Nahe September-Tief: Bayer-Aktie sackt ab - Rechtsrisiken belasten
Im US-Rechtsstreit um angebliche Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB bleibt die Unsicherheit für Bayer groß.
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Das oberste Gericht des Bundesstaates Washington, der Washington Supreme Court, entschied laut Gerichtsunterlagen vom Dienstag, den Fall Erickson anzunehmen. Damit wird eine vorangegangene und für Bayer günstig ausgefallene Entscheidung eines Berufungsgerichts nun geprüft.
Im Falle einer Ablehnung der Überprüfung hätte Bayer wohl einen Großteil der PCB-Streitigkeiten zu den Akten legen können, hatte Analyst Sachin Jain von der Bank of America bereits im September erklärt und dabei auf Äußerungen eines Rechtsexperten verwiesen. Im Fall einer Verhandlung schätzte der Experte die Siegchance für Bayer auf 50 Prozent.
Konkret geht es beim Fall Erickson um eine angebliche PCB-Belastung im Sky Valley Education Center im US-Bundesstaat Washington. Das Berufungsgericht hatte im Mai ein Urteil aus dem Jahr 2021 aufgehoben, das drei Lehrern Schadenersatz in Höhe von insgesamt 185 Millionen US-Dollar (168,5 Mio Euro) zugesprochen hatte.
Die Lehrer hatten PCB im Schulgebäude für Hirnschädigungen verantwortlich gemacht. Das Berufungsgericht fand Mängel im Urteil der Vorinstanz und verwies den Fall an diese zurück. Bayer hatte hiernach auf eine Signalwirkung auch für andere Fälle in der Schule gesetzt.
Zum Fall Erickson äußerte sich Bayer am Mittwoch. Der Konzern setzt laut einer Mitteilung nun darauf, dass der Washington Supreme Court zu keinem anderen Urteil als das Berufungsgericht im Mai kommen wird. Zudem hoffen die Leverkusener auf eine grundsätzliche Klärung zum Thema Strafschadensersatz, der von Geschworenen-Jurys oftmals deutlich höher festgesetzt wird als der reguläre Schadensersatz.
So argumentiert Bayer, dass das Berufungsgericht beim Thema des Strafschadenersatzes "nicht weit genug gegangen" sei. Der Washington Supreme Court solle "die falsche Anwendung des Rechts des Bundesstaates Missouri ausschließen und klarstellen", dass in dem Fall das Recht des Staates Washington gelte. Damit wäre der Strafschadenersatz nicht zulässig.
Die PCB-Verfahren sind wie auch der milliardenschwere Streit rund um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat ein teures Erbe des US-Saatgutkonzerns Monsanto. Diesen hatte Bayer im Jahr 2018 übernommen. In den PCB-Verfahren wird Monsanto vorgeworfen, jahrzehntelang verheerende Folgen der toxischen Schadstoffe verschwiegen zu haben. Das Unternehmen hatte das Mittel bis 1977 hergestellt. 1979 wurde die Chemikalie in den USA verboten.
Bayer nähern sich September-Tief - Augen auf PCB-Rechtsrisiken
Die Anleger von Bayer bleiben geplagt von der Unsicherheit rund um die Gerichtsstreitigkeiten in den USA. Am Mittwoch sackte der Kurs des Chemie- und Pharmakonzerns via XETRA letztlich um 6,79 Prozent ab auf 27,25 Euro. Er fiel damit in Richtung des September-Tiefs von 26,51 Euro. An einem einzigen Tag wurde eine Vielzahl wichtiger Indikatorlinien unterschritten, von der 21- bis hin zu 200-Tage-Linie.
Kursgewinne, die es in den vergangenen zwei Monaten in insgesamt drei Wellen gab, sind damit bei Bayer fast wieder vollständig verflogen.
Anleger werden die Rechtsstreitigkeiten so schnell aber nicht ad acta legen können. Vor der Monsanto-Übernahme im Jahr 2018, mit der sich Bayer die Klagewellen ins Haus geholt hatte, waren noch Kurse von fast 100 Euro gezahlt worden - in der Spitze 2015 sogar 146,45 Euro.
Viel ist davon nicht mehr übrig. Gleichwohl fand das Papier in den vergangenen Monaten immer wieder Unterstützung im Bereich von 25 Euro. Bayer ist an der Börse aktuell nur noch 26,5 Milliarden Euro wert und damit deutlich weniger als die für Monsanto gezahlten über 60 Milliarden US-Dollar.
FDA akzeptiert Bayer-Zulassungsantrag für Menopause-Arznei Elinzanetant
Bayer ist auf dem Weg zur Marktzulassung für sein neues Menopause-Medikament Elinzanetant in den USA einen Schritt vorangekommen: Die US-Gesundheitsbehörde FDA nahm den Zulassungsantrag jetzt an, wie der Pharma- und Agrarchemiekonzern in Berlin mitteilte. Das Mittel wurde als nicht-hormonelle Alternative zur Behandlung von Hitzewallungen bei Frauen in den Wechseljahren entwickelt. Es gilt als möglicher Blockbuster.
SEATTLE/FRANKFURT (dpa-AFX) / Dow Jones
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Bildquellen: Arseniy Krasnevsky / Shutterstock, Lukassek / Shutterstock.com
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