Geldanlage-Report Armin Brack

So finden Sie Gewinneraktien!?

05.04.11 09:28 Uhr

So finden Sie Gewinneraktien!? | finanzen.net

So finden Sie Gewinneraktien - ganz einfach!

Qualität hat Ihren Preis. Das gilt an der Börse genauso wie im Supermarkt oder im Restaurant. Deutsche Konsumenten aber stehen auf billig. Billiges Fleisch, billiges Toast-Brot, billige Konserven - und dann wundern sich alle über Lebensmittelverunreinigungen und schimpfen auf die Nahrungsmittelindustrie!

Meine These: Deutsche sind schlechte Aktionäre, weil sie auch bei Aktien ständig nur auf Schnäppchenjagd gehen und billige, minderwertige Papiere kaufen.

Deswegen verrate ich Ihnen heute mal ein Geheimnis: Fast alle Aktien, die ich in meiner Premium-Publikation Trend Trader zum Kauf empfehle, sind teuer und in den Monaten vor der Empfehlung bereits deutlich gestiegen. Immer wieder fragen mich die Abonnenten: Wieso empfehlen Sie die Aktie erst jetzt? Ist Aktie XY nicht schon zu stark gestiegen? Ist Aktie Z nicht schon zu teuer?

Meine Antwort lautet stets "Nein!". In den allermeisten Fällen gibt es gute Gründe dafür, dass eine Aktie steigt, vor allem einen: Wachstum! Stark steigende Umsätze, stark steigende Gewinne (je Aktie), stark steigende Cash-Flows und ein steigender Buchwert. Warum sollte eine Aktie steigen, wenn das dazugehörige Unternehmen nicht wächst? Eben.

Die Wertsteigerung für das Unternehmen, die sich aus positiven Umsatz- und Gewinntrends ergibt, spiegelt sich sehr oft erst nach und nach im Aktienkurs wider. Mit anderen Worten: Trends neigen dazu, sich fortzuschreiben oder sogar sich zu verstärken. Sie finden die guten Aktien, die für Sie hohe Renditen erwirtschaften, daher regelmäßig an der Spitze der Performancetabellen, nicht am Ende.

Der Erste an der Wall Street, quasi der Entdecker dieses Erfolgsgeheimnisses, war der ungarische Tänzer Nicolas Darvas Ende der 50er, Anfang der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Seine Analysemethoden waren eher rudimentär, aber seine Maxime ist bis heute zu 100% gültig: Kaufe teuer, verkaufe teurer!

Kaufe teuer, verkaufe teurer: So funktioniert`s in der Praxis

Fühlen Sie sich im Web 2.0-Zeitalter manchmal auch von der Flut an Informationen überwältigt, die auf Sie einprasseln? Ich bin sicher, fast alle von Ihnen stimmen mir da spontan zu. Im Finanzbereich ist das nicht anders.

Die Lösung ist hier wie da die gleiche: Filter! Genauso wie Sie mit dem Spam-Filter in ihrem E-Mail-Programm überflüssige und störende Mails ausfiltern, so sollten Sie es auch mit Aktien machen. Mein Tipp: Beschäftigen Sie sich ausschließlich mit Aktien, die sich in der Nähe ihres 52-Wochen-Hochs befinden. Als weiteres Kriterium können Sie noch ergänzen, dass ihre "Zielaktien" im letzten Jahr mindestens den Prozentsatz X gestiegen sein müssen, beispielsweise 60 Prozent, 80 Prozent oder 100 Prozent. Somit bleiben ausschließlich dynamische Aktien in ihrem Filter hängen.

Damit schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen bleiben überdurchschnittliche viele gute Aktien in ihrem Filter hängen, zum anderen reduziert sich die Zahl der Aktien, die potenziell für einen Kauf in Frage kommen und mit denen Sie sich in irgendeiner Form beschäftigen müssen, um 80 oder 90 Prozent.

Das erleichtert den weiteren Auswahlprozess ungemein. Wenn wir davon ausgehen, dass in Deutschland rund 200 bis 300 Aktien täglich liquide gehandelt werden, können Sie sich automatisch - je nach Marktlage - auf 20 bis 50 Aktien konzentrieren. Wem das immer noch zuviel ist, kann leicht weiter aussortieren. Dazu weiter unten mehr.

