und chemische Industrie sind die Südeuropäer wettbewerbsfähig.

Der Schiffsmarkt leidet jedoch global unter der schwersten Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Bei der Fischzucht (Aquakulturen) sind die Griechen zwar teilweise Weltmarktführer, doch der Anteil am BIP beträgt lediglich 3,2 Prozent.

Kein Boom im Tourismus
Fast 16 Prozent macht dagegen der wichtige Reisesektor aus. In ihm sind 800.000 Personen oder 18,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung beschäftigt. Die Touristenzahlen stagnieren jedoch seit 2011 und liegen immer noch leicht unter den Spitzenwerten des Jahres 2007. Ursachen sind die im Vergleich zum Nachbarland Türkei hohen Preise und der Umstand, dass der Inlandstourismus stark geschrumpft ist. Zudem schrecken Fernsehbilder von gewalttätigen Demonstrationen Urlauber aus anderen Ländern ab.

Ausländische Investoren zeigen im Gegensatz dazu Interesse an den griechischen Rohstoffen. Das Land besitzt große Vorkommen an Gold, Kupfer und Lignit. Vor Kurzem wurden auch noch umfangreiche Gas­reserven vor der Küste entdeckt. Die Regierung hofft, dass der Export von Rohstoffen künftig viel Geld in die Staatskasse spült. Das würde auch den Reformdruck etwas abmildern.

In der Summe waren die Struktur­anpassungen der vergangenen Jahre allerdings erheblich. „Das Glas ist zwar keineswegs voll, aber doch eher halb voll als halb leer“, lobt Jürgen Matthes, Griechenland-Experte des Instituts der Deutschen Wirtschaft.

Börse in Athen haussiert
Das sehen die Börsianer genauso. Der Athener Leitindex FTSE Athex 20, der die 20 wichtigsten Aktien des Landes umfasst, hat sich seit Sommer 2012 fast verdoppelt. Einige ­Titel wie der Telekomanbieter OTE oder der Versorger Public Power of Greece haben sich sogar versechs- oder versiebenfacht. „Die Party ist weitgehend gelaufen“, sagt Max Otte, Vermögensverwalter und Professor für Unternehmensanalyse.

Trotzdem traut er dem Leitindex noch 30 Prozent Potenzial zu. Risikobereite Anleger können mit dem ETF (ISIN: FR 001 040 543 1) von Lyxor auf den Index daran partizipieren. Attraktiv erscheint auch die in Frankfurt gehandelte Aktie von Jumbo (ISIN: GR S28 218 300 3), einem Billiganbieter von Haushaltswaren und Babyartikeln. Der „griechische Walmart“ profitiert vom Zwang der Konsumenten, zu sparen. Das 2013er-Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei zehn.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Griechen bald auch wieder teurere Haushaltswaren leisten können.

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