Forderungen aus Polen

Rosneft-Aktie tiefer: Enteignung von Rosneft Deutschland steht an

12.12.22 17:13 Uhr

Rosneft-Aktie tiefer: Enteignung von Rosneft Deutschland steht an | finanzen.net

In der Bundesregierung laufen nach einem Bericht im Handelsblatt Vorbereitungen für eine mögliche Enteignung der Deutschland-Tochter des russischen Ölkonzerns Rosneft.

Damit würde die Bundesregierung Forderungen der polnischen Regierung erfüllen, die laut Handelsblatt als Bedingung für Öllieferungen von Polen an die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt die Enteignung von Rosneft Deutschland gefordert hat. Rosneft Deutschland ist Mehrheitseigner von PCK. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums wollte den Bericht im Handelsblatt nicht kommentieren.

Bislang wird PCK vor allem mit russischem Rohöl beliefert. Ab Januar verbietet die Bundesregierung Öllieferungen aus Russland, sodass die Raffinerie PCK ab Januar Öl aus Polen benötigt. Die polnische Regierung setzt dafür aber die Enteignung von Rosneft Deutschland zwingend voraus, berichtet das Handelsblatt mit Verweis auf polnische und deutsche Regierungskreise.

Diesen Standpunkt habe die polnische Seite zuletzt bei einem Gespräch in Berlin am Donnerstag klargemacht, so die Zeitung. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte dazu auf Handelsblatt-Anfrage: "Wir werten die Gespräche jetzt innerhalb der Bundesregierung aus und rechnen mit einer Entscheidung derzeit bis Ende der Woche."

Laut Handelsblatt reicht es Polen nicht, dass die Bundesregierung Rosneft Deutschland im September unter Treuhand-Verwaltung gestellt hat. Die Treuhand-Verwaltung würde im März auslaufen. Denkbar sei laut Regierungsvertretern, dass Polen Lieferungen über Danzig ab Januar zusagt, und die Enteignung von Rosneft Deutschland nach März stattfindet, so die Zeitung.

Die Raffinerie PCK ist der wichtigste Lieferant für Mineralölerzeugnisse wie Benzin und Diesel im Raum Berlin-Brandenburg. Ab Januar sind Öllieferungen über Rostock an PCK geplant. Diese würden die russischen Öllieferungen nicht komplett ersetzen. Deshalb brauche es laut Beteiligten der Verhandlungen weitere Lieferungen über den polnischen Hafen Danzig, berichtet das Handelsblatt.

Polen hat nach Handelsblatt-Informationen Interesse daran geäußert, über den polnischen Mineralölkonzern Orlen selbst bei PCK einzusteigen. Demnach gibt es Gespräche, dass Orlen den 37,5 Prozent großen Anteil von Shell übernehmen könnte. Der britische Konzern will diesen schon länger loswerden, allerdings hatte Rosneft Deutschland bislang ein Vorkaufsrecht. Dieses ist laut Insidern nach Auffassung von Shell nun aber erloschen, so die Zeitung. Bei dem Gespräch am Donnerstag in Berlin sollen laut Handelsblatt auch Orlen-Vertreter gewesen sein. Wie die Zeitung weiter schreibt, halten polnische Verhandlungskreise eine Enteignung auch dann für notwendig, wenn Orlen den Shell-Anteil übernimmt.

Die Rosneft-Aktie verliert in Moskau zwischenzeitlich 0,25 Prozent auf 335,30 Rubel.

BERLIN (Dow Jones)

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