Ebenso wichtig aus meiner Sicht ist ein psychologischer Aspekt: Wenn Sie so vorgehen und ihre eigenen Screenings durchführen, machen Sie sich endlich zum Herr über Ihr eigenes Depot. Sie bestimmen dann selbst anhand ihres Screeningergebnisses für welche Aktien Sie sich interessieren und holen dann zu diesen Werten gezielt Informationen ein.

Damit sind Sie anderen Börsianern, die sich von den Finanzmedien nur berieseln lassen und wie ein Blatt im Sturm hin- und herwirbeln, mal auf diesen und mal auf jenen hören, schon einen großen Schritt voraus. Sie sind viel weniger manipulierbar und auf ihre eigene Strategie fokussiert. Das macht Sie stark und vor allem können Sie ihre Zeit darauf verwenden, Ihre eigene - wenn auch anfangs rudimentäre - Strategie weiterzuentwickeln.

Raus aus dem Informations-Überfluss

Ob Sie es glauben oder nicht: Ich habe bereits seit mehreren Jahren kein Börsenfernsehen mehr geschaut. Das dortige Blabla bringt Sie keinen Schritt weiter: "Daimler ist heute um 2,5 Prozent gestiegen, weil Analyst X die Aktie aufgestuft hat und Autoaktien sowieso freundlich waren." Und? Was bringt Ihnen das? Nichts!

Ich lese auch keine Börsenmagazine, die einen Querschnitt durch den ganzen Markt bieten. Was wollen Sie mit 30 verschiedenen Kaufempfehlungen in jeder Ausgabe anfangen? Das verwirrt nur und zuviel Empfehlungen und zu große Diversifizierung führen bestenfalls in die Mittelmäßigkeit. Bestenfalls deshalb, weil viele Anleger dazu neigen, ihr Depot viel zu spekulativ auszurichten und Aktien kaufen, die zwar viel Fantasie aber wenige Fakten zu bieten haben.

Investieren Sie die Zeit, die Ihnen zur Recherche zur Verfügung steht, lieber zur Weiterentwicklung Ihrer Strategie. Ein gutes Screening-Tool mit dem Sie Aktien filtern können, gibt es beispielsweise bei www.comdirect.de. Das können Sie auch als Nicht-Kunde verwenden. Bei comdirect heißt dies Aktien-Selector. Für den Anfang können Sie beispielsweise eingeben: "Handelbar an deutschen Börsen", Land "Deutschland", Performance im letzten Jahr "> 100 Prozent" und Handelsvolumen 30 Tage "> 10 Tausend Euro".

Schon reduziert sich die Zahl der Datensätze von mehreren 1.000 Stück auf aktuell 48. Wenn Sie dann noch Pennystocks aussortieren und Firmen, die bereits übernommen worden sind, reduziert sich die Zahl weiter. Ebenfalls rausschmeißen können Sie am Anfang Bankwerte, Immobilienaktien, Beteiligungsgesellschaften sowie Biotech-Papiere. Diese sind mit standardisierten Bewertungsverfahren kaum präzise zu analysieren.

Aus den verbleibenden Werten könnten Sie dann beispielsweise eine recht übersichtliche Liste in einem Tabellenkalkulationsprogramm wie Excel basteln und sich dann die einzelnen Kandidaten näher anschauen. Vorab ausfiltern können Sie die Werte, die mehr als zehn bis 15 Prozent von den Jahreshochs entfernt sind. Die Chancen, dass diese Werte in kürze neue Hochs erreichen sind eher gering.

Ohne fundamentale Analyse geht es nicht

Ganz ohne fundamentale Analyse geht es nicht. Diese ist zwingend erforderlich, um nachzuprüfen, ob die hinter den Aktien stehenden Firmen wirklich qualitativ gut sind. Tun Sie das nicht, kann es Ihnen beispielsweise passieren, dass Sie sich ein paar faule Eier ins Depot holen. Substanzlose Pusheraktien zum Beispiel (Spectral Capital, Vegas77, brandgeneration AG), die dann innerhalb weniger Tage komplett in sich zusammenbrechen können und nie wieder steigen.

Diese Fallen können Sie leicht umgehen, wenn Sie bei der Aktienauswahl auf Fakten statt auf Visionen und Versprechungen setzen. Was Qualität heißt, habe ich in der Ausgabe vom 17. April vergangenen Jahres prägnant zusammengefasst. Hier nochmal in Kurzform:

Qualität heißt: Es sind bereits jetzt Umsätze und Gewinne vorhanden – und zwar mit steigender Tendenz.

Qualität heißt: Das Unternehmen kann sich aus den eigenen Gewinnen refinanzieren und wachsen, weist also einen positiven Cash-Flow aus und ist nicht ständig auf das Nachschießen von neuem Geld über Kapitalmaßnahmen angewiesen. Erkennen lässt sich dies beispielsweise daran, dass Zahl der ausstehenden Aktien konstant bleibt oder sich sogar verringert. So wird sichergestellt, dass sich ihr Anteil am Unternehmen nicht verwässert.

Qualität heißt: Es gibt keine übertrieben hohen (Bonus)zahlungen für Vorstand und führende Mitarbeiter (oder gar für Journalisten, die positiv über das Unternehmen berichten), z.B. in Form von Aktienoptionen. Letzteres führt nämlich ebenfalls zu einer Erhöhung der Zahl an ausstehenden Aktien.

Qualität heißt: Die Bilanz ist sauber. Das Unternehmen verfügt über einen ausreichend hohen Cashbestand, benötigt möglichst wenig Umlaufvermögen, um Gewinne zu erzielen und hat möglichst wenig Verbindlichkeiten.

Qualität heißt: Das Unternehmen informiert sein Anleger regelmäßig über wichtige Entwicklungen und den Geschäftsverlauf. Hierbei gilt: Fakten und Zahlen sind entscheidender als nebulöse Formulierungen und Zukunftsvisionen.

Qualität heißt: Insider (also Vorstände, führende Mitarbeiter, Aufsichtsräte etc.) besitzen einen Anteil am Unternehmen und/oder kaufen in nennenswertem Umfang Aktien des eigenen Unternehmens zu – und zwar genau diese Art von Aktien, die auch Sie als Anleger erwerben können. Keine Vorzugsaktien mit speziellen Gewinnvorzugsrechten oder ähnlichen Besserstellungs-Merkmalen, die einem erlauchten Kreis vorbehalten bleiben.

Je mehr Qualitätskriterien eine Aktie erfüllt, umso besser sind die Erfolgschancen.

Wann Sie Ihre(n) Favoriten kaufen sollten

Wenn Sie es bis hierhin geschafft haben und ein paar qualitativ gute Trendaktien auf ihrem Kurszettel verbleiben, haben Sie Ihre Erfolgschancen bereits drastisch erhöht.

Nun geht es noch darum, den optimalen Einstiegszeitpunkt zu finden. Als Faustregel gilt hier: Sie kaufen eine Trendaktie am besten dann, wenn Sie nach einem starken Anstieg in eine mehrtägige bis mehrwöchige Seitwärtsbewegung übergegangen ist und dann auf einmal der Kurs und die Handelsumsätze wieder zunehmen.

Auf Basis der reinen "Trend-Chartlehre" ergibt sich ein Kaufsignal in dem Moment, in dem die Aktie ihr altes Hoch bei steigendem Handelsvolumen übersteigt und damit "dynamisch" auf ein neues Hoch ausbricht.

Der deutsche Aktienmarkt ist aber ein Sonderfall: Weil die Handelsvolumina häufig relativ gering sind und die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs (Spread) ebenfalls, empfiehlt sich hier eine andere Vorgehensweise: Kaufen Sie in dem Moment, wo die Aktie wieder "anspringt", auch wenn das alte Hoch noch nicht wieder überschritten worden ist.

Bei liquiden Werten aus dem DAX, MDAX, TecDAX oder SDAX können Sie sich auch via Stopp-Buy-Order bei neuen Hochs automatisch einstoppen lassen.

MEIN FAZIT:

- Werden Sie zum Herr Ihres eigenen Depots und generieren Sie Ihre Kaufkandidaten über einfache Screening-Prozesse selbst.

- Sie stoßen dann automatisch auf überdurchschnittlich viele qualitativ hochwertige Aktien und kaufen fast automatisch die Top-Werte.

- Verwenden Sie Ihre für die Börse zur Verfügung stehende Zeit zur Weiterentwicklung Ihrer eigenen Strategie und lassen Sie sich nicht durch Börsenmedien sinnlos berieseln.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.