Experteneinschätzung

Mark Mobius: Darum sollten Anleger mit einem Investment in Argentinien noch warten

05.04.19 21:24 Uhr

Mark Mobius: Darum sollten Anleger mit einem Investment in Argentinien noch warten | finanzen.net

Emerging Markets-Experte Mark Mobius ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht von den Investmentchancen in Argentinien überzeugt. Zu viele Probleme würden das südamerikanische Land derzeit im Griff haben. Sollten diese in naher Zukunft gelöst werden, könnte sich das Blatt jedoch wenden.

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Die Lage in Argentinien ist nach wie vor durch viele Schwierigkeiten geprägt: Das Land steckt nach wie vor in einer schweren Wirtschaftskrise. Im vergangenen Jahr schrumpfte das BIP um 2,4 Prozent. Laut Daten des Statistikamts Indec stieg der Bevölkerungsteil, der in Armut lebte, auf 32 Prozent und die Arbeitslosenquote belief sich auf 9 Prozent, wie die dpa berichtete. So senkte die internationale Kreditagentur Standard & Poor's ihr langfristiges Rating für Argentinien von "B+" auf "B" und stuft das Land damit als hochspekulative Anlage ein.

Währungskrise in Argentinien

Neben der Wirtschaftskrise macht auch eine heftige Währungskrise Argentinien zu schaffen. So stieg die Inflationsrate in 2018 auf 48 Prozent. Es ist nicht die erste Inflation, die das Land im Griff hat. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs führte der stete Wechsel von sich entgegengesetzten Wirtschaftsideologien zu mehreren Krisen und gar zu einer Hyperinflation Ende der 80er Jahre, was wiederum zu einem Vertrauensverlust der argentinischen Bevölkerung in die eigene Landeswährung, dem Argentinischen Peso, zur Folge hatte. Aus diesem Grund kommt es noch heute dazu, dass Argentinier die eigene Währung bevorzugt in Dollar umtauschen, bzw. ihr Kapital ins Ausland verlagern.

Wertverlust des Argentinischen Pesos

Vor diesem Hintergrund halbierte sich der Wert des Argentinischen Peso in Bezug auf den US-Dollar im vergangenen Jahr. Ein Trend der auch in 2019 noch anhält. So beläuft sich der Wert eines US-Dollars aktuell (Stand: Schlusskurs vom 03.04.2019) auf 42,85 ARS, während es zu Jahresbeginn lediglich 37,25 ARS waren. Seit Jahresbeginn hat der Argentinische Peso demnach nochmal 15,03 Prozent an Wert eingebüßt. Eine Tatsache, die den Schwellenland-Experten Mark Mobius an sich eigentlich nicht abschrecken dürfte.

Mobius' Einschätzung

Denn der Portfolio-Manager ist normalerweise dafür bekannt, insbesondere in schwierigen Zeiten in aufstrebende Volkswirtschaften zu investieren. Wie Mobius einst schrieb, wäre "der beste Zeitpunkt zu kaufen, wenn jeder schreit, dass die Straßen mit Blut getränkt sind" wie Alphaville den Gründer von Mobius Capital Partners zitiert.

Große markoökonomische Ungleichgewichte

Trotzdem sei für den Marktexperten die Zeit für ein Investment in Argentinien noch nicht gekommen. Zu groß seien derzeit noch die Unsicherheiten, die das Land im Griff haben: "Die Situation ist ziemlich schlimm. Die Lebensqualität hat sich verringert, die Bildungsniveaus sind gesunken und wir sind mit der makroökonomischen Situation noch nicht zufrieden … Es hat jede Menge Schmerz gegeben und die Menschen werden das nicht ewig aushalten.", so Mobius gegenüber Alphaville.

Im vergangenen Jahr kam der Internationale Währungsfonds (IWF) Argentinien mit einem milliardenschweren Hilfspaket, das in mehreren Tranchen ausgezahlt wird, zu Hilfe. Doch die in jahrzehntelang gewachsenen makroökonomischen Ungleichgewicht sind nur schwer wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Denn wie Goldman Sachs-Analyst Alberto Ramos gegenüber Alphaville zu Bedenken gibt, wurden über einen langen Zeitraum Haushalts- oder Währungsdefizite durch eine "inflationäre Währungspolitik und/oder instabiles und unnachhaltiges Aufnehmen von externen Krediten finanziert." So konnte der IWF zwar bis jetzt etwas Abhilfe schaffen, es werde wahrscheinlich jedoch eine ganze Weile dauern, bis die Ungleichheiten bereinigt wurden.

Zweiter Unsicherheitsfaktor: Wiederwahl Mauricio Macris

Ein weiteres Hindernis für Investitionen in Argentinien besteht Mobius zufolge in der politischen Unsicherheit rund um Argentiniens Präsident Mauricio Macri. Dieser setzt bis dato die strenge vom IWF geforderte Sparpolitik bislang rigoros durch. Jedoch steht im Oktober diesen Jahres eine neue Präsidentschaftswahl an und es sei alles andere als sicher, dass Macri die Wahl erneut für sich entscheiden könne und ob sein Nachfolger die IWF-Maßnahmen fortführen werde. Der derzeitige Präsident erfreue sich nicht gerade der größten Beliebtheit. Wie die dpa berichtet, seien einer Studie zufolge nur 35 Prozent der argentinischen Bevölkerung mit Macris Politik zufrieden. Sollte seine Vorgängerin Cristina Fernández de Kirchner oder ein anderer Peronist zur Wahl antreten, könnte es für den konservativen Präsidenten eng werden.

Das sieht auch Mobius so: "Es gibt so viel Negatives, gegen das Macri bestehen muss", so Mobius. So laste auf dem argentinischen Präsidenten ein großer Druck. Nur bei Erreichen eines starken Mandats, würde Mobius es sich nochmal überlegen, ob sich ein Investment in das südamerikanische Land nicht doch lohne. Bis allerdings nicht klar sei, ob Macri auch weiterhin Präsident bleibe, wäre die Situation zu unsicher. Investoren sollten daher lieber erstmal auf Investitionen in das südamerikanische Land verzichten. Sollte Macri sich jedoch als Gewinner der Präsidentschaftswahl erweisen und er sich auch weiterhin an das aufgesetzte Sparprogramm halten werde, würde auch wieder Geld ins Land fließen.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Franklin Templeton Investments, Axel Griesch für Finanzen Verlag