Geduld gefordert

Draghi zuversichtlich hinsichtlich Wirtschaftswachstum

16.11.18 10:11 Uhr

Draghi zuversichtlich hinsichtlich Wirtschaftswachstum | finanzen.net

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach den Worten ihres Präsidenten Mario Draghi trotz zuletzt schwächerer Konjunkturdaten zuversichtlich, dass die Wirtschaft des Euroraums weiter wachsen wird.

Beim European Banking Congress in Frankfurt äußert sich Draghi zudem optimistisch, dass die unterliegende Inflation wegen steigender Löhne zunehmen werde. Für den Fall sich eintrübender Inflationsaussichten oder einer unerwünschten Straffung der Liquiditätsbedingungen deutete Draghi Reaktionen der EZB an.

"Die grundlegende Stärke der Binnennachfrage und der Löhne stützt unsere Ansicht, dass sich die Annäherung der Inflation an unser Ziel fortsetzen wird", sagte Draghi. Wegen der Wirkungsverzögerung zwischen Löhnen und Preisen in Zeiten niedriger Inflation seien in der Geldpolitik aber Geduld und Stetigkeit angezeigt. Der EZB-Präsident wies darauf hin, das sich der Zusammenhang zwischen dem Wirtschaftswachstum und den Löhne zuletzt verstärkt habe, und der robuste Arbeitsmarkt spreche für anhaltendes Wachstum.

Als ein Risiko für das Wirtschaftswachstum bezeichnete Draghi den langsamer wachsenden Welthandel, der derzeit von protektionistischen Tendenzen zusätzlich gebremst werde. Wörtlich sagte er: "Wir müssen diese Handelsrisiken in den nächsten Monaten sehr genau beobachten. Trotzdem betrachten wir die Risiken für den Wachstumsausblick als weitgehend ausgeglichen, größtenteils weil die Treiber der Binnennachfrage intakt sind."

Der EZB-Präsident machte auf der anderen Seite klar, dass die Finanzmärkte die in die Zukunft gerichteten Aussagen der EZB zu den Zinsen an eine anhaltende Konjunkturerholung und zunehmenden Inflationsdruck gebunden sind. "Die Natur dieser Forward Guidance hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung ab und dient damit als automatischer Stabilisator. Für den Fall, dass sich die finanziellen oder die Liquiditätsbedingungen übermäßig straffen oder dass sich der Inflationsausblick eintrübt, ist unsere Reaktion wohldefiniert. Das wiederum sollte sich in einer Anpassung des erwarteten Zinspfads spiegeln."

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

Bildquellen: Thomas Lohnes/Getty Images