Osram: Berlien leuchtet aus
LEDs machen das Geschäft mit Licht so zyklisch wie das mit Chips. Deshalb will Chef Olaf Berlien den Konzern auf Firmenkunden fokussieren.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Osram-Chef Olaf Berlien wagt den radikalen Schnitt. Das lange Zeit ertragreiche, inzwischen aber rasch schrumpfende Geschäft mit Glühbirnen sowie LED-Lampen für Endverbraucher soll ausgegliedert werden. Am Dienstag wird der Aufsichtsrat des Münchner Lichttechnikkonzerns über den Plan des neuen Vorstandschefs abstimmen.
Als Ex-Manager des Stahl- und Industriekonzerns ThyssenKrupp ist Berlien, der Osram seit Januar führt, ein Quereinsteiger im Leuchtengeschäft. Für die Fokussierung der ehemaligen Lichttechniksparte von Siemens auf das Geschäft mit Firmenkunden ist die Abspaltung traditionsreicher Bereiche jedoch ein Vorteil. Am Umbau werde "ganz sicher kein Weg vorbeiführen" - das hatte Berlien bereits im Februar gesagt.
Anleger stehen auf Wandel
Die Details des grundlegenden Wandels, die wenige Tage vor der Aufsichtsratssitzung bekannt wurden, kommen bei Investoren und Anlegern gut an. Der Kurs der Osram-Aktie erreichte ein Allzeithoch. Schließlich gelten Glühlampen oder auch Energiesparleuchten unter Experten als Auslaufmodell.Licht emittierende Dioden, unter dem Kürzel LED bekannt, sind Halbleiter. Es sind Chips, die als Lichtquellen im Vergleich zu Glühbirnen und Energiesparleuchten deutlich weniger Energie benötigen und auch langlebiger sind. Inzwischen ist die neue Technologie wegen der fallenden Preise auch für Verbraucher eine Alternative.
Die Schattenseite dieser Revolution: Die LED-Halbleiter machen das Lichtgeschäft schwankungsanfällig. Vor allem bei LED-basierten Leuchtmitteln, die im Einzelhandel verkauft werden, ist das Risiko hoher Verluste groß. Denn die Markteintrittsbarrieren sind für neue Produzenten niedrig. Konzerne aus Asien, wo der globale Schwerpunkt der Massenfertigung der Halbleiterbranche liegt, sind kostenmäßig im Vorteil. Auch deshalb hatte der niederländische Philips-Konzern Anfang April über 80 Prozent des Lichtgeschäfts verkauft und will den Bereich bis 2016 komplett aufgeben.
Infineon als Vorbild
In der Branche herrschen zunehmender Wettbewerb und Überkapazitäten. Die Folge: ein dramatischer Preisverfall bei elektronischen Bauteilen und hohe Verluste für LED-Hersteller. Um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden wie einst die Ex-Schwester Infineon, die sich im Speicherchipmarkt beinahe das Genick brach, will Konzernlenker Berlien rechtzeitig gegensteuern.Mit der Ausgliederung der Massenprodukte schrumpft das Geschäft des Konzerns insgesamt um zwei Milliarden Euro Umsatz, das entspricht rund 40 Prozent des gesamten Volumens. Fast ein Drittel der 34.000 Beschäftigten bleibt in den ausgegliederten Einheiten. Für die Sparten werden Partner gesucht, die die Geschäfte mittelfristig komplett übernehmen. Detailliert präsentiert wird die neue Strategie im Juni.
In den größten verbleibenden Sparten Opto Semiconductor und Speciality Lighting gehört Osram mit LED- und Lasertechnik laut Bankhaus Lampe weltweit zu den Top 3. Im Geschäft mit der Automobilindustrie sind die Münchner demnach sogar die globale Nummer 1.
Weil Lichttechnologie für Kunden aus der Autobranche und der Industrie spezielle Anforderungen erfüllen muss, sind langjährige Beziehungen zu Firmenkunden, ähnlich wie bei Infineon, enorm wertvoll. Auch deshalb schaffte der Bereich Opto Semiconductor laut Bankhaus Lampe im vergangenen Jahr mit 17,2 Prozent operativer Marge die höchste Profitabilität im LED-Chipsektor.
Im Bereich Specialty Lighting steuert die Autobranche 80 Prozent des Geschäfts bei. Die Weiterentwicklung von LED-Chips zu LED-Modulen bringt höhere Margen. Osram werde damit aber auch ein Konkurrent für Kunden wie die Autozulieferer Hella oder Valeo, sagt Karsten Illtgen vom Bankhaus Lampe.
Der Technologiewandel fordert also Fingerspitzengefühl von Berlien. Aufsichtsratschef Peter Bauer, der Infineon wieder in die Erfolgsspur brachte, wird den Quereinsteiger unterstützen.
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