Scale-Monatsbericht: Fintechs auf den vorderen und den hinteren Plätzen
Die Fintechs im Scale-Segment entwickeln sich völlig unterschiedlich. Analysten zufolge sind einige der "Verlierer" mittlerweile aber viel zu billig. Einige Häuser haben Kauf-Voten ausgesprochen und Kursziele angehoben.
21. August 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Anders als der DAX, der im August heftige Verluste hinnehmen musste, zeigen sich Scale-Aktien relativ robust: Der Scale All Share-Index, der die Entwicklung aller Scale-Werte widergibt, hatte Anfang August noch ein Hoch von 1.294 Punkten erreicht, am Montagmittag sind es 1.269,65 Punkte. Seit Start des Börsensegments im März 2017 kommt der Scale All Share-Index damit immer noch auf ein Plus von 27 Prozent. Im Scale 30 sieht es ähnlich aus: Im Juli hatte er klar zugelegt und nur zuletzt etwas nachgegeben, aktuell steht der Auswahlindex bei 1.165,98 Punkten.
Der Blick auf die Performance der einzelnen Werte macht weiter deutlich, wie unterschiedlich sich Fintechs entwickeln: Auf der Liste der vergangenen zwölf Monate auf Platz eins steht die Frankfurter FinTech Group (WKN FTG111) mit einem Kursplus von 83 Prozent, gefolgt vom Messgerätehersteller für die Medizin- und Umwelttechnik Nynomic (WKN A0MSN1) - ehemals m-u-t - mit 71 Prozent und dem Fondsemissionshaus Lloyd Fonds (WKN A12UP2) mit 66 Prozent. Auf Sicht von drei Monaten hat Lloyd Fonds mit einem Plus von 41 Prozent die Nase vorn, auf Platz zwei und drei finden sich die Technologie-Holding MAX 21 (WKN A0D88T) und der Immobilienentwickler Consus Real Estate (WKN A2DA41) mit 17 und 16 Prozent.
Doch nicht nur ganz oben stehen Fintechs: Schlusslichter sind das Fintech-Unternehmen Naga Group (WKN A161NR), das in den vergangenen drei Monaten 66 Prozent an Wert eingebüßt hat, Vectron Systems mit einem Minus von 34 Prozent und das Fintech MyBucks (WKN A12UPJ) mit minus 28 Prozent.
Applaus für Neupositionierung von Lloyds Fonds
Bei Lloyds Fonds kommt offenbar die Neuausrichtung gut an: Diese fand nun auch auf der Hauptversammlung eine breite Zustimmung. Das Unternehmen will sich zum bankenunabhängigen Vermögensverwalter entwickeln. Der Fokus soll auf aktiv gemanagten, liquiden Publikumsfonds liegen. Daneben will Lloyds Fonds auf die individuelle Vermögensverwaltung setzen.
Der Immobilienentwickler Consus Real Estate hat eigenen Angaben zufolge "wesentliche strategische Fortschritte" erzielt, um seine Position als führender deutscher Wohnimmobilienentwickler in den Top 9 Städten weiter zu festigen. Zum einen wurde der Anteil an der CG Gruppe AG auf 75 Prozent erhöht, zum anderen die 58 Prozent-Beteiligung an der Gewerbe-AG GxP verkauft. Die Aktie (WKN A2DA41) kostete Mitte Juli noch 7 Euro, jetzt sind es 8,58 Euro.
Gut zugelegt hat im Juli auch die Aktie von FinLab, ein Frankfurter Unternehmen, das Fintech-Startups weiterentwickelt und mit Wagniskapital unterstützt. Die FinLab-Beteiligung Deposit Solutions hat eine Rekordfinanzierung in Höhe von 100 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Mit der neuen Finanzierungsrunde erreicht die Unternehmensbewertung eine halbe Milliarde US-Dollar. Deposit Solution, bekannt für die Einlagenportale "Zinspilot" und "Savedo", sei damit zu einem der wertvollsten FinTech Unternehmen in Europa aufgestiegen, hieß es.
Wieder viele positive Voten
In den vergangenen Wochen gab es wieder eine ganze Reihe von Kaufempfehlungen für Scale-Aktien. Das Münsteraner Analysehaus SMC Research rät bei Mic, mutares und Mensch und Maschine zum Einstieg, GBC votiert bei MyBucks und FinLab mit "Kaufen", GSC Research stuft Scherzer & Co hingegen nur auf "Hold". Die Kursziele liegen zum Teil weit über den aktuellen Notierungen.
