Mark Mobius: Der Handelskrieg ist noch nicht vorbei
In einem Interview mit CNBC bezweifelt Mark Mobius, dass der Handelskrieg zwischen China und den USA vorüber sei. Vor allem Schwellenländer könnten die Nutznießer des Handelskonflikts werden.
Am Wochenende hatten sich Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping im Anschluss an das G20-Treffen in Buenos Aires auf einen 90-tägigen Waffenstillstand im Handelskrieg geeinigt. Mit diesem Beschluss konnte eine Eskalation der Handelskonflikte zunächst verhindert werden, welche beide Volkswirtschaften schon länger unter Druck setzten. Der US-Präsident hatte zugesagt, während dieser Zeit keine zusätzlichen Zölle auf chinesische Importe zu erheben bzw. zu erhöhen. China sicherte hingegen zu, seine amerikanischen Einfuhren zu steigern, um das Handelsungleichgewicht zu verringern.
Nachdem die temporäre Einigung der beiden Staaten bekannt wurde, schnellte der Dow Jones am Montag in die Höhe und auch Aktien der Emerging Markets stiegen deutlich an. Die Einigung scheint also zur Entspannung der Märkte zu führen, wobei abzuwarten bleibt, wie sich der Konflikt nach Ablauf der Frist weiterentwickelt.
Aufstrebende Wirtschaften als Gewinner des Handelskrieges
Mark Mobius gilt als Experte der Emerging Markets und sieht schon lange die Vorteile der dort günstigen Aktien. Seiner Einschätzung nach könnten gerade die Schwellenländer aus der bis dahin angespannten Lage Profit schlagen. "Die Emerging Markets, ausgenommen China, könnten wahrscheinlich von diesem Handelskrieg profitieren, da viele Produktionen aus China verlegt werden", sagte der Fondsmanager CNBC am Montag.
Zu den Gewinnern zählte Mobius insbesondere Brasilien, da sich das Land in derselben Zeitzone wie die USA befände und über "ziemlich gute Fertigungsmöglichkeiten" verfüge. Des Weiteren sah Mobius auch eine Chance für die Türkei, aus dem Handelskonflikt Nutzen zu ziehen, da es den Devisenhandel aufgrund des anhaltenden Währungsverfalls besonders benötige. Außerdem nannte der Starinvestor noch Bangladesch und Vietnam als Nutznießer des Handelskriegrs, da diese von der Bekleidungs- bzw. Schuhindustrie profitieren könnten.
Erneute Finanzkrise abgewendet?
Noch im Juli machte Mobius Schlagzeilen damit, dass er vor der Möglichkeit einer erneuten weltweiten Finanzkrise warnte. Der Handelsstreit drohte im Sommer zu eskalieren, nachdem US-Präsident Trump ankündigte, weitere chinesische Waren mit Strafzöllen belegen zu wollen. Auch China hatte mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. In diesem Zusammenhang hatte Emerging Markets-Experte Mobius mit einem Einbruch von Schwellenländer-Aktien gerechnet und weit Schlimmeres in Aussicht gestellt.
Diese Prophezeiung scheint sich vorerst allerdings nicht zu bestätigen. So sagte der Starinvestor beispielsweise noch im Juli für den MSCI Emerging Markets Index bis zum Jahresende einen Gesamtrückgang von 16 Prozent voraus. Zwar kam es bei dem Index zu Rückgängen, diese blieben allerdings hinter den düsteren Erwartungen zurück. So führte die Angst vor einer Ausweitung der Währungskrise von der Türkei auf Währungen anderer Schwellenländer, ein steigender Ölpreis und die Verunsicherung durch den Handelskrieg zwischenzeitlich dazu, dass sich einige Anleger veranlasst sahen, ihr Geld aus den Emerging Markets abzuziehen. Nichtsdestotrotz hält Mobius an dem Potenzial der Schwellenländer fest und betont, dass ein Investment in diese lohnenswert sei.
Redaktion finanzen.net
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