US-Notenbank ist unsicher über Zinskurs und will Bilanzabbau beenden
Die US-Notenbank Federal Reserve hat ihre Ende Januar signalisierte vorsichtige Haltung unterstrichen.
Wie aus dem am Mittwochabend veröffentlichten Protokoll zur jüngsten Zinssitzung hervorgeht, sind sich viele ranghohe Notenbanker derzeit unsicher über den geldpolitischen Kurs in diesem Jahr. Dagegen scheint Einigkeit zu bestehen, den Abbau der durch Krisenmaßnahmen aufgeblähten Notenbankbilanz noch in diesem Jahr zu beenden.
Viele Zentralbanker der Fed seien sich noch nicht im Klaren darüber, welcher Zinskurs in diesem Jahr angebracht sei, heißt es in der Mitschrift. Einige Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses FOMC könnten sich weitere Zinsanhebungen nur dann vorstellen, wenn auch die Inflation anzieht. Andere Notenbanker nennen eine anhaltend solide Konjunktur als Voraussetzung für weitere Zinsanhebungen.
Die Mitschrift bestätigt damit den Kurswechsel, den die Notenbank Ende Januar signalisiert hatte. Bis dahin hatte sie einen moderaten Straffungskurs mit regelmäßigen Zinshebungen verfolgt. Nach der jüngsten Zinssitzung versprach sie jedoch, bei Zinsanhebungen künftig "geduldig" vorgehen zu wollen. Als Grund hatte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell seinerzeit konjunkturelle Risiken genannt, unter anderem das schwächere Wachstum der chinesischen Wirtschaft. Darüber hinaus verwies Powell auf die verhaltene Inflation und die schwankungsanfälligen Finanzmärkte.
Deutlich sicherer als in der Zinspolitik sind sich die Zentralbanker beim Abbau ihrer auf gut 4 Billionen US-Dollar aufgeblähten Bilanz. Fast alle Teilnehmer plädierten dafür, den im Herbst 2017 begonnen Abbau der Bilanzsumme noch in diesem Jahr zu beenden. Die Ankündigung eines Plans, wie dabei vorzugehen sei, sollte nicht allzu lange auf sich warten lassen, heißt es in dem Protokoll.
Der Abbau-Stopp der Fed-Bilanz wurde bereits erwartet, weil ihn die Notenbank Ende Januar selbst angedeutet hatte. Mittlerweile haben ihn auch mehrere hochrangige Notenbanker ins Gespräch gebracht. Zurzeit schmilzt die Bilanzsumme der Fed um monatlich bis zu 50 Milliarden US-Dollar. In dieser Höhe lässt die Zentralbank Wertpapiere, die sie in der Finanzkrise erworben hatte, auslaufen, ohne sie durch neue Papiere zu ersetzen.
Würde die Fed diesen Abbau tatsächlich in diesem Jahr stoppen, läge ihre Bilanzsumme wesentlich höher als vor der Finanzkrise. Seinerzeit hatte die Bilanz einen Umfang von etwa 800 bis 900 Milliarden Dollar. Folge dieser Geldschwemme ist, dass die Fed ihre Geldpolitik heute vollkommen anders durchführt als vor der Finanzkrise. Früher waren kleine Wertpapieroperationen die Regel, heute spielen sie kaum mehr eine Rolle. Dafür zahlt die Fed den Geschäftsbanken Zinsen für deren Guthaben bei ihr und steuert dadurch den Marktzins.
An den Finanzmärkten sorgte die Mitschrift der Fed für moderate Reaktionen. Der US-Dollar legte auf breiter Front etwas zu, während am amerikanischen Anleihemarkt die Renditen moderat anstiegen. An den US-Aktienbörsen legten die Kurse leicht zu.
WASHINGTON (dpa-AFX)
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