Energous: Anleger wurden schon wieder an der Nase herumgeführt!

Kurz zur Erinnerung: Energous bastelt an der so genannten WattUp-Technologie mit deren Hilfe man Smartphones künftig kontaktlos aufladen können soll.

Die Betonung liegt auf "soll", denn bisher wurden die Entwicklungszeitziele immer weiter nach hinten verschoben und inzwischen begnügt man sich mit einer "kleinen" Lösung, der Miniature WattUp. Das Problem: Statt aus einer Entfernung von mehreren Metern darf das Handy dabei nur wenige Zentimeter entfernt sein. Revolutionär ist das sicher nicht.

Im Update am 9. August bin ich dann auf das jüngste, erneut enttäuschende zweite Quartal (Umsätze = null; Nettoverlust von 10,3 Millionen US-Dollar) eingegangen und habe erklärt, warum der Hedgefonds von Malcolm Fairbairn im Rahmen eines Private Placements weitere 20 Millionen US-Dollar in Energous gepumpt hat.

Zusätzlich ging es um die extrem hohen Leihgebühren, die fällig werden, wenn man die Aktien shorten möchte (> 60 Prozent p.a.), was wiederum daran liegt, dass immer mehr Anleger durchschauen, welches üble Spiel hier getrieben wird. Auch beim Shorten gilt: Je höher die Nachfrage nach einer Aktienleihe, umso mehr kostet diese.

Welch absurde Kurssteigerungen bei extrem marktengen Werten wie Energous kurzfristig trotzdem möglich sind habe ich am Beispiel Uni-Pixel erklärt, die von der gleichen "Investmentbank" (MDB Capital) an die Börse gebracht worden sind wie Energous. Die Aktie explodierte in der Spitze von ca. fünf US-Dollar bis auf über 40 US-Dollar bevor der unvermeidliche Absturz einsetzte. Heute gibt es ein Stück für 1,45 US-Dollar.

Meistens drehen die Aktien aber sehr viel früher nach unten. Dass sie am Ende ganz unten ankommen ist sehr wahrscheinlich.

Dass Sie aber zuvor so weit steigen hängt auch damit zusammen, dass Analysten, Börsenbriefe und beauftragte Marketingfirmen immer wieder Kaufempfehlungen mit teilweise absurden Kurszielen für die Aktien abgeben.

Eine beliebte Masche ist es dabei, konkrete Daten zu nennen, vor denen die Leser unbedingt investiert sein müssen, weil die Aktie danach angeblich explodieren würde. Bei Energous sollte das erstmals am 13.06.2016 der Fall sein, weil es dort angeblich den "Apple-Urknall" geben sollte.

Angeblich sollte Apple an diesem Tag auf seiner WWDC-Entwicklerkonferenz bekannt geben, dass das neue iPhone künftig ohne Ladekabel auskäme. Passiert ist das (natürlich) nicht und entsprechend ist die Kursexplosion ebenfalls ausgeblieben.

Im Gegenteil: Die Aktie ist im Vorfeld gestiegen, weil die ganzen "Lemminge" in Erwartung der Sensation gekauft haben. Als diese dann ausblieb, brach die Aktie ein (siehe Pfeil im Chart unten):

Das hinderte die Protagonisten aber nicht daran, das gleiche Spiel erneut zu treiben: Im Prinzip wurde der genau gleiche Teaser wie im Mai/Juni erneut aufgelegt, nur dass diesmal der Termin für den großen Durchbruch und die 79.900 Prozent-Sensation auf den 7. September verlegt worden ist. An diesem Tag stellte Apple-CEO Tim Cook das neue iPhone 7-Modell vor. Wieder sollte er dort, geht es nach den Teasern, das Ende des "Einstöpseln" verkünden, soll heißen: Das iPhone käme künftig ohne Ladekabel aus.

Das ist praktisch und günstig, weil man den alten Teaser einfach recyceln kann. Wieder wurde (natürlich) nichts dergleichen bekannt gegeben. Wieder war die Aktie im Vorfeld gestiegen und wieder stürzte sie im Anschluss ab:

Mit einem "natürlichen" Kursverlauf hat das alles herzlich wenig zu tun. Mal sehen, wie weit es diesmal noch runtergeht. Die Lemminge stürzen sich jedenfalls erneut bereitwillig von der Klippe!

Durch die hohen Handelsvolumina in der Aktie können Großanleger problemlos Aktienpakete auf den Markt werfen, die sie irgendwann viel billiger oder im Zuge von Aktienoptionszuteilungen ganz kostenlos erhalten haben.

Früher oder später wird die Aktie in den Pennystock-Bereich fallen, davon bin ich überzeugt. Ewig wird das Spiel nicht funktionieren. Wenn genug Aktien im freien Handel sind, lässt sich der Kurs nicht mehr so leicht beeinflussen. Aber bis dahin haben dann die Großaktionäre ihre riesigen Pakete dann ja wahrscheinlich auch zu großen Teilen schon verkaufen können.

MEIN FAZIT:

Lassen Sie am besten ganz die Finger von dem Wert, weil auch das Shorten bei solchen Aktien sehr gefährlich ist.

Wenn Sie - wie im ersten Teil des heutigen Reports beschrieben - den Markt nach Trendwerten durchsuchen, die auch fundamental einiges zu bieten haben, laufen Sie ohnehin nicht in Gefahr Aktien wie Energous zu kaufen. Diese fallen wegen der quasi nicht vorhandenen Umsätze und der hohen Verluste ohnehin durchs Raster.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.