General Motors: Wieder auf der Überholspur!?

... mit einem erfolgreichen Börsengang zurück im Kampf um die weltweite Pole-Position der Branche.

Der Kurs der neuen Aktie schoss unmittelbar nach der Erstnotierung – und knapp 16 Monate nach der Pleite – an der New Yorker in die Höhe. Vom Ausgabekurs 33 Dollar stieg der Preis wegen der hohen Nachfrage auf beinahe 36 Dollar. Heute steht die Aktie zwar „nur“ noch um die 31 Dollar, gilt aber bei vielen Analysten inzwischen wieder als eine der attraktivsten Autoaktien. Die Börsenkapitalisierung beträgt stolze 45 Milliarden Dollar.

Der einst weltgrößte Autobauer GM war 2009 in die Insolvenz gegangen. Die Regierung in Washington hatte den Hersteller damals mit 50 Milliarden Dollar unterstützt. GM hatte danach drastisch Kosten eingespart: 14 der 47 Werke wurden geschlossen, vier Automarken beerdigt oder verkauft, mehr als 100.000 GM-Mitarbeiter mussten gehen. Jetzt arbeitet das Unternehmen wieder profitabel, vor allem im Heimatmarkt USA und in China.

In den USA stieg der Absatz in den ersten sechs Monaten des Jahres um 10,2 Prozent. Bei der wichtigsten Marke Chevrolet stieg der US-Absatz im Juni um 10,9 Prozent. Daneben konnte der Absatz bei Buick (+13,2 Prozent) und GMC (+14,9 Prozent) gesteigert werden. In drei US-Werken sind Millioneninvestitionen geplant. Dabei geht es um 130 Millionen Dollar für Fabriken in Ohio, Indiana und Michigan.

China-Geschäft auf Rekordniveau

Erstklassig die Zahlen auch aus dem Reich der Mitte: Laut GM kletterte der Absatz im ersten Halbjahr um 5,3 Prozent und erreichte damit Rekordniveau. Verantwortlich dafür waren ein Absatzschub im Juni und die Nachfrage nach dem Model Buick. Insgesamt hat General Motors seit Beginn des Jahres 1,27 Millionen Fahrzeuge verkauft. Gegenüber Juni 2010 stellt dies eine satte Steigerung von 48,3 Prozent dar. Kleine Modelle der Marke Chevrolet legten 34 Prozent zu auf 51.312 Fahrzeuge. Der LKW-Absatz kletterte gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent.

Die beiden härtesten Konkurrenten um die Spitzenstellung unter den Autobauern sind für GM Toyota und Volkswagen (VW). Toyota hat General Motors 2008 nach 80 Jahren vom Thron gestoßen und die Position als weltgrößter Autobauer bis 2010 trotz massiver Rückrufaktionen verteidigt. Im vergangenen Jahr verkaufte Toyota 8,42 Millionen Autos, General Motors 8,39 Millionen und VW 7,14 Millionen Fahrzeuge.

2011 könnte sich VW vor Toyota setzen, denen Lieferengpässe und Produktionsunterbrechungen nach dem schweren Erdbeben im März zu schaffen machen. Für den Titel des weltgrößten Autobauers, den sich vor allem VW-Chef Martin Winterkorn spätestens 2018 ans Revers heften möchte, wird es nach Einschätzung von Experten allerdings in diesem Jahr wohl nicht reichen.

Wann wird Opel verkauft?

Da ist GM Favorit, doch dafür darf das Unternehmen im europäischen Markt nicht weiter Anteile verlieren. Für GM ist beispielsweise Opel nur noch eine Last. Zu Jahresbeginn hat das Europageschäft wegen hoher Restrukturierungskosten noch 390 Millionen Dollar operativen Verlust eingefahren, während in allen anderen Regionen der Welt Gewinne geschrieben werden. Ich gehe von einem schnellen Verkauf Opels aus.

In Detroit scheinen bei diesem Thema die Nerven blank zu liegen. Kürzlich reagierte man gereizt über Äußerungen von VW-Vorstand Winterkorn, dass Opel zum Verkauf stehe. Vor allem das Timing passte den US-Managern nicht in den Kram. Winterkorns Äußerung, dass Chinesen wahrscheinlichere Käufer seien als Hyundai, falls GM sich von seiner Europa-Tochter trennen sollte, hätten die positiven Medienreaktionen auf das Elektroauto Opel Ampera überlagert, hieß es.

Während die neue GM-Aktie sich aufgrund der rosigen Perspektiven wacker schlägt, ist das „alte“ GM-Papier bereits klinisch tot. Es wird noch unter der Bezeichnung "Motors Liquidation Company" geführt und ist keine 5 Cent mehr wert. Wer die Papiere noch sein Eigentum nennt, hat jetzt schlechte Karten. Die "ausgehöhlten" Aktien sind bestenfalls als Spielball für Zocker geeignet. Im Fall GM sind praktisch alle Vermögenswerte auf das neue Firmenvehikel übergegangen, an der große Teile an die Regierungen der USA und Kanadas gegangen sind.

Die US-Regierung will einen Verkauf des verbliebenen 27-prozentigen Anteils im August oder im September und damit nach dem nächsten Quartalsbericht des Detroiter Konzerns, scheut aber vor Milliarden-Verlusten. Um Plus-Minus-Null aus dem 50-Milliarden-Dollar umfassenden Unterstützungspaket herauszukommen, müsste das Schatzamt die verbliebenen 500 Millionen Aktien zu 53 Dollar je Anteil verkaufen. Ein Kurs, der die auf mittlere Sicht nicht zu erreichen ist. Selbst wenn GM weiterhin auf der Überholspur fährt…

MEIN FAZIT:

- Die neue GM-Aktie bietet auf dem jetzigen Niveau Kurspotenzial.
- Ein Verkauf der Aktien, die von der US-Regierung gehalten werden, würde den Kurs eher beflügeln als drücken.
- Gelingt es GM sein Europageschäft in den Griff zu bekommen und die Dominanz im Heimatgeschäft zu halten, sollte die GM-Aktie weiter an Fahrt aufnehmen.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.