Geschworenengericht

Bayer-Aktie springt hoch: Bayer kann nach Durststrecke wieder einen Glyphosat-Fall in den USA für sich entscheiden

27.12.23 17:54 Uhr

Bayer-Aktie springt hoch: Bayer kann nach Durststrecke wieder einen Glyphosat-Fall in den USA für sich entscheiden | finanzen.net

Nach einer Reihe von Niederlagen hat Bayer einen Glyphosat-Rechtsstreit in den USA gewonnen.

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Die Entscheidung eines Geschworenengerichts in San Benito County im Bundesstaat Kalifornien bestätige, dass der Unkrautvernichter Glyphosat "nicht für die Krankheit des Klägers verantwortlich ist", wie Bayer am Wochenende mitteilte. "Wir haben damit 10 der letzten 15 Prozesse gewonnen und sehen uns in der Strategie bestärkt, Klagen vor Gericht auszutragen." Der im DAX notierte Pharma- und Agrarchemiekonzern musste zuletzt mehrere Rückschläge verkraften, nicht nur vor Gericht, sondern auch bei der Entwicklung eines wichtigen Medikamentenkandidaten.

Erst vergangene Woche hatten eine US-Geschworenenjury im Bundesstaat Washington die Leverkusener im Rechtsstreit um angebliche Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB zu einer Schadenersatzzahlung von insgesamt 857 Millionen US-Dollar (785 Millionen Euro) verpflichtet. Diese sollen ehemalige Schüler und Eltern einer Schule im Raum Seattle erhalten. Wie auch in anderen Fällen will Bayer gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen.

Die PCB- und Glyphosatfälle sind ein Erbe des 2018 für über 60 Milliarden Dollar übernommenen US-Agrarchemiekonzerns Monsanto. Vor allem die Beilegung der Glyphosat-Streitigkeiten hat schon Milliarden verschlungen. Die jüngsten Niederlagen machen die Arbeit für den Bayer-Vorstandsvorsitzenden Bill Anderson, der das Ruder erst im Juni 2023 übernommen hat, nicht einfacher. Anderson soll eine Trendwende herbeiführen, auch eine Aufspaltung des Konzerns ist dabei Thema.

Erschwerend hinzu kommt allerdings ein Misserfolg in der Pharmasparte bei der Entwicklung eines Nachfolgers für den Blutgerinnungshemmer Xarelto - ein Milliardenmedikament. So musste Bayer im November eine zulassungsrelevante Phase-III-Studie zur Untersuchung von Asundexian bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko vorzeitig beenden. Asundexian wird zwar noch in anderen Indikationen geprüft, gleichwohl fällt mit dem Misserfolg großes Umsatzpotenzial weg.

Mit einem Kursminus von rund einem Drittel sind die Aktien von Bayer 2023 einer der größten Verlierer im deutschen Leitindex DAX.

So reagierten die Bayer-Aktionäre

Erfolg in einem der zahlreichen Glyphosat-Prozesse in den USA hat die Stimmung für die Bayer-Aktie an der Börse leicht verbessert. Der Aktienkurs stieg am Mittwoch via XETRA letztlich um 2,32 Prozent auf 33,47 Euro, was einen der vorderen Plätze im DAX 40 bedeutete.

Nach einer Reihe von Niederlagen hatte der Agrarchemie- und Pharmakonzern kurz vor Weihnachten einen Glyphosat-Rechtsstreit in Kalifornien gewonnen. Ein Händler sieht darin eine leicht positive Nachricht. Grundsätzlich ändere sich aber erst einmal nicht viel, sagte er.

Bayer musste zuletzt mehrere Rückschläge verkraften, nicht nur vor Gericht, sondern auch bei der Entwicklung eines wichtigen Medikamentenkandidaten. Letzteres hatte im November für einen Kurseinbruch gesorgt. In den vergangenen Wochen stabilisierte sich der Kurs dann über 30 Euro.

Mit einem Minus von knapp 31 Prozent bleiben die Papiere gleichwohl aktuell drittschwächster DAX-Wert des Jahres 2023. Der deutsche Leitindex bringt es auf ein Plus von gut 20 Prozent.

Nach dem Rückschlag bei der Entwicklung des Blutgerinnungshemmers Asundexian sowie wegen der finanziellen Risiken durch die US-Prozesse rund um Glyphosat und die seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB - beides ein Erbe der Monsanto-Übernahme 2018 - waren Analysten in den vergangenen Wochen vorsichtig geworden.

Kurz vor Weihnachten hatte Rajesh Kumar von der britischen Bank HSBC das Kursziel von 38 auf 25 Euro gesenkt und die Aktien von "Hold" auf "Reduce" abgestuft. Damit ist er im Vergleich zu anderen Branchenexperten aber auch der pessimistischste.

Zu den Optimisten zählt Gunther Zechmann vom Analysehaus Bernstein Research. Er nannte Mitte Dezember ein Kursziel von 59 Euro und blieb bei einem "Outperform"-Urteil. Zechmann hält den Kurseinbruch infolge der schlechten Nachrichten zu Asundexian - Bayer hatte eine seiner zulassungsrelevanten Phase-III-Studien abgebrochen - für übertrieben. Für den Experten rechtfertigt das einen Kursverlust von 3 Prozent, nicht mehr.

Eher Kopfzerbrechen bereite die Causa Glyphosat, erklärte Zechmann unlängst mit Blick auf die zurückliegende Verlustserie vor Gericht. Hier komme es nun auch darauf an, inwieweit die Schadenersatzsprüche der Geschworenen durch Richter gesenkt würden.

HOLLISTER / FRANKFURT (dpa-AFX)

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