ifo-Chef fürchtet langfristig Italiens Austritt aus Eurozone

ifo-Chef Clemens Fuest befürchtet, dass Italien langfristig aus der Euro-Zone austreten könnte. "Das Wohlstandsniveau in Italien liegt auf dem Niveau von 2000.
Wenn sich daran nichts ändert, werden die Italiener irgendwann sagen: Wir wollen diese Eurozone nicht mehr", sagte Fuest dem Tagesspiegel (Montagausgabe).
Probleme gäbe es seiner Ansicht nach auch, wenn Italien einen Antrag beim Rettungsschirm ESM stellen sollte. "Mit seiner Zustimmung zu einem Rettungsprogramm für Italien würde der Bundestag den Steuerzahlern Risiken aufbürden, deren Höhe er nicht kennt und nicht kontrollieren kann", warnt Fuest. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat für den Fall eines Rettungsprogramms für Italien angekündigt, unbegrenzt italienische Staatsanleihen zu kaufen.
Hinter der EZB stehen jedoch über die nationalen Notenbanken die Steuerzahler. "Man würde also der EZB die Entscheidung darüber überlassen, wie viel Kredit Deutschland Italien gewährt", sagte Fuest. "Unter diesen Voraussetzungen dürfte der Bundestag dem ESM-Programm eigentlich gar nicht zustimmen."
Sorgen macht sich der Ökonom auch um das Bankensystem. Die europäischen Banken seien noch krisenfest, befürchtet Fuest. "Die Politik hat in Europa nach der Finanzkrise nicht genug getan hat, um die Banken zu stabilisieren", mahnt der Ifo-Chef. Zwar seien durchaus Maßnahmen ergriffen worden, aber nicht die richtigen.
"Die Aufsicht greift mit ihren Vorgaben inzwischen stark in das Geschäftsmodell der Banken ein - wobei man sich schon fragen muss, ob sie das überhaupt richtig beurteilen kann", sagte Fuest. "Stattdessen wäre es besser, wenn sie mehr Eigenkapital von den Banken verlangen würde." Als Vorbild nennt er die USA, wo sich die Banken sehr viel schneller von der Finanzkrise erholt haben.
FRANKFURT (Dow Jones)
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