Geldgeber lehnen offenbar Vorschläge Griechenlands ab - DAX sackt ab

Laut Angaben des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras sind die griechischen Reformvorschläge von den Geldgebern abgelehnt worden. Der DAX brach daraufhin über 1 Prozent ein.
Ministerpräsident Alexis Tsipras hat seinem Kabinett vor seiner Abreise nach Brüssel am Mittwoch mitgeteilt, dass die Geldgeber die bisherigen Vorschläge Griechenlands nicht akzeptiert hätten. Das meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf griechische Offizielle. Angeblich soll der IWF zahlreiche Sparvorschläge kritisiert haben, da diese die Rezession förderten. Dies unterstreicht Berichte, wonach es Differenzen zwischen IWF und EU geben soll. Die Vorschläge sollten dazu dienen, dringend benötigte Hilfszahlungen an Griechenland freizugeben. Nun wird es noch schwerer, in der verbliebenen Zeit eine Einigung zwischen Griechenland und den Geldgebern zu erzielen.
Die europäischen Börsen reagieren mit Kursverlusten auf die Nachricht. Der DAX sackte zunächst um rund 1,4 Prozent ein und stabilisierte sich anschließend bei einem Verlust von rund 1 Prozent. Auch der EuroStoxx gibt um rund ein Prozent nach. An der Börse in Athen geht es ebenfalls abwärts mit den Kursen, der dortige Index Athex gibt zeitweise rund 4 Prozent ab.
"Zurzeit gehen viele Marktteilnehmer von einer Einigung im griechischen Schuldendrama aus", sagt Christian Henke vom Broker IG Markets. Entsprechend heftig fiel die Marktreaktion auf die bislang nur schwer einzuordnende Aussage Tsipras aus. Lediglich am Devisenmarkt behielten die Akteure die Nerven. Der Euro bewegte sich zum US-Dollar kaum von der Stelle und wird am Mittag mit 1,1190 gut behauptet gehandelt.
Tsipras wird sich am Mittwoch in Brüssel dennoch mit Vertretern der EZB, des IWF und der EU-Kommission treffen um weiter über ein Reformpaket für Griechenland zu verhandeln. Dies ist Voraussetzung für die Auszahlung von Milliardenhilfen an das pleitebedrohte Land. Uneins sind sich die griechische Regierung und die Geldgeber offenbar vor allem bei den Themen Steuer- und Rentenpolitik. EU-Vertreter sagten am Mittwoch jedoch, dass beim heutigen Treffen eine Vereinbarung mit Griechenland angestrebt werde, egal wie lange es dauert.
Die Zeit für Griechenland wird mit jedem Tag knapper, da das Land bis Ende Juni insgesamt gut 1,54 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds zurückzahlen muss, diese Summe aber wohl nicht aufbringen kann. Die Griechen bräuchten daher dringend die verbliebenen 7,2 Milliarden Euro aus dem bereits zwei Mal verlängerten Hilfsprogramm, das Ende Juni ausläuft.
Die Kreditgeber stellen allerdings Forderungen, die Athen für die Auszahlung der letzten Tranche aus dem Hilfspaket erfüllen muss. Ein Scheitern der Gespräche könnte die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands und Kapitalverkehrskontrollen zur Folge haben.
Redaktion finanzen.net mit Material von Dow Jones Newswires
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