Geldanlage-Report Armin Brack

Aktien: Warum die meisten Anleger kein Geld damit verdienen...

18.08.14 13:31 Uhr

Aktien: Warum die meisten Anleger kein Geld damit verdienen... | finanzen.net

... und wie Sie es trotzdem schaffen!

Lieber Geldanleger, ich wusste bereits von der intensiven Lektüre verschiedener Behavioural Finance-Bücher, dass wir Privatanleger stark unterdurchschnittliche Renditen erwirtschaften - unabhängig davon, ob wir in eher sichere Papiere, in (Aktien)fonds oder in Einzelaktien investieren.

Ein neues Research-Papier von Richard Bernstein Advisors zeigt jetzt aber WIE schlecht wir bei der Geldanlage wirklich sind. Eine Warnung vorab: Es ist wirklich schockierend! Lesen Sie, wie wir es besser machen können.

Schauen Sie sich bitte mal diese Graphik an:

Sie zeigt, welche Rendite Anleger in den vergangenen 20 Jahren in 42 verschiedenen Anlagekategorien durchschnittlich pro Jahr erzielen konnten. An der Spitze liegen Energie, Gesundheitswesen, Informationstechnologie, Grundbedarfsgüter und kleinere Value-Aktien im Allgemeinen mit denen Anleger komfortabel über zehn Prozent Rendite eingestrichen haben - vorausgesetzt sie waren über den gesamten Zeitraum hinweg investiert.

Worum es jedoch eigentlich geht ist der rote Balken ziemlich weit rechts in der Graphik. Der zeigt an, wieviel Rendite der Durchschnittsanleger in diesem Zeitraum tatsächlich erzielt hat. Und das sind gerade mal etwas mehr als zwei Prozent.

Das ist sogar weniger als mit kurz laufenden US-Staatsanleihen (3-Month T-Bills), die der Autor mit dem Halten von "Cash" gleichsetzt, erreichbar war und liegt nur knapp oberhalb der Inflationsrate.

Lediglich zwei der 42 Anlageklassen, nämlich asiatische Emerging Markets und Japan, rentierten noch schlechter. Simpel formuliert könnte man sagen: Egal wo und in was Max Mustermann vor 20 Jahren investiert hätte, er wäre fast immer besser gefahren als dies in der Realität der Fall war, wenn er nur konsequent und durch dick und dünn in dieser Anlageklasse investiert geblieben wäre.

Anleger kaufen und verkaufen zum falschen Zeitpunkt

Und genau hier sind wir am Knackpunkt der Thematik: Dem Durchhaltevermögen einerseits bzw. dem falschen Timing des Marktes andererseits. Auf Aktien übertragen könnte man auch sagen: Anleger haben immer dann Aktien gekauft, wenn Sie teuer waren und dann Aktien verkauft, wenn Sie günstig waren.

Dazu zwei Beispiele: Ende der 90er-Jahre sahen wir wohl den größten Börsenboom des letzten Jahrhunderts überhaupt. Getrieben von fulminanten Kursanstiegen bei Technologieaktien, speziell Telekommunikations-, Internet- und Biotech-Aktien stieg die Zahl der Aktionäre in Deutschland auf nie gekannte Höhen an. Das zeigt auch diese statista-Studie!

Während es 1996 erst 3,75 Millionen Aktionäre gab, stieg diese Zahl über 3,9 Millionen, 4,5 Millionen und 5,0 Millionen bis auf den bisherigen Rekordwert von 6,2 Millionen im Jahr 2000 an. In den folgenden Jahren bis 2003 ging die Zahl zwar wieder zurück, blieb aber auf einem relativ hohen Niveau von über fünf Millionen Anlegern. Von da aus ging es dann sukzessive wieder bergab bis auf 3,55 Millionen im Jahr 2008, wo das ursprüngliche Tief von 1996 sogar noch unterschritten worden ist.

Das Fatale daran: Genau im Frühjahr des Jahres 2000, als so viele Anleger wie nie zuvor und bisher nie wieder Aktien besaßen, erreichten die weltweiten Aktienmärkte ihre Hochs und fielen dann je nach Index bis Ende 2002/Frühjahr 2003.

Den Weg nach unten nahmen also fast alle Anleger mit. Am darauf folgenden Bullenmarkt (bis 2007) partizipierten dann sukzessive immer weniger Deutsche. Die darauf folgende Finanzkrise vergraulte einen Teil der Investoren scheinbar endgültig.

Denn als der DAX dann im Frühjahr 2009 das tiefste Niveau seit 1996 erreicht hatte und der perfekte Zeitpunkt für den Wiedereinstieg gekommen war, besaßen gerade einmal noch magere 3,62 Millionen Deutsche überhaupt Aktien.

Bernstein formuliert es treffend: "When chaos strikes, the average investor heads for the hills and ends up paying the price in long-term underperformance."

Mit anderen Worten: Wenn es wirklich turbulent wird, wie beispielsweise während der Finanzkrise, und sich die Medien mit Horrormeldungen über den drohenden Untergang des Abendlands überschlagen, gewinnen die Emotionen bei den Anlageentscheidungen die Oberhand.

