ETF-Namen: Was man aus ihnen erkennen kann
Auf den ersten Blick wirken die Namen der ETFs lang und sperrig. Dabei verstecken sich in den Textbandwürmern Details über die ETFs, die Anleger mit etwas Übung auf einen Blick übersetzen können. Was die Suche nach dem passenden ETF einfacher macht.
10. Juli 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der ETF-Name verrät viel darüber, um welche Art von ETF es sich handelt. Manche kommen einfach daher, etwa der ComStage DAX UCITS ETF, bei manchen klingt es schon komplizierter, etwa beim iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc). Mit ein bisschen Knowhow ist es nicht schwer, solche Bezeichnungen zu entschlüsseln.
ETF-Namen setzen sich in der Regel aus drei bzw. vier Komponenten zusammen:
-zugrundeliegender Index
-regulatorische Hinweise
-Hinweise zur Anteilklasse
Erstens: ETF- Emittent
An erster Stelle wird der ETF-Emittent genannt, etwa iShares, Xtrackers oder Lyxor.
Zweitens: Zugrundeliegender Index
An zweiter Stelle steht der zugrundeliegende Index, Beispiele sind DAX, Euro Stoxx 50 oder iBoxx Euro Germany 1-3. Meist ist aus dem Indexnamen bereits erkennbar, um welche Anlageklasse und Land/Region es sich handelt.
Zusätzlich wird manchmal noch angeführt, ob man es mit einen Performance- oder einen Kurs- bzw. Preisindex zu tun hat. Ein Performanceindex bezieht Kapitalveränderungen und Dividendenausschüttungen mit ein (TR = Total Return, GR = Gross Return). NR (Net Return) oder TNR (Total Net Return) bedeutet hingegen, dass bei der Indexberechnung die Nettodividenden/-zinsen nach Abzug von Quellensteuern berücksichtigt werden.
Drittens: Regulatorische Hinweise
An dritter Stelle finden sich regulatorische Hinweise. So sind alle an der Börse Frankfurt gelisteten ETFs sogenannte UCITS-ETFs, was im Namen des ETFs angeführt wird. UCITS bedeutet, dass der ETF den UCITS-Regeln der EU ("Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities", deutsch: "Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere = OGAW) entspricht. Diese dienen dem Anlegerschutz und legen fest, in welche Vermögensgegenstände und Finanzinstrumente eine Fondsgesellschaft investieren darf. So darf zum Beispiel maximal 20 Prozent des ETF-Vermögens in ein bestimmtes Wertpapier fließen. Außerdem darf bei swapbasierten ETFs der Anteil der Swaps am Fondsvermögen nur 10 Prozent betragen.
Dem folgt die Bezeichnung "ETF". Damit wird der ETF von ähnlichen Produkten abgegrenzt: von ETCs (Exchange Traded Commodities), ETNs (Exchange Traded Notes) und ETPs (Exchange Traded Products, ein Oberbegriff). Ein wichtiger Unterschied zwischen ETFs auf der einen und ETCs sowie ETNs auf der anderen Seite: ETFs stellen ein Sondervermögen dar und sind bei Konkurs der Depotbank/Fondsgesellschaft nicht Teil der Konkursmasse.
Viertens: Mögliche Zusatzangaben
Zum Teil folgen an vierter Stelle noch weitere Bezeichnungen.
USD, CHF, GBP etc.: Lautet der ETF nicht auf Euro, sondern eine andere Währung, etwa US-Dollar (USD), Schweizer Franken (CHF) oder britisches Pfund (GBP), wird dies im ETF-Namen aufgeführt.
Wer Wechselkursrisiken vermeiden will, sollte auf eine Währungsabsicherung achten ("hedged"). "Daily hedged" bzw. "Monthly hedged" bedeutet, dass die Währungsabsicherung täglich bzw. monatlich angepasst wird.
C, Acc, D, Dis, Dist beschreiben die Ertragsverwendung. Wie bei aktiv gemanagten Fonds können Erträge in Form von Dividenden oder Zinsen auch bei ETFs entweder einbehalten (thesauriert) oder ausgeschüttet werden: Thesaurierend wird meist abgekürzt mit C ("capitalisation") oder Acc ("accumulating"), ausschüttend mit D, oder Dis, oder Dist ("distributing").
DR: Eher selten aufgeführt wird die Art der Replikation, also ob es sich um einen physisch replizierenden oder swapbasierten ETF handelt. "DR" steht für direkte Replikation.
DE etc.: Auch das ETF-Domizil wird selten genannt. Da es steuerliche Vorteile haben kann, wenn das Domizil in Deutschland ist, führen es manche Anbieter an, allerdings gibt es keine einheitliche Beschreibung: Bei iShares steht (DE) im Fondsnamen, bei ComStage "1".
Short/2x/Double/3x etc.: Dieser Bezeichnungen stellen klar, dass es sich nicht um eine einfache Widergabe des Index handelt. "Short" heißt, dass der ETF die Entwicklung des Index invers widergibt. Mit solchen ETFs kann also auf fallende Kurse gesetzt werden. Achtung: Bei Anleihen kann Short auch heißen, dass kurz laufende Anleihen abgebildet werden.
2x, Double, 3x: Die Entwicklung des Index wird doppelt oder dreifach wiedergegeben.
1c, 2c etc: Diese Kürzel beschreiben Anteilsklassen: Ein Fonds kann mehrere Anteilklassen haben, die sich etwa hinsichtlich der Währung, der Gebühren oder der Art der Ertragsverwendung unterscheiden. Die Bezeichnungen sind nicht vereinheitlich, Details finden sich im Fondsprospekt.
Beispiele
ComStage DAX UCITS ETF: ein ETF von Comstage, der den DAX widergibt und UCITS-konform ist.
iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc): ein ETF von iShares, der den MSCI World in US-Dollar widergibt, UCITS-konform ist und die Erträge thesauriert. (Core ist eine unternehmensspezifische Bezeichnung von iShares: Die Core-Reihe besteht aus zwölf beliebten Aktien- und Anleihen-ETFs, die als zentrale Bausteine eingesetzt werden können.)
iShares EURO STOXX 50 UCITS ETF (DE): ein ETF von iShares, der den Euro Stoxx 50 abbildet, UCITS-konform ist und sein Domizil in Deutschland hat.
ComStage Commerzbank Bund-Future Double Short UCITS ETF: Ein UCITS-konformer ETF von Comstage, der die Entwicklung auf den Bund-Future invers und mit Hebel 2 widergibt.
iShares Euro Corp Bond ex-Financials 1-5yr UCITS ETF (Dist): ein UCITS-konformer ETF von iShares, der die Entwicklung des Euro Corporate Bond ex-Financials 1-5yr widergibt (Europäische Unternehmensanleihen ohne Bankanleihen mit Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren) und die Erträge ausschüttet.
von Anna-Maria Borse, 10. Juli 2018, © Deutsche Börse
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