SLM Solutions: Aktie auf Watchlist setzen!

Trotzdem oder gerade deshalb ist die Aktie zumindest beobachtenswert.

Denn technologisch und vor allem operativ ist SLM Solutions deutlich weiter als voxeljet, das zweite deutsche 3D-Druck-IPO, das den Börsengang an der NASDAQ vollzogen hat und ähnlich hoch bewertet ist.

Im Rahmen der so genannten additiven Fertigung können Kunden mit den SLM-Maschinen beliebig geformte Metall-Bauteile herstellen, die teilweise bessere Eigenschaften aufweisen als herkömmlich hergestellte Teile. Zum Beispiel im Bereich mechanische Stabilität oder Dichtigkeit. Verwendet wird dabei Metallpulver, das mit Hilfe von vier Laserstrahlen geschmolzen und Schicht für Schicht aufgetragen wird.

Mit Alstom und Siemens hat SLM namhafte Kunden, die das Verfahren zunehmend in eigene Produktionsabläufe integrieren.

Mit einem Gesamtumsatz von 21,6 Millionen Euro in 2013 bei einer EBIT-Marge von 11,5 Prozent und fast dreistelligen jährlichen prozentualen Umsatzzuwächsen in den vergangenen beiden Jahren zeigen die Lübecker, dass die Technologie tatsächlich in der Praxis angekommen ist.

Der Aufwärtstrend soll sich in 2014 fortsetzen. Analysten kalkulieren mit einem Umsatz von 38,5 Millionen Euro, was einer weiteren Steigerung um 78 Prozent entspräche. Interessant finden wir in diesem Zusammenhang die Aussage von CEO Markus Rechlin, wonach das Unternehmen Ende Februar Kaufanfragen für 133 seiner Systeme vorgelegen hätten, was in etwa der Zahl der in der gesamten Firmenhistorie installierten Anlagen entspreche.

Daraus lässt sich folgern, dass SLM Solutions zumindest nicht zu den Kandidaten zählen, die in den Quartalen vor dem Börsengang die Umsätze künstlich pushen, um einen höheren Ausgabepreis erzielen zu können. Trotz des Ausgabepreises am unteren Ende der geplanten Spanne ist die Aktie nach herkömmlichen Maßstäben hoch bewertet. Bei 18 Millionen ausstehenden Aktien liegt die Marktkapitalisierung beim Ausgabepreis von 18 Euro bei 324 Millionen Euro. Daraus errechnet sich ein 2014er-Kurs-Umsatz-Verhältnis von 8,5. Gewinnschätzungen liegen uns keine vor.

Angesichts der vergangenen und prognostizierten Wachstumsraten sowie der sauberen Bilanz und der 75 Millionen Euro, die aus der Kapitalerhöhung brutto an das Unternehmen fließen, sind die Bewertungsrelationen aber zumindest akzeptabel. Hinzu kommt, dass dieses Kapital komplett in die Weiterentwicklung des Geschäfts fließen können und nicht zur Schuldentilgung verwendet werden müssen. Schulden hatte SLM bereits zuvor in Eigenkapital umgewandelt.

Dennoch raten wir zur Vorsicht. Die größeren US-Player aus dem 3D-Sektormarkt haben zuletzt enttäuscht. ExOne, die wegen ihrer Metall-Expertise neben Arcam am ehesten mit SLM vergleichbar sind, haben zuletzt viermal in Folge die Erwartungen der Analysten verfehlt. Vieles spricht dafür, dass die den Börsengang begleitenden Banken bei 18 Euro Stützungskäufe getätigt haben, um ein Absinken des Preises unter diese Marke und damit negative Publicity zu verhindern.

MEIN FAZIT:

SLM Solutions ist ein gut geführtes, technologisch führendes Unternehmen im zukunftsträchtigen 3D-Sektor. Die Börsenreife ist definitiv vorhanden, genauso wie jede Menge Zukunftspotenzial.

Im aktuell schwierigen Marktumfeld für Wachstumswerte und vor dem Hintergrund des Handelsverlaufs am ersten Börsentag ist jedoch zunächst ein Rückfall unter den Emissionspreis zu befürchten.

Nehmen Sie die Aktie daher auf die Watchlist und kaufen Sie erst, wenn das heute erzielte Kurshoch bei 18,79 Euro wieder überschritten wird. Sichern Sie die Aktie dann unter dem bis dahin ausgebildeten lokalen Tief ab.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.