SMC nennt für die Beteiligungsgesellschaft mutares ("Buy", WKN A0SMSH) einen fairen Wert von 18,90 Euro (aktuell 11 Euro). mutares habe das Portfolio in jüngster Zeit mit mehreren Akquisitionen ausgebaut und so das Jahresziel vorzeitig erreicht, heißt es. SMC sieht nach dem IPO der STS Group Potenzial für weitere erfolgreiche Projekte. Der faire Wert für das Software-Unternehmen Mensch und Maschine (WKN 658080) wird nun bei 30,80 Euro (aktuell 28,60 Euro) angesetzt, die Aktie wird weiter auf "Buy" gestuft. Besonders angetan sind die Analysten von der Zuverlässigkeit, mit der das Unternehmen seine Profitabilität seit Jahren erhöhe. Der Jahresabschluss der Beteiligungsgesellschaft mic AG (WKN A0KF6S) dokumentiert aus Sicht von SMC-Research Fortschritte in der Restrukturierung, auch wenn noch einige Aufgaben erledigt werden müssten. Das Kursziel wird von 1,40 auf 1,05 Euro (aktuell 0,48) reduziert, das Votum bleibt bei "Speculative Buy".
GBC rät zu MyBucks und FinLab
Das auf den Mittelstand spezialisierte Augsburger Investmenthaus GBC rät beim Fintec-Unternehmen MyBucks (WKN A2AJLT) weiter zum "Kaufen" und nennt ein Kursziel von 23,25 Euro, weit über der aktuellen Notierung von 9,55 Euro. Laut GBC gelingt MyBucks der Eintritt in das potenziell margenstarke Lizenzgeschäft, außerdem bedeute die Einstellung von Nebenaktivitäten eine Fokussierung auf den potenzialreichen afrikanischen Markt - das Kerngeschäft des Unternehmens. Auch FinLab (WKN 121806) wird empfohlen: Das Unternehmen profitiere aktuell von der starken Entwicklung der wichtigsten Beteiligung Deposit Solutions. Das Kursziel wird daher von 30,65 auf 33,75 Euro (aktuell 21,50 Euro) angehoben.
Das Düsseldorfer Research-Haus GSC Research hat unterdessen das Kursziel für die Beteiligungsgesellschaft Scherzer & Co. (WKN 694280) leicht von 2,75 auf 2,80 Euro (aktuell 2,76) angehoben und das "Halten"-Votum bekräftigt. Das Unternehmen etabliere sich als verlässlicher Dividendenzahler, heißt es.
Anleihen halten sich gut
Sämtliche Anleihen im Scale-Segment notieren weiter über Pari, besonders deutlich die Papiere des Fußballclubs Gelsenkirchen Schalke 04 (WKN A2AA04, der Karlsberg Brauerei (WKN A2AATX), Joh. Friedrich Behrens (WKN A161Y5), Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig (WKN A13SAD) und Eyemaxx Real Estate (WKN A2AAKQ). Scale ging im März 2017 an den Start und hat den Vorgänger Entry Standard abgelöst. Das Segment bietet Zugang zu Aktien und Anleihen kleiner und mittlerer Unternehmen. Unternehmen, die sich in Scale listen lassen wollen, müssen schon zwei Jahre existieren und 30 Millionen Euro Marktkapitalisierung aufweisen. Des Weiteren wurden fünf Kriterien angesetzt, von denen jedes Unternehmen drei erfüllen muss: ein Mindestumsatz von zehn Millionen Euro, ein positives Jahresergebnis, ein positives bilanzielles Eigenkapital, eine Mindestmitarbeiterzahl von 20 Personen und mindestens fünf Millionen Euro Eigenkapital. Und: Es gibt verpflichtende Research Reports durch die beiden Analysehäuser Morningstar und Edison Investment Research, die von der Deutschen Börse - und nicht von den Unternehmen selbst - in Auftrag gegeben werden. Dennoch richtet sich das Segment nur an gut informierte Anleger.
von: Anna-Maria Borse
21. August 2018, © Deutsche Börse AG
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