Geringe Marktbreite

David Rosenberg: Darum sollten Anleger die aktuelle Rally mit Skepsis betrachten - Warnung vor US-Rezession

15.02.24 22:40 Uhr

Skepsis angebracht: Top-Ökonom sieht dunkle Wolken am Horizont der US-Wirtschaft | finanzen.net

Die US-Börsen eilten in der jüngsten Vergangenheit von einem zum nächsten Rekordhoch. Top-Ökonom David Rosenberg mahnt Anleger jedoch zur Vorsicht. Seiner Meinung nach dürfte die aktuelle Rally am Markt nicht nachhaltig sein.

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• Rekordrausch an den US-Börsen
• Marktphänomen tritt zum ersten Mal seit 1987 wieder auf
• Ökonom: Anleger sollten aktuelle Rally mit Skepsis betrachten



Vergangenen Freitag kletterte der NASDAQ 100 auf ein neues Rekordhoch, dabei übersprang er zeitweise die Marke von 18.000 Punkten. Auch der S&P 500, der am Vortag das erste Mal über die Marke von 5.000 Punkten gestiegen, aber noch darunter geschlossen hatte, erreichte vor dem Wochenende einen weiteren Rekord und konnte die runde Marke bis zum Handelsende halten. Sowohl der Tech-Index als auch der marktbreite US-Index haben damit die fünfte Woche in Folge zugelegt.

Deutlich mehr Gewinner als Verlierer

Das Besondere an den jüngsten Gewinnen: Laut Top-Ökonom David Rosenberg gab es vergangenen Freitag mehr als doppelt so viele Aktien, die Verluste verzeichneten, als Aktien, die Gewinne verbuchten. Am Freitag waren "nur die Hälfte der Sektoren in der Ripping-Session im Plus, und wir mussten eine doppelte Betrachtung vornehmen, nachdem wir gesehen hatten, dass die A-D-Linie am Freitag negativ war, selbst angesichts des Anstiegs des S&P 500 um +1,1 %.", schrieb Rosenberg laut Business Insider am Montag in einer Notiz. Die A-D-Linie ist die Differenz zwischen der Anzahl steigender und fallender Aktien. Das habe es das letzte Mal vor über 36 Jahren, am 20. Oktober 1987, gegeben - einen Tag nach dem Schwarzen Montag.

Ökonom: Anleger sollten Rally skeptisch betrachten

Laut Rosenberg sei dies ein Zeichen dafür, dass die aktuelle Rally am Markt nicht nachhaltig sei. "Das ist nicht ideal", so Rosenberg. Denn die Anzahl der Aktien, die an der Rally teilnehmen, sei ziemlich gering und hinzu komme, dass die meisten dieser Gewinne den "Magnificent Seven" zuzuordnen seien. Die Gruppe der sieben US-Tech-Konzerne, bestehend aus Alphabet, Apple, Amazon, Meta Platforms, Microsoft, NVIDIA und Tesla, sei laut einem BofA-Analysten für 45 Prozent der S&P 500-Rendite im Januar verantwortlich gewesen. Das Verlierer-Gewinner-Verhältnis des S&P 500 habe bei 2:1, das des NASDAQ bei 1:1,5 gelegen. Aufgrund dieser geringen Marktbreite sollten Anleger die aktuelle Rally laut Rosenberg mit Skepsis betrachten. "Dies ist ein Aktienauswahlmarkt, und die Auswahlmöglichkeiten werden immer begrenzter, wobei vor allem der Nasdaq eine immer kleiner werdende Auswahl an 'Käufen' verzeichnet und der Index selbst stark überdehnt wird", zitiert Business Insider den Top-Ökonom.

Rosenberg zufolge seien Aktien nicht so überbewertet gewesen, als die Fed das letzte Mal in den 90er-Jahren unter Alan Greenspan die Bremsen für die Wirtschaft gelockert habe. "Damals war es das Aufkommen des Internets, das den Tag rettete, und dieses Mal sind es angeblich die ganzen Chipausgaben im Zusammenhang mit der generativen KI-Begeisterung", meint Rosenberg. "Denken Sie daran, dass wir mit einem KGV von 15 und nicht von 20 in die letzte Phase des Bullenmarktes gegangen sind.", so der Top-Ökonom.

Rosenberg erwartet US-Rezession 2024

Der Kopf von Rosenberg Research zeigt sich trotz des anhaltend starken Wirtschaftswachstums besorgt um die US-Wirtschaft. Er glaubt, dass die Rezession, die lange Zeit von vielen Experten erwartet wurde, bis heute jedoch nicht eintrat, den USA noch bevorsteht. "Meine Überzeugung, dass die Rezession zwar verzögert, aber nicht abgewendet wurde, ist nach wie vor hoch", zitiert Business Insider Rosenberg.

Das leitet er aus seinem eigenen Wirtschaftsmodell, dem "Full Modell" ab. Diesem Modell zufolge sei das Risiko einer US-Rezession in diesem Jahr auf 85 Prozent gestiegen, was den höchsten Wert seit der großen Finanzkrise 2008 darstelle. "Das vollständige Modell hat die ‚weiche Landung‘, die wir 2023 gesehen haben, vorhergesagt - aber jetzt sagt es, dass für 2024 die Rezessionswahrscheinlichkeit stark erhöht ist", erklärt der Ökonom.

Sollte es wirklich zu einer Rezession in den USA kommen, würde das auch den Aktienmarkt treffen. Rosenberg hat die Auswirkungen, wie Business Insider berichtet, sogar als "wahrscheinlich katastrophal" bezeichnet. "Nur für wenige Anlageklassen ist dieses Ergebnis eingepreist, obwohl Rezessionen ein fester Bestandteil des Konjunkturzyklus sind und fast immer auf einen Zinserhöhungszyklus der Fed folgen, der über den Punkt der Zinskurveninversion hinausgeht", so Rosenberg.

Redaktion finanzen.net

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