Geldpolitik

Leitzinsen: Geldschleusen bleiben geöffnet

03.08.13 12:00 Uhr

In den USA und der Eurozone bleiben die Leitzinsen niedrig. Die US-Notenbank setzt ihre Konjunkturhilfe fort. Die Märkte reagieren erleichtert.

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Die Leitzinsen bleiben auf rekordtiefem Niveau, die ultralockere Geldpolitik wird fortgesetzt — das ist das Ergebnis der jüngsten Sitzungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB). Am Mittwoch gab die Fed bekannt, dass sich der US-Leitzins weiterhin zwischen null und 0,25 Prozent bewegen werde. Am Donnerstag folgte EZB-Chef Mario Draghi mit der Ankündigung, die Zinsen in der Eurozone bei 0,5 Prozent zu belassen.

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Die Fed wird bis auf Weiteres die US-Wirtschaft unterstützen, indem sie frisches Geld in die Märkte pumpt. Jeden Monat erwirbt die US-Notenbank Staatsanleihen und Immobilienpapiere im Wert von 85 Milliarden US-Dollar. Von einem Ausstieg aus diesem Ankaufprogramm war am Mittwoch nicht mehr die Rede. Im Mai und Juni hatte Fed-Chef Ben Bernanke die Märkte verschreckt, als er von einem behutsamen Zurückfahren der Maßnahmen sprach. Dieses Thema wurde nun ausgelassen, um nicht für neue Aufregung zu sorgen.

Ihre Einschätzung des wirtschaftlichen Wachstums in den USA musste die Fed leicht nach unten korrigieren. Sie sprach nur noch von einem bescheidenen Wachstum. In ihrer vorangegangenen Stellungnahme war noch von einem moderaten Wachstum die Rede gewesen.

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Thematisiert wurde außerdem die niedrige Inflation. Die Fed hob hervor, dass eine Inflationsrate von dauerhaft weniger als zwei Prozent eine Gefahr für das Wirtschaftswachstum darstelle. Das niedrigere Wirtschaftswachstum und die Inflationssorgen lassen Raum für eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik.

Die Wall Street reagierte am Mittwoch unbeeindruckt von der Fed-Entscheidung. Der Dow-Jones-Index blieb nahezu unverändert. Er legte erst am Donnerstag zu, nachdem mehrere Konjunkturdaten besser ausgefallen waren als erwartet. Vor allem der deutliche Anstieg des US-Einkaufsmanagerindex im Juli auf 55,4 Punkte (Vormonat: 50,9 Punkte) beflügelte die Märkte.

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EZB will mehr Transparenz
Auch hierzulande stiegen die Kurse am Donnerstag. Der DAX legte um mehr als 1,6 Prozent zu. Gründe für das deutliche Plus waren die guten Daten aus den USA und die Erleichterung darüber, dass sowohl die Fed als auch die EZB ihre lockere Geldpolitik fortsetzen werden. EZB-Chef Draghi wiederholte seine Beteuerung, dass die Zinsen „für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau“ bleiben werden. Konkreter wurde er nicht.

Die wenigen Anleger, die auf eine Senkung des Zinssatzes spekuliert hatten, wurden enttäuscht. Hinweise auf Überlegungen, den rekordniedrigen Zinssatz weiter zu verringern, gab es nicht. Bei der vorangegangenen EZB-Sitzung war eine Zinssenkung zumindest noch intensiv diskutiert worden.

Stärker als die Zinsentscheidung stand die Kommunikationspolitik der EZB im Mittelpunkt. Die Europäische Zentralbank will künftig ihre Protokolle veröffentlichen. Sie ist die einzige bedeutende Notenbank, die dies bislang nicht tut.

Mit diesem Schritt, der im Herbst umgesetzt werden könnte, wollen die europäischen Währungshüter für mehr Transparenz sorgen und ihre Entscheidungen nachvollziehbarer machen. Eine Veröffentlichung der Protokolle hat aber nicht nur Befürworter. Kritiker befürchten, dass sich der Druck auf EZB-Ratsmitglieder durch Politik oder Lobbygruppen erhöhen könnte, wenn ihre Ansichten öffentlich werden.