Die Anleger schmeißen alles auf den Markt, was sich noch im Depot befindet und kommen - wenn überhaupt - erst dann wieder zurück, wenn sich die Lage wieder entspannt.

Das Problem dabei ist nur, dass die Kurse dann meist schon wieder viel, viel höher stehen - und futsch ist die Performance. Hinzu kommen noch weitere Fallen, wie zu häufiges Hin- und Her-Traden oder die Anlage in zu spekulativen Aktien. Auch das Zahlen von zu hohen Transaktionsgebühren wegen der Wahl des falschen Brokers spielt eine Rolle.

Warum "Kaufen-und-Halten" in der Praxis nicht funktioniert

Wahrscheinlich ahnen Sie schon, was jetzt kommt: Noch so ein Schreiberling, der gebetsmühlenartig die abgedroschenen Sprüche wiederholt: "Halten Sie ihre Aktien durch dick und dünn" oder "Kaufen Sie Aktien und legen Sie sich schlafen" und ähnliche Floskeln. Falsch!

Das Problem ist: Wir sind alle Menschen und wir können nicht aus unserer Haut. So sehr wir uns jetzt auch vornehmen, das nächste Mal nicht zu verkaufen: Wir werden es trotzdem wieder machen! Denn wenn die Krise da ist, dann wird es so aussehen als ob diesmal wirklich alles zusammenbricht und wir rennen wieder "in die Berge".

Die Tatsache, dass die Abstände zwischen Bullenmarkt und Crash in den letzten Jahren immer kürzer geworden sind - auch weil die Notenbanken soviel Liquidität in den Markt pumpen und es so fast zwangsweise zu Blasenbildungen kommt (die Frage ist nicht ob, sondern nur wo es diesmal passieren wird) - macht es für uns als Anleger noch schwieriger, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Damit nicht genug befinden wir uns aktuell in einer weit fortgeschrittenen Phase des seit 2009 laufenden Bullenmarktes. Ich hatte Ihnen bereits in der Ausgabe vom 25. Januar geschrieben, dass ich Aktien aktuell für relativ teuer halte, US-Aktien sogar für überteuert.

Wer jetzt Aktien kauft und "sich schlafen legt", wie es die ungarische Börsenlegende André Kostolany früher immer wieder empfahl, der könnte eine böse Überraschung erleben, wenn er wieder aufwacht.

Denn speziell im US-Markt gibt es viele Indizien, die darauf hindeuten, dass wir uns nahe der Hochs befinden könnten: Eine Flut an Neuemissionen, extrem hohe Bewertungsniveaus bei Technologieaktien, rückläufige Aktienrückkäufe der Unternehmen, rückläufige Insiderkäufe und eine Häufung von Übernahmen und Fusionen.

Allerdings ist so etwas wie Euphorie noch nicht spürbar. Im Zuge des jüngsten kleineren Kursrückgangs haben US-Aktionäre an 13 hintereinander folgenden Wochen ihren Investitionsgrad in Aktien reduziert. Es mehren sich Artikel in der Finanzpresse, die vor einem Crash warnen. Meist kommt er gerade dann nicht.

Selbst wenn Aktien teuer sind heißt das nämlich nicht, dass sie nicht auch noch viel teurer werden könnten. Erinnert sei hier an den US-Wirtschaftsprofessor und neuerdings auch Nobelpreisträger Robert J. Shiller, der durch sein "Irrational Exuberance"-Zitat berühmt wurde, in dem er vor einem Crash bei Technologieaktien warnte und der darauf hin auch vom damaligen FED-Chef Alan Greenspan zitiert worden ist.

Shiller bekam auf spektakuläre Art und Weise Recht, als die Internetblase im Jahr 2000 auf spektakuläre Art und Weise geplatzt ist. Deutsche Neuer Markt-Anleger können ein bitteres Lied davon singen.

Was aber viele zwischenzeitlich vergessen haben ist, dass Shiller seine Warnung erstmals bereits im Dezember 1996 bei einer FED-Anhörung aussprach. Über drei Jahre lang sah Shiller darauf hin aus wie ein Trottel, der den größten Bullenmarkt der Geschichte verpasst.

Denn es dauerte bis zum März 2000 ehe die NASDAQ darauf hin tatsächlich ihr Hoch erreicht hatte. In diesen gut drei Jahren hatte sich die US-Technologiebörse auf spektakuläre Art und Weise nochmals verdoppelt. Das damals markierte Hoch von 5.132 Punkten hat der NASDAQ Composite übrigens bis heute noch nicht wieder erreicht.

Schwimmen Sie mit dem Trend

Obwohl das aktuelle zyklisch adjustierte KGV für den S&P 500 bei 25,6 liegt und damit eine Überbewertung von 54,2 Prozent ausweist (im Vergleich zum langjährigen Durchschnitts-KGV von 16,6) lehrt uns die Geschichte also, dass der US-Markt trotzdem noch für eine lange Zeit weiter steigen kann.

