Fidor Bank: Keine Lust auf Börsennotiz

"Banking mit Freunden", so lautet der Slogan der Fidor Bank. Dieser wird nun auf eine harte Probe gestellt.
von Lars Winter, Euro am Sonntag
In Zukunft will das Münchner Finanzinstitut offensichtlich seine Bankgeschäfte - frei nach dem Motto der bekannten Werbung für einen griechischen Anisée - nur noch mit "guten Freunden" tätigen, sprich: außerhalb der Börse. Wie die a href="http://www.finanzen.net/aktien/Fidor_Bank-Aktie" target="_blank">Fidor Bank Anfang der vergangenen Woche bekannt gab, richtet das Bankhaus seine Kapitalmarktstrategie neu aus und strebt ein Delisting an.
Den Rückzug vom Aktienmarkt begründet das Unternehmen unter anderem mit dem geringen Börsenumsatz bei den eigenen Aktien und dem nur geringen Streubesitz. Als Ausgleich für den Börsenrückzug soll außenstehenden Aktionären ein freiwilliges Übernahmeangebot unterbreitet werden. Detaillierte Konditionen rund um eine Abfindung sind bislang freilich noch nicht bekannt. Doch viele Aktionäre, die zudem oftmals auch Kunden von Fidor sind und der Bank seit Jahren die Treue halten, werden sich wohl nur mit einer großzügigen Abfindung zufriedengeben, berichten uns Kenner der Szene.
Weder der aktuelle Kurs von rund 7,70 Euro noch ein Preis auf dem Kursniveau der letzten beiden Kapitalerhöhungen bei 8,25 Euro werden dafür ausreichen. Zumal Fidor erst jüngst die ersten Großaufträge eingetütet hatte und zudem kurz vor der Expansion nach UK und in die USA steht. Laut eigenen Angaben befinden sich momentan knapp 27 Prozent der Fidor-Aktien im Streubesitz.
Und jetzt wird es interessant. Denn möglicherweise könnten sich nun Investoren, die eine Affinität für sogenannte Fintech-Dienstleistungen haben, auf der Käuferseite einfinden, mit denen sich sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat von Fidor bislang nicht auf einen Einstieg (wegen der geringen Börsenumsätze per Kapitalerhöhung) einigen konnten. Nach dem Delisting hätten diese Investoren dann mehr als nur einen Fuß in der Tür. Gelänge zudem der Erwerb von mehr als fünf Prozent der Anteile, würde auch ein Squeeze-out scheitern. Es bleibt abzuwarten, ob sich private Aktionäre nicht bald sogar zwischen zwei Interessenten und zwei Abfindungsangeboten entscheiden können. Und egal wie es ausgehen wird, dem Kurs der Fidor-Aktie dürften die Abfindungsspekulationen um das geplante Delisting in den kommenden Wochen auf jeden Fall noch mal Auftrieb geben.
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