Börsenlegende Jim Rogers über den asiatischen Markt: Japan ist ruiniert, doch es gibt einen Geheimtipp
Die Meinung von Börsenlegende Jim Rogers ist oft gefragt, wenn es um die Einschätzung der Lage an den Finanzmärkten geht. Seit über zehn Jahren lebt der gebürtige US-Amerikaner in Singapur und verfügt über besondere Kenntnisse des asiatischen Markts. Das sollten Anleger gerade beachten.
Jim Rogers gilt als absoluter Starinvestor. Diesen Ruf erlangte er insbesondere mithilfe seines mit einer weiteren Börsenlegende, George Soros, gegründeten Hedgefonds "Quantum Funds". Der Fonds hatte in den 90er Jahren innerhalb einer Woche mit strategischen Leerverkäufen des britischen Pfunds einen Gewinn von über einer Milliarde US-Dollar gemacht und die Britische Zentralbank dazu gezwungen, das Pfund abzuwerten. Noch heute ist die Expertise des Starinvestors oft gefragt, insbesondere wenn es um die Bewertung der Lage an den Finanzmärkten überall auf der Welt geht.
Der ganz große Crash steht der Welt weiterhin bevor
Oft schlägt die Börsenlegende pessimistische Töne an. So warnte er in den vergangenen Jahren wiederholt und eindringlich vor einer neuen Finanzkrise, die alles je Dagewesene in den Schatten stellen werde. Ursache der nächsten großen Krise sei die weltweite Anhäufung von Schulden, insbesondere in den USA, aber auch im Land der Mitte. So kommt Rogers bei seiner Bewertung des asiatischen Markts erneut nicht um negative Töne herum. Rogers nannte in einem Interview mit Nikkei Asian Review als Auslöser des nächsten großen Crashs konkret "unvorhergesehenes Bankrottgehen von Unternehmen und Kommunalregierungen in China", da insbesondere dort sich in den vergangenen Jahren immer mehr Schulden angesammelt hätten. Um die Schulden abzubauen, würden alle Betroffenen versuchen weniger Geld auszugeben, was wiederum eine Verlangsamung der Wirtschaft zur Folge hätte.
Wirtschaftsverlangsamung in China
Tatsächlich machte China erst kürzlich Meldung, dass das BIP in diesem Jahr langsamer wachsen werde, mit 6 bis 6,5 Prozent. Und auch das Haushaltsdefizit klettert von 2,6 Prozent der Wirtschaftsleistung in 2018 auf 2,8 Prozent in diesem Jahr wie die dpa berichtet. Es scheint, Rogers Prognose könne sich bewahrheiten. In Sachen Handelsstreit zwischen den USA und China gab es jüngst wenig Neues zu berichten, jedoch ist Rogers überzeugt, dass dieser in naher Zukunft durch Zugeständnisse seitens Chinas beigelegt werden kann: "China wird sich womöglich dazu bereit erklären, mehr landwirtschaftliche Produkte aus den USA zu kaufen oder vielleicht auch mehr Energie". Generell sieht Rogers in China enormes Potential. Während die USA das wichtigste Land des 20. Jahrhunderts gewesen sei, sei China zur bedeutendsten Nation des 21. Jahrhunderts aufgestiegen, wie er es in einem Interview mit IG TV formulierte.
Nordkorea mit viel Investmentpotential
Das asiatische Land mit derzeit am meisten Investitionspotential sei Nordkorea. Trotz des ergebnislosen Gipfels zwischen Kim Jong-un und Donald Trump gäbe es hier derzeit große Chancen. So würden vermehrt China und Russland in Nordkorea investieren, da es dort "enorme Bodenschätze" und "arbeitswillige, kostengünstige und ausgebildete Arbeitskräfte" gäbe. Allerdings betonte er gegenüber IG, dass er derzeit keine Investitionen dort tätige, da es für US-Bürger derzeit noch illegal sei. Auch über Südkorea äußerte sich Rogers positiv, da es dort viele Menschen mit Geld- und Managementkompetenzen gäbe. Eine Wiedervereinigung der beiden Staaten auf der koreanischen Halbinsel könnte die Investmentchancen weiter erhöhen, da so Geld, das derzeit in Rüstung und Verteidigung fließe, anders eingesetzt werden könnte, wie die Japan Times aus einem Gespräch mit Rogers zitiert.
Japan ist "ruiniert"
Das asiatische Land, das bei Rogers Einschätzung am schlechtesten davonkommt, ist Japan. So machte er gegenüber Nikkei Asian Review deutlich, dass er Japan für "ruiniert" halte und aufgrund dessen seine gesamten japanischen Investitionen verkauft hätte. Als Grund gab er an, dass Japan Steuern erhöht habe, obwohl Steuererleichterungen und eine verstärkte Geldzirkulation angebracht gewesen wären. Dies hätte ihn zu dem Ausverkauf bewogen. Des Weiteren hätte Japan mit einem großen Schuldenberg und einer sinkenden Geburtenrate zu kämpfen wie Rogers bei der Japan Times erläutert. Trotz dieser düsteren Bewertung gäbe es Rogers zufolge jedoch noch Hoffnung für Japan. So könnte das Land mit Tourismus, Landwirtschaft und dem Bildungssektor mit Investoren punkten. Um die Wirtschaft Japans anzukurbeln, empfiehlt der Börsenexperte außerdem das Kürzen von Ausgaben, Zollverringerungen und eine "umsichtige" Einwanderungspolitik. Zum Thema Weltwirtschaft und Japan war Rogers im Übrigen erst kürzlich in Japan auf Lesetour, um sein im Januar erschienenes Buch "The Future of Japan and The World That Will Be Read Through the Flow of Money" vorzustellen.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Axel Griesch/Finanzen Verlag, provided by Jim Rogers