Anlageberater: "Anleger sollten die Fed bekämpfen"
Die US-Notenbank liegt mit ihrer Geldpolitik seit Jahren falsch. Diese Meinung vertritt Stephen Isaacs von Alvine Capital und rät Anlegern deshalb dazu, sich gegen die Fed zu positionieren.
• Fed signalisiert weiterhin falkenhafte Geldpolitik
• Stephen Isaacs sieht Fed auf falschem Weg
• Anleger sollten sich gegen derzeitige Fed-Politik positionieren
"Don’t fight the Fed" - so lautet eine der bekanntesten Börsenregeln. Gemeint ist, dass Investoren ihr Portfolio nach der aktuellen Geldpolitik der US-Notenbank ausrichten sollten und nicht versuchen, gegen sie anzukämpfen. Sonst könnte es teuer werden. Doch ganz im Widerspruch zu dieser Börsenweisheit rät Stephen Isaacs, Chairman des Investment-Komitees von Alvine Capital, nun dazu, sich mit der Fed anzulegen.
Zinswende
Um die wirtschaftlichen Belastungen durch die Corona-Pandemie abzufedern, hatten die internationalen Notenbanken ihre Geldschleusen weit geöffnet. Die US-Notenbank Fed beispielsweise hat ihren Leitzins auf die extrem niedrige Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent gesenkt. Doch die zunehmende Rückkehr der US-Wirtschaft in den Normalbetrieb nach der Corona-Pandemie, verbunden mit den enormen Stimuli der Regierung und der Währungshüter blieben nicht ohne Folgen und heizten die Teuerung an. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sowie globale Lieferkettenprobleme nach der Corona-Krise taten ihr Übriges und haben die US-Inflation im Sommer 2022 sogar auf den höchsten Stand seit über 40 Jahren klettern lassen.
Lange Zeit hatten die US-Währungshüter die enorm steigenden Verbraucherpreise jedoch nur für ein vorübergehendes Phänomen gehalten. Doch Mitte März 2022 konnten sie die ausufernde Inflation nicht länger ignorieren und erhöhten den Leitzins um 25 Basispunkte. Das war die erste Erhöhung seit 2018. Seit dieser Zinswende hat die US-Notenbank ihren Leitzins in mehreren großen Schritten auf inzwischen 3,00 bis 3,25 Prozent angehoben.
Für die Währungshüter ist diese Straffung der Geldpolitik jedoch ein Balanceakt, denn höhere Zinsen helfen zwar dabei, die Inflation zu dämpfen, können aber zugleich das Wirtschaftswachstum bremsen. Deshalb kommen nun bei vielen Marktteilnehmern Rezessionsängste auf. Dennoch hat Fed-Chef Jerome Powell deutlich signalisiert, dass er zu weiteren Zinserhöhungen bereit ist, um die Inflation zu bekämpfen, selbst wenn dies zu einer wirtschaftlichen Rezession führt. An den Märkten wird deshalb erwartet, dass die Fed ihren Leitzins in den kommenden Monaten auf etwa 4,5 Prozent anheben wird, dort dürfte er dann längere Zeit bleiben.
Fehlbare Fed
Angesichts dieses Spannungsfelds wird das Vorgehen der Fed zunehmend hinterfragt. "Die Frage die wir uns selbst stellen müssen lautet: ‚Sollten wir die Fed bekämpfen?‘ Und ich sage, dass wir dies tatsächlich in Betracht ziehen sollten, weil die Fed fehlbar ist. Im Grunde liegt die Fed seit zwei Jahren falsch", äußerte beispielsweise Isaacs gegenüber dem US-Sender "CNBC" harsche Kritik an der Fed und ging dabei sogar so weit, sich gegen die gängige Börsenweisheit "Don’t fight the Fed" zu stellen. Isaacs hält den US-Währungshütern vor, dass sie erst im Sommer 2022 und damit viel zu spät ernsthafte Schritte zur Inflationsbekämpfung unternommen hätten, nachdem sie zum Ende der Corona-Pandemie die "inflationären Feuer noch angeheizt" hätten.
Entgegen der weitverbreiteten Marktmeinung hält der Anlageberater eine erneute Kehrtwende in der Geldpolitik der Fed für denkbar: "Falls sich die Datenlage wirklich ändert […], dann wird die Fed […] aggressiv umkehren. Und wenn man bedenkt, dass der Markt jedoch weitere deutliche Zinserhöhungen eingepreist hat, dann könnte dies enorme Auswirkungen auf die Asset-Kurse haben", meint Isaacs.
Für die kommenden Monate rechnet Isaacs mit einer ganzen Anzahl "sehr schwieriger Situationen" - unter anderem an der Kredit-Front. "Da könnte etwas platzen. […] Nach etwas derartigen halte ich Ausschau, ich achte auf einen potentiellen Auslöser und ich denke Investoren sollten in dieser Zeit versuchen Assets zu kaufen", so der Experte.
Redaktion finanzen.net
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