Schließlich ist es ja nicht auszuschließen, dass der aktuelle Bullenmarkt in eine ähnliche Kaufpanik mündet wie damals. Im Jahr 2000 war das Shiller-KGV bis auf 44,2 gestiegen als der Markt seinen Gipfel schließlich erreicht hatte. Bis dahin wäre es noch ein weiter Weg.

Was also tun?

Sie wissen, ich bin auf Trendstrategien spezialisiert, und ich finde der aktuelle Markt ist wie geschaffen dafür. Das Prinzip lautet ganz einfach: Wir schwimmen mit dem Trend, solange es nach oben geht und lassen und machen uns via Stopp-Loss-Orders "klammheimlich" vom Acker, wenn der Aufwärtstrend kippt.

Ich will Ihnen keine Märchen erzählen, denn in der Praxis ist das natürlich meist nicht ganz so einfach. Aber vom Prinzip her ist das genau die Strategie, die Sie jetzt spielen sollten.

Nach dem jüngsten Rücksetzer scheint es nämlich so als ob die NASDAQ wieder nach oben durchstarten will. Am Mittwoch gab es ein neues charttechnisches Kaufsignal, das am Donnerstag bestätigt wurde.

Die ersten US-Trendaktien haben bereits wieder neue Hochs gemacht. Das ist der perfekte Zeitpunkt, um neue Positionen in Trendaktien zu eröffnen. Die Aktien, die als erste wieder neue Hochs machen, können zu den Führungsaktien in der nächsten Aufwärtswelle werden.

Für eine dieser Aktien, die ich Anfang der Woche erworben habe, Omnivision Technologies (US-Kürzel: OVTI), flatterte prompt am Donnerstag ein Übernahmeangebot ins Haus. Die Aktie schnelle um über 20 Prozent nach oben.

Selbstverständlich habe ich davon im Vorfeld nichts gewusst (die Chinesen haben leider nicht bei mir angerufen), aber der Markt selber hat es wohl schon geahnt, denn Omnivision brach bereits vor dem Angebot aus China auf ein neues Hoch aus, so dass ich automatisch via Stopp-Buy-Order in die Aktie eingestoppt worden bin.

Das ist das Schöne für uns Trendinvestoren: Wir lassen den Markt selbst bestimmen, in welche unserer Favoriten-Aktien wir dann tatsächlich investieren.

Sichern Sie sich per Stopp ab

Wichtig ist nur, dass wir uns dann, wenn wir falsch liegen, auch vom Markt wieder aus der Aktie raus katapultieren lassen - und zwar solange die Verluste noch gering sind, im Normalfall nicht höher als acht Prozent.

Und dass wir erst dann wieder neu investieren, wenn der Markt tatsächlich wieder ein Kaufsignal gibt. Sie erkennen den Trick: Dreht der Gesamtmarkt wirklich nachhaltig nach unten, sind wir schnell ausgestoppt - und bleiben dann außen vor. Für mehrere Wochen oder gar Monate, im Extremfall sogar noch länger.

So werden wir zwar nie am Hoch verkaufen und auch nie am Tief einsteigen, dafür können wir aber Bärenmarktphasen überwiegend von der Seitenlinie aus betrachten und unsere Nerven schonen.

Damit sind wir wieder beim obigen Punkt: Eine solche Trendstrategie können Sie viel eher durch alle Marktphasen durchhalten, weil die zwischenzeitlichen Verluste viel geringer sind und Sie nachts ruhig schlafen können.

So werden Sie am Ende auch eine deutlich höhere Rendite auf ihr eingesetztes Kapital erzielen. Wir machen es mit unserem Trend-Trader-Musterdepot bereits seit 2003 vor - durch dick und dünn.

MEIN FAZIT:

Es ist traurig, aber wahr: Die meisten Privatanleger bekommen es nicht auf die Reihe eine auch nur einigermaßen akzeptable, sprich: durchschnittliche, Rendite auf ihr Kapital zu erzielen. Die neue Bernstein-Studie zeigt wie katastrophal die Performance der meisten Privatanleger in den letzten 20 Jahren war.

Emotionen verderben den Börsenerfolg und sorgen dafür, dass Anleger prozyklisch kaufen und verkaufen, wenn Sie es eigentlich umgekehrt machen sollten. Das Problem ist, dass Anleger diesen Fehler immer wieder begehen, weil es in der Natur des Menschen liegt, dem Herdentrieb zu folgen. Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern.

Daher funktionieren Buy-and-Hold-Strategien für die meisten Investoren nicht, erst recht nicht in der jetzigen späten Bullenmarktphase mit bereits wieder hohen Bewertungsniveaus.

Es ist wichtig, die Wertschwankungen im Depot zu reduzieren, um nachts ruhig schlafen zu können. Das funktioniert am besten mit durchdachten Trendstrategien, mit denen Sie die Einzelverluste dramatisch reduzieren, die Gewinne aber laufen lassen können.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.