Nach Bidens Steuerplänen: Experte sieht Babyboomer für Absturz der Tech-Börsen verantwortlich
Der Börsenmonat Mai hat für Techwerte nicht den besten Start bedeutet. Frei nach dem Motto "Sell in May and go away" haben sich Anleger von ihren bisher gut laufenden Tech-Investments getrennt. Ein Börsenexperte sieht die Babyboomer verantwortlich.
• Technologietitel im Abwärtssog
• Angst vor steigenden Zinsen und Bidens Steuerplänen befeuern die Abwärtsspirale
• Vanda-Analyst sieht Babyboomer für verantwortlich
Techwerte haben in dem noch jungen Börsenmonat Mai bisher einen nicht ganz einfachen Stand. Während die US-Indizes Dow Jones und S&P 500 bereits neue Höchstmarken aufstellen konnten, ging es für den Technologie-Index NASDAQ Composite seit Monatsbeginn rund 2,6 Prozent abwärts (Berechnungsgrundlage ist der Schlusskurs vom 11. Mai 2021).
Mehrere Faktoren haben laut Vanda Securities-Mitgründer Eric Liu dazu geführt, dass Techwerte im Mai bisher aus vielen Depots geworfen wurden. Vanda Securities verfolgt die Anlage-Aktivität individueller Investoren und blickt dabei auch darauf, wie Anlageentscheidungen durch Veränderungen in der Politik und von Gesetzen beeinflusst werden.
Dabei hat der Börsenexperte insbesondere eine Anlegergruppe ausgemacht, die sich von Techwerten trennte: die Babyboomer. Ältere Anleger hätten sich hingegen dafür entschieden, Aktien zu kaufen, zeigen die Vanda-Daten. Die besagte Investorengruppe würde dabei vor allem auf Handelsplattformen wie Schwab oder TD Ameritrade setzen, und nicht auf Gratisbroker wie Robinhood, die bei jüngeren Marktteilnehmern beliebt sind.
Babyboomer schichten um
Die Babyboomer hätten die Zeit in der Pandemie seit der US-Präsidentschaftswahl laut Liu dazu genutzt, ihre Depots wieder risikoreicher zu gestalten und ihre Cashpositionen abzubauen. Dass sie sich nun dafür entschieden hätten, sich von Techwerten zu trennen, habe zum einen die Ursache in Aussagen von US-Finanzministerin Janet Yellen während eines Interviews, in dem sie davon ausging, dass die US-Zinsen etwas anziehen müssten, damit die US-Wirtschaft aufgrund der aktuell extrem lockeren Geldpolitik der Notenbank Fed sowie der aktuell Niedrigzinsen nicht überhitze. Zwar hatte Yellen später noch einmal betont, dass es sich bei ihren Aussagen keinesfalls um eine Empfehlung an die Währungshüter handele - Yellen hatte selbst jahrelang als Fed-Präsidentin agiert - sondern lediglich um ihre persönliche Meinung. Es sei absolut unerlässlich, dass die Währungshüter unabhängig agierten.
Steigende Zinsen lasten insbesondere auf Techunternehmen, da diese häufig einen größeren Fremdkapitalanteil besitzen und daher sensibel auf Zinserhöhungsspekulationen reagieren. Auch wenn Yellen ihre Aussagen wieder etwas revidierte, konnten sich die Techtitel bislang noch nicht wieder erholen und fielen jüngst gar auf ein Sechswochentief.
Boomer bringen angesichts von Bidens Steuerplänen ihre Schäfchen ins Trockene
Ein weiterer Faktor, der nun gezielt Babyboomer dazu gebracht haben dürfte, sich von Techtiteln zu trennen, besteht nach Meinung des Vanda-Experten in den angekündigten Steuerplänen von US-Präsident Joe Biden. Dieser möchte die Steuern für wohlhabende Bürger erhöhen, um damit seine Bildungs- und Kinderversorgungsprojekte finanzieren zu können. Konkret habe er vor, die Kapitalertragssteuer von 20 auf 39,6 Prozent zu erhöhen für die Anleger, die mehr als eine Million US-Dollar im Jahr verdienen. Fällig wird die Steuer, wenn Anlagen wie Aktien oder auch Immobilien verkauft werden. Kapital würde damit genauso besteuert wie Erwerbseinkommen. Auch der Spitzensteuersatz für US-Bürger mit einem Jahreseinkommen von 400.000 US-Dollar soll von 37 auf 39,6 Prozent angehoben werden. Ein Gesetzesentwurf liegt aktuell jedoch noch nicht vor.
Wie Liu schätzt, hätte die am Aktienmarkt vertretene Boomergeneration daher damit begonnen nun die Anteile aus dem Depot zu werfen, die die meisten Gewinne seit Anfang letzten Jahres generiert hätten - nämlich Techtitel. Dabei ist Liu besorgt, dass - wenn die Technologieunternehmen erst einmal aus den Depots verschwunden sind - die Branche mit der zweitbesten Performance folgen dürfte. Hier sieht der Vanda-Mitgründer Zykliker und Unternehmen in Gefahr, die von einer Wiedereröffnung der Wirtschaft profitieren. Der Ausverkauf von Techtiteln könnte also auf weitere gut laufende Bereiche überschwappen. Dennoch geht Liu nicht davon aus, dass sich die Verluste bei den besagten Branchen bis ins zweistellige ausweiten sollten.
Redaktion finanzen.net
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