Vtion Wireless: Das Eisbrecher-IPO!?
In einer bekannten deutschen Börsen-Community stellte der User Sebi die Frage, ob Vtion Wireless ...
... wirklich zum Eisbrecher-IPO werden könnten. Gemeint war damit die Hoffnung, dass die Aktie den seinerzeit ausgetrockneten (China)-IPO-Markt wieder in die Gänge bringen könnte.
Rund 15 Monate später lautet die Bilanz: Nicht wirklich. Zwar kamen mit Youyou und vor allem Kinghero durchaus das eine oder andere erfolgreiche IPO nach, was allerdings eher die Ausnahme bleibt. In Anbetracht der neuesten Entwicklungen ist die Bezeichnung Eisbrecher aber dennoch ein Volltreffer.
Wieder einmal sind die Anleger auf dem dünnen China-Eis eingebrochen - und zwar massiv: Der Mobilfunk-Datenkarten-Anbieter veröffentlichte im Rahmen der vorläufigen Zahlen für 2010 eine verheerende Gewinnwarnung. Statt wie von Analysten erwartete 32 Millionen Euro, will Vtion nun nur noch 7,5 bis 10 Millionen Euro im operativen Geschäft verdienen. Statt 115 Millionen Euro werden nur noch 75 bis 100 Millionen Euro umgesetzt werden.
Das heißt: Weniger als im Jahr 2010 (101 Millionen Euro) und noch dazu mit stark einbrechenden operativen Margen.
Strukturelle Veränderungen lassen Geschäft schrumpfen
Das große Problem aus Sicht von uns Anlegern: Die Probleme bei Vtion sind struktureller Art und die Lage sollte sich eher weiter verschlechtern als verbessern.
In dürren Worten beschreibt das Management die Problematik: Bei den Preisverhandlungen für das neue Jahr sei seitens der Netzwerkbetreiber ein starker Preisdruck ausgeübt worden. Der Hintergrund ist genauso einfach wie besorgniserregend:
Die Netzbetreiber wollen dauerhafte Verträge mit ihren Kunden abschließen, ähnlich wie hierzulande. Bei Mobilfunkkarten ist das Umsatzpotenzial für die Betreiber begrenzt und Vtion verdient kräftig mit. Diese Entwicklung dürfte sich nicht so schnell umkehren und so bleibt dem Unternehmen nichts anderes übrig als "neue Produkte und Services" zu entwickeln und "Ressourcen dafür bereitzustellen".
Finanzausstattung komfortabel
Wohl auch weil in der Meldung dazu keine weiteren Perspektiven genannt werden, fiel die Aktie in den letzten Tagen von über 11 Euro auf aktuell nur noch 4,80 Euro.
Auf dem aktuellen Niveau könnte das Papier aber nun einige Schnäppchenjäger anziehen. Zum 30. September verfügte das Unternehmen nämlich über liquide Mittel in Höhe von 83,6 Millionen Euro, denen keinerlei Bankverbindlichkeiten gegenüber stehen. Die ausstehenden Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sind zudem deutlich höher als die entsprechenden Verbindlichkeiten. Das heißt: Der Cashbestand sollte eher noch anwachsen.
Die Marktkapitalisierung der Aktie liegt demgegenüber nach dem Absturz bei 76 Millionen Euro. Das operative Geschäft gibt es also aktuell nicht nur umsonst, sondern sogar noch 7,6 Millionen Euro oben drauf.
Das ist umso erstaunlicher wenn man berücksichtigt, dass Vtion ja durchaus auch in 2011 Geld verdienen will. Gelingt das prognostizierte EBIT von 7,5 bis 10 Millionen Euro entspräche dies immerhin einem Nettogewinn von 5,5 bis 7,4 Millionen Euro. Nicht schlecht, wenn man das Geschäft dafür zum Nulltarif kaufen kann, oder?
Bricht das Geschäft komplett weg
Dahinter steckt natürlich etwas anderes: Die Aktionäre haben Angst, dass das Geschäft komplett wegbrechen könnte und dem Unternehmen sonst nichts einfällt, um Geld zu verdienen.
Möglicherweise könnte der Pessimismus der Anleger etwas überzogen sein, denn Vtion hat zuletzt bereits in diese Richtung investiert. So wurden zwei neue Produkte, ein E-Book-Reader und ein leistungsstarker 3G-Mobilfunk-Router vorgestellt.
Die Analysten von Montega sprachen Anfang Dezember vor diesem Hintergrund sogar davon, dass Vtion eine umfassende Produktpalette für den Bereich Mobiles Internet in China aufbauen und so zu einer Art chinesischer Medion werden könnte.
Medion hatte Ende der 90er-Jahre in Deutschland mit Billigprodukten für Elektronikgeräte und Computer (Vertrieb unter anderem über Aldi) für eine große Erfolgsgeschichte geschrieben.
Misstrauen gegenüber China-Aktien
Doch zunächst muss Vtion nun unter Beweis stellen, dass man tatsächlich in der Lage ist mit den neuen Produkten Geld zu verdienen. Die Vermarkung dürfte frühestens im zweiten Halbjahr in Schwung kommen. Vorher drohen möglicherweise sogar rote Zahlen.
Hinzu kommt, dass Anleger auf Grund der jüngsten Vorkommnisse gegenüber im Ausland gelisteten China-Aktien höchst misstrauisch geworden sind. Hier muss Vtion verlorenes Vertrauen zuerst zurückgewinnen.
MEIN FAZIT:
- Kurzfristig dürfte sich die Aktie im Bereich 4,50 bis 5,00 Euro einpendeln.
- Ein Kauf drängt sich erst dann auf, wenn Vtion zeigt, dass man auch im neuen Jahr noch profitabel arbeiten kann. Im vierten Quartal 2010 wurden operativ bereits rote Zahlen geschrieben.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.