Geopolitische Folgen

thyssenkrupp-Aktie bricht drastisch ein: Free-Cashflow-Prognose wegen Ukraine-Krieg ausgesetzt

17.03.22 17:57 Uhr

thyssenkrupp-Aktie bricht drastisch ein: Free-Cashflow-Prognose wegen Ukraine-Krieg ausgesetzt | finanzen.net

Die thyssenkrupp AG hat angesichts der russischen Invasion in der Ukraine ihre Free-Cashflow-Prognose für das laufende Geschäftsjahr ausgesetzt.

Werte in diesem Artikel

Diese hatte auf einen ausgeglichenen Free Cashflow 2021/2022 gelautet. Auch wenn die Umsätze mit Russland und der Ukraine mit deutlich unter 1 Prozent am Gesamtumsatz vernachlässigbar seien, würden die weitreichenden gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Folgen des Krieges in der Ukraine den Geschäftsverlauf des MDAX-Konzerns beeinträchtigen, begründete thyssenkrupp den Schritt, und verwies insbesondere auf die steigenden Rohstoffpreise.

Bis zum Ausbruch des Ukraine-Kriegs sei die Geschäftsentwicklung sowohl im ersten als auch im laufenden zweiten Geschäftsquartal planmäßig verlaufen. Im März sei es zu ersten Beeinträchtigungen in den Stahl- und Autozuliefergeschäften gekommen. Dennoch geht thyssenkrupp für das laufende Quartal weiterhin von einer Verbesserung des bereinigten EBIT gegenüber dem Vorquartal aus. Der Free Cashflow vor M&A dürfte hingegen stärker als bislang erwartet von negativen Preiseffekten belastet werden.

Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges beeinflussen den weiteren Angaben zufolge auch die mögliche Verselbständigung des Stahlgeschäfts. Zwar sei thyssenkrupp nach wie vor davon überzeugt, dass eine eigenständige Aufstellung des Stahlgeschäfts sehr gute Zukunftsperspektiven eröffnen würde, eine Aussage zur Machbarkeit sei angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen derzeit jedoch nicht möglich.

So reagiert die thyssenkrupp-Aktie

Die Anleger von thyssenkrupp erlebten am Donnerstag ein böses Erwachen wegen des Ukraine-Konflikts. Die Aufgabe des Cashflows-Ziels erinnerte die Anleger an alte Probleme und belasteten den Kurs des Stahl- und Industriekonzerns schwer. Zum Handelsschluss sackten die Papiere als abgeschlagenes Schlusslicht im MDAX um 9,42 Prozent auf 8,54 Euro ab. Die binnen einer Woche erzielten Erholungsgewinne sind damit wieder verflogen.

thyssenkrupp rechnet infolge des Krieges mit einer "Beeinträchtigung der Geschäftsentwicklung" insbesondere im Stahlsegment. Das Unternehmen setzt deswegen einen Teil seiner Prognose für das laufende Geschäftsjahr aus - den Ausblick auf den freien Barmittelzufluss, eine stark beachtete Kennziffer. Der Konzern begründete die Belastungen nicht mit eigenen Direktgeschäften mit Russland oder der Ukraine, sondern mit Folgen etwa bei den Rohstoffpreisen oder gestörten Lieferketten.

Erste Stimmen sagten, der Cashflow sei ein sensibles Thema für Anleger. Der JPMorgan-Experte Luke Nelson verwies auf die diesbezüglich bewegte Vergangenheit von thyssenkrupp, die geprägt sei von Problemen mit der Nachhaltigkeit von Zuflüssen. In den vergangenen fünf Jahren habe der Konzern insgesamt 8 Milliarden Euro an Barmitteln verbrannt, erinnerte der Experte. Entsprechend rechnet er zunächst damit, dass die Aktien dem Markt deutlich hinterherhinken dürften.

"Ein positiver Free Cashflow ist das wichtigste Ziel für thyssenkrupp nach einem Jahrzehnt mit negativem Barmittelfluss", betonte auch der Baader-Experte Christian Obst. Er ergänzte aber zugleich, dass man sich um die Finanzlage akut keine Sorgen machen müsse. "Mit einem Netto-Barmittelbestand von mehr als drei Milliarden Euro sollte das Unternehmen keine Probleme haben, um die Situation zu meistern." Spielraum geschaffen hatte sich der Konzern durch den milliardenschweren Verkauf der Aufzugsparte.

Die Entscheidung über eine mögliche Verselbständigung der Stahlsparte wurde wegen der aktuellen Entwicklungen zudem erstmal auf Eis gelegt. Ein Händler betonte, Anleger hätten zuletzt viel Hoffnung in solch einen Schritt gelegt, um den Cashflow weiter aufzubessern. Der Baader-Fachmann Obst glaubt aber weiter daran, dass "das Management auf einem guten Weg ist, um die strukturelle Rentabilität zu steigern und das Portfolio zu bereinigen".

Händlern zufolge kamen nun auch Bedenken auf, dass der erwogene Börsengang der Wasserstoffsparte Nucera nun auch aufgeschoben werden könnte. Laut Obst könnte thyssenkrupp dies auch von den aktuellen Marktbedingungen abhängig machen. Was die Attraktivität von Nucera betrifft, erinnerte der Experte aber an die derzeit wieder aufgezeigte Notwendigkeit, den Wandel hin zu grüner Energie zu beschleunigen - mit Wasserstoff als wichtige Säule.

Durch den Kursrutsch am Donnerstag fiel die thyssenkrupp-Aktie wieder auf ein Tief seit etwa einer Woche zurück. Das bisherige Tief im Zuge des Ukraine-Konflikts liegt mit 7,53 Euro aber noch deutlich tiefer. Dieses hatte kürzlich das niedrigste Niveau seit Dezember 2020 bedeutet. In der Frühphase der Pandemie hatte der Kurs im Jahr 2020 über weite Strecken aber noch deutlich niedriger gelegen - mit einem Rekordtief von 3,28 Euro im Zuge des Crashs beim ersten Coronavirus-Ausbruch.

FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX)

Ausgewählte Hebelprodukte auf JPMorgan Chase

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf JPMorgan Chase

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: thyssenkrupp AG

Nachrichten zu thyssenkrupp AG

Analysen zu thyssenkrupp AG

DatumRatingAnalyst
06.12.2024thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
26.11.2024thyssenkrupp BuyBaader Bank
25.11.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
22.11.2024thyssenkrupp HaltenDZ BANK
19.11.2024thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
26.11.2024thyssenkrupp BuyBaader Bank
19.11.2024thyssenkrupp BuyBaader Bank
17.09.2024thyssenkrupp BuyBaader Bank
30.08.2024thyssenkrupp BuyBaader Bank
14.08.2024thyssenkrupp BuyBaader Bank
DatumRatingAnalyst
06.12.2024thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
22.11.2024thyssenkrupp HaltenDZ BANK
19.11.2024thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
19.11.2024thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
11.10.2024thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
25.11.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
19.11.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
26.07.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
04.07.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
19.04.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für thyssenkrupp AG nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"