Ex-Fed-Chef Greenspan: Es gibt 2 Blasen am Markt - und keine davon ist Bitcoin
Alan Greenspan, einer der bekanntesten Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Chef der US-Notenbank spricht eine eindeutige Warnung aus und nimmt gleichzeitig US-Präsident Donald Trump ins Visier.
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Fast 20 Jahre lang stand Alan Greenspan an der Spitze der US-Notenbank Federal Reserve. Während seiner Amtszeit hat er vier US-Präsidenten erlebt - und eine Reihe von Wirtschaftskrisen ebenfalls, darunter auch den legendären Börsencrash im Jahr 1987. Seitdem äußert sich der Wirtschaftsexperte immer wieder zu Themen, die Geldpolitik und die Märkte betreffen. In der Vergangenheit hat er sich mit seinen Einschätzungen dabei als treffsicher erwiesen, seine Wortschöpfung "irrationaler Überschwang", mit der er in den 90er Jahren die Marktlage während der Dotcom-Blase charakterisierte, hat Eingang in die Geschichtsbücher gefunden.
Warnung vor 2 Blasen am Markt
Auch 2017 sieht der Experte die Wirtschaft und die Märkte wieder in einem kritischen Zustand. "Es gibt zwei Blasen: Wir haben eine Aktienmarktblase und wir haben eine Bondmarktblase", erklärte Greenspan in einem Interview mit Bloomberg TV. Dabei sieht er die Blase am Anleihenmarkt am Ende des Tages als "das kritische Thema".
Entwarnung gibt der Experte nur auf kurze Sicht, da sei es "nicht so schlimm". Langfristig sei allerdings mit einem starken Anstieg der Zinssätze zu rechnen, was die gesamte Wirtschaftsstruktur beeinflussen werde. Sollte die Fed die Zinssätze zu schnell anheben, werde dies die Inflation anheizen, so Greenspan weiter. Fiskalisch rechnet er mit einer "instabilen langfristigen Perspektive, in der sich die Inflation durchsetzen wird".
Neu an Greenspans Warnung ist die Tatsache, dass er auch den Aktienmarkt zwischenzeitlich für überhitzt erklärt und im Blasenstadium sieht. Bisher hatte er ausschließlich den Bondmarkt kritisch beurteilt. Doch zwischenzeitlich haben sich die Aktienkurse deutlich aufgeheizt, auch wenn die US-Märkte aktuell eine Verschnaufpause einlegen: Seit dem Amtsantritt von Donald Trump haben Aktien eine Rekordrally hingelegt. Allein der US-Leitindex Dow Jones schoss um 44 Prozent nach oben.
Kritik an Trump
Den US-Präsident nahm sich Alan Greenspan im Interview denn auch gesondert zur Brust. Es habe ihn gelinde gesagt überrascht, dass Trump in seiner Rede zur Lage der Nation "all diese neuen Initiativen nicht finanziert" habe. "Ich denke, wir kommen jetzt an einen Punkt, an dem das Pendel zur Inflationsseite ausschlägt." Die Frage sei nur, wann. "Wir steuern auf Stagflation zu", so der Wirtschaftsexperte angesichts magerer Produktionszahlen und eines schwachen Dollar.
Bereits in der Vergangenheit hatte der ehemalige Fed-Chef scharfe Kritik an Donald Trump und dessen wirtschaftlicher Agenda geübt. Seine Steuerreform hatte er als "großen Fehler" bezeichnet, im Interview mit Bloomberg lieferte er nun die Begründung nach. Die Reform werde das Staatsdefizit noch verstärken, auch die Ankündigung, mehr für Infrastrukturprojekte auszugeben, werde sich entsprechend auswirken, fürchtet Greenspan. Schließlich habe Trump nicht genau erklärt, wie er dies alles finanzieren wolle.
Die geplanten Ausgaben werden wohl ein Loch in den Staatshaushalt reißen, was für einen schnelleren Anstieg der Zinssätze sorgen könnte. Erst am Mittwoch hatten die US-Währungshüter an starke Signale für eine weitere Leitzinsanhebung auf der nächsten Sitzung am 21. März gegeben. Die Wirtschaft brauche eine "weitere graduelle" Anpassung der Leitzinsen, hieß es von Seiten der Fed. In diesem Jahr rechnen Marktbeobachter mit drei Leitzinserhöhungen.
Redaktion finanzen